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Bille und Zottel 02 - Zwei unzertrennliche Freunde

Bille und Zottel 02 - Zwei unzertrennliche Freunde

Titel: Bille und Zottel 02 - Zwei unzertrennliche Freunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Caspari
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brachte den Tee in einer bauchigen Silberkanne, und hinter ihr erschienen Daniel und Simon, die älteren Brüder von Florian. Daniel, siebzehnjährig, blond, blauäugig und sehr groß, glich der Mutter, während der fünfzehnjährige Simon das Ebenbild des dunkelhaarigen Vaters war. Die Jungen begrüßten die Gäste mit tiefen Verbeugungen. Hatte nur noch gefehlt, daß sie mir die Hand küssen, dachte Bille.
    Sie sah sich vorsichtig um. Wann erschien denn nun endlich diese Bettina, allmählich wurde sie neugierig. Aber Florian kehrte allein zurück.
    „Bettina möchte keinen Tee“, erklärte er achselzuckend. „Sie fühlt sich nicht gut, sie möchte liegenbleiben.“
    Frau Henrich schüttelte mißbilligend den Kopf.
    „So ein Unsinn“, sagte sie seufzend, „vorhin fehlte ihr doch nichts. Wahrscheinlich hat sie Angst vor unseren Gästen. Sag ihr...“
    „Oh, bitte, darf ich mitgehen?“ warf Bille ein. „Vielleicht kann ich sie überreden herunterzukommen — und — nun, dann lernen wir uns doch gleich kennen...“
    Herr Tiedjen warf ihr einen anerkennenden Blick zu, und Frau Henrich schien über diesen Vorschlag fast erleichtert zu sein.
    „Das ist eine ausgezeichnete Idee“, sagte sie lebhaft. „Florian wird dir ihr Zimmer zeigen."
    Bille stand vorsichtig auf, um nicht noch einmal den Tisch ins Wanken zu bringen. Sie war heilfroh, der steifen Atmosphäre für einen Augenblick entrinnen zu können.
    „Ihr seid alle so schrecklich gut erzogen“, flüsterte sie Florian zu, als sie draußen waren. „Eure Mutter ist sehr streng, nicht wahr?“
    „Ziemlich“, meinte Florian gleichmütig, „aber man kann es umgehen. Nur bei Tisch muß man sich furchtbar zusammenreißen, sonst wird man ohne Essen auf sein Zimmer geschickt. Aber sonst — wenn sie nicht in der Nähe ist...“
    Bille seufzte. Ihre Begeisterung für den Auftrag, sich um Bettina zu kümmern, hatte bereits einen gewaltigen Knacks bekommen, noch bevor sie das Mädchen überhaupt gesehen hatte. Der Gedanke, in Zukunft einen großen Teil ihrer Zeit in diesem gräßlich vornehmen Haus verbringen zu müssen, wirkte wie eine kalte Dusche.
    Florian führte sie die Treppe hinauf und einen langen Gang entlang. Vor der letzten Tür machte er halt, klopfte kurz und öffnete im gleichen Moment.
    „Besuch für dich!“ rief er ins Zimmer und schob Bille an sich vorbei durch die ‘Für. „Beschnuppert euch, ich geh wieder runter, sonst ist der Kuchen alle. Und macht nicht so lange, damit ich nicht noch mal hochgeschickt werde. Mutti kann es nicht leiden, wenn man zu einer Mahlzeit zu spät kommt.“
    Bille trat zögernd ins Zimmer. Auf einem altmodischen Ungetüm von Bett lag ein blasses Mädchen mit großen dunklen Augen Marke „verwundetes Reh“ und einem mageren Gesicht,das von einer wallenden dunklen Lockenmähne umrahmt wurde. Über die rechte Stirnseite verlief, halb von den Haaren verdeckt, eine rote Narbe, als habe jemand dem Mädchen gerade einen Peitschenhieb versetzt.
    „Bettina. Ich bin Bille. Sybille Abromeit . Ich bin eine zukünftige Mitschülerin von dir und soll dir ein bißchen helfen, dich bei uns zurechtzufinden“, sagte Bille mit gekünstelter Fröhlichkeit und streckte dem Mädchen die Hand entgegen.

    Bettina ließ ihre Hand kraftlos in Billes fallen, sie erwiderte den Druck nicht, und ihr Blick ging gleichgültig durch Bille hindurch.
    Du lieber Himmel, das kann ja heiter werden! dachte Bille entsetzt. Jetzt hilft nur noch eine Flucht nach vorn!
    „Willst du mal mein Pferd sehen? Es steht unten, genau unter deinem Fenster. Das heißt — es gehört mir natürlich nicht, es gehört Herrn Tiedjen , aber ich darf es pflegen und reiten“, plauderte Bille drauflos. „Es heißt Zottel wegen seines zottigen Aussehens. Und rate mal, woher es kommt? — Direkt aus dem Zirkus. Mann, o Mann, habe ich zuerst Schwierigkeiten gehabt, ihm seine Zirkuskunststücke abzugewöhnen, das kannst du mir glauben!“
    So ein Quatsch, dachte sie, was rede ich da bloß, es hört sich an, als wolle ich vor ihr angeben. Ich muß es anders anfangen, muß sie irgendwie zum Reden bringen!

    Bettina hatte sich nicht gerührt, sie lag auf dem Bett, die Augen halb geschlossen, und nahm Billes Anwesenheit gar nicht zur Kenntnis.
    „Bist du schon mal geritten?“ fragte Bille.
    Bettina antwortete nicht.
    „Vielleicht reitest du viel besser als ich — so gut wie deine Vettern?“
    Bettina schwieg.
    „Magst du sie? Deine Vettern, meine ich. Also, um ganz

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