Bille und Zottel 04 - Applaus fuer Bille und Zottel
dich überall gesucht!“ Bettina hielt vor dem Gatter und sprang aus dem Sattel. „Die Jungen schauen Herrn Tiedjen zu, sie bewundern euren Patrick bei der Arbeit.“
„Ein Pferd wie ein Denkmal, nicht wahr?“
„Ja, er ist atemberaubend schön. Da muß doch jeder Stute das Herz höher schlagen.“
Bille hatte Lohengrin das Halfter angelegt und öffnete das Gatter.
„Sag mal, kann ich Sternchen nicht hier draußen lassen? Die Koppel ist doch jetzt frei, und ich komme heute sowieso nicht dran und bin nur Zuschauer.“
„Klar. Nimm ihr den Sattel ab und leg ihn Lohengrin auf den Rücken, er ist Kavalier und wird ihn für dich tragen.“
„Sternchen gefällt mir in den letzten Tagen gar nicht so recht“, klagte Bettina. „Sie ist irgendwie verändert, nervös, unruhig — hoffentlich wird sie nicht krank.“
„Du mußt sie eben sehr genau beobachten. Hat sie Fieber?“
„Habe ich noch nicht gemessen.“
„Das würde ich an deiner Stelle unbedingt tun. Nur zur Beruhigung. Na komm, ich muß meinen Faulpelz hier noch ein bißchen schön machen, bevor der Unterricht losgeht. Du kannst mir ja helfen.“
Bettina hatte Sternchen abgesattelt und gab ihr einen zärtlichen Klaps. Die Stute trabte vergnügt über die Koppel und strebte den schattigen Bäumen am anderen Ende zu, wo das würzigste Gras wuchs und angenehme Kühle herrschte.
„So krank sieht sie gar nicht aus. Ich glaube, du siehst unnötig schwarz, vielleicht hatte sie nur schlechte Laune.“
Die beiden Mädchen ließen Sternchen allein und gingen zum Stall hinüber. Auf dem Longierplatz belohnte Herr Tiedjen Patrick gerade mit ein paar Zuckerstücken. Daniel und Simon hatten ihre Pferde im Schatten der Reithalle angebunden und sahen ihm zu.
Bille begann, mit Bettinas Hilfe, Lohengrin zu putzen und zu satteln. Dann ritt sie zur Reitbahn hinüber. Daniel und Simon trabten schon und ritten eine Reihe Figuren.
Herr Tiedjen ruht sich noch einen Augenblick aus“, rief Daniel Bille zu. „Wir sollen schon mal anfangen.“
„Halbe Stunde wird’s dauern“, ergänzte Simon.
„Bis dahin hat mich der Dicke geschafft“, murmelte Bille und drückte Lohengrin ihre Stiefelabsätze in die Flanken. „Der glaubt, er kann hier seinen Mittagsschlaf halten.“
Nach einer knappen halben Stunde kam Herr Tiedjen — er ging jetzt nur noch auf einen Stock gestützt - und nahm in seinem Spezialsessel Platz.
„Heute werden wir uns ein bißchen auf die Dressur konzentrieren“, sagte er. „Nun zeigt mir mal, was ihr könnt!“ Zu Daniel gewandt fügte er hinzu: „Bist du mit ihm klargekommen?“
„Tadellos“, sagte Daniel. „Er hat sich benommen wie ein Herr.“
„Er hat einen sehr guten Charakter. Er ist temperamentvoll und kräftig wie ein Elefantenbulle, aber du kannst ihn an einem Seidenfaden lenken. Allerdings nur, wenn er dich mag.“
„Aha, du hast Patrick in den Stall bringen dürfen“, rief Bille ihm zu. „Das ist eine Ehre!“
„Sogar auf die Koppel. Ich habe mich auch sehr geehrt gefühlt.“
„So, meine Lieben, jetzt wollen wir mal ein bißchen am fliegenden Galoppwechsel arbeiten.“
Das Training begann, und alle Gedanken waren auf die Arbeit gerichtet. Bettina schaute eine Weile zu, dann schlich sie davon, um sich ein wenig zu sonnen.
Im Park war es still. Ein leichter Wind strich durch die Bäume, die tanzenden Blätter warfen Schattenspiele auf Rasen und Wege. Bettina legte sich ins Gras und blinzelte in die Sonne. Die Wärme machte sie schläfrig. Schon halb im Traum hörte sie noch das leise, zärtliche Wiehern zweier Pferde...
Am Schluß des Unterrichts ließ Herr Tiedjen seine drei Schüler Formationsreiten üben. Das erforderte ihre ganze Konzentration. So dauerte es eine ganze Weile, bis Bille bemerkte, daß Bettina ihr heftig zuwinkte.
„Was ist los? Ist was passiert?“ fragte sie, als sie an der Freundin vorbeiritt. Bettina nickte heftig.
Bille galoppierte neben Daniel und Simon eine weitere Runde um die Bahn.
„Bitte, komm schnell!“ sagte Bettina leise und sah Bille flehend an.
Bille entschuldigte sich bei Herrn Tiedjen und verließ die Reitbahn.
„Was ist denn? Du glühst ja.“
„Komm schnell, es ist etwas Furchtbares passiert. Ich muß dir was zeigen!“
Bettina lief voraus, und Bille trabte auf Lohengrin hinter ihr her.
„Binde Lohengrin lieber am Stall an“, bat Bettina.
„Du machst es aber spannend. Warum?“
„Das wirst du gleich sehen.“
Bettina führte Bille um den Stall herum zu
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