Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bille und Zottel 04 - Applaus fuer Bille und Zottel

Bille und Zottel 04 - Applaus fuer Bille und Zottel

Titel: Bille und Zottel 04 - Applaus fuer Bille und Zottel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Caspari
Vom Netzwerk:
Pferde!“
    „Und trotzdem bist du nicht glücklich.“
    „Ja, das ist es ja. Ich verstehe mich selbst nicht mehr. Ewig bin ich unzufrieden mit mir. Ich meine einfach, ich müßte nun endlich alles können.“
    „Ach, Kind!“ Herr Tiedjen lachte auf. „Du wirst ein Leben lang lernen und immer neue Erfahrungen machen - man hört nie auf, Schüler zu sein.“
    Bille schwieg. Er hatte ja recht . Vor etwas mehr als einem Jahr hatte sie mit dem Reiten begonnen. Sie hatte schnell Fortschritte gemacht, da sie jeden Tag reiten konnte, oft sogar mehrere Stunden. Trotzdem stand sie schließlich noch am Anfang ihres Reiterdaseins.
    „Hast du das Gefühl, daß ich zuviel von dir verlange?“
    „Um Himmels willen, nein! Ich ärgere mich doch nur über mich selbst!“
    „Das ist normal, das tun wir alle von Zeit zu Zeit.“
    „Vielleicht...“, überlegte Bille, „hängt es einfach mit der Schule zusammen. Die Schule hängt mir so zum Hals heraus, ich kann’s gar nicht beschreiben. Und sie kostet soviel unnötige Zeit. Am liebsten würde ich aufhören.“
    „Bist du verrückt?“ Herr Tiedjen blieb stehen und sah sie entsetzt an. „Du weißt nicht was du sagst. Es gibt nichts Schrecklicheres für mich, als Leute, die nur Pferde im Kopf haben und sonst nichts. Kein Buch lesen, sich nicht dafür interessieren, was in der Welt vorgeht, für Musik, Theater, Kunst kein Interesse aufbringen — von Fremdsprachen ganz zu schweigen. Wissen ist etwas so Schönes!“ Herr Tiedjen sah Bille durchdringend an. „Sag mal — hast du Schwierigkeiten in der Schule?“
    „Nicht direkt. Ich war immer unter den drei Besten — und jetzt bin ich ein bißchen schlechter geworden.“
    „Weißt du was? Ich mache dir einen Vorschlag. Du weißt ja, daß ich mich sehr schonen muß, einen großen Teil des Tages soll ich liegen. Das ist sehr langweilig auf die Dauer. Wie wär’s, wenn du nachmittags zu mir kämst und deine Aufgaben mit mir gemeinsam machst? Vielleicht an drei Tagen in der Woche — wir könnten zusammen Tee trinken und ein bißchen über Groß-Willmsdorf sprechen — über die Pferde — über meine Zukunftspläne. Mir geht da eine ganze Menge im Kopf herum. Und dann werden wir uns um deine Aufgaben kümmern. Und anschließend gehen wir in die Reitbahn. Was hältst du davon? Ich will dich natürlich nicht überreden. Sag es mir ruhig, wenn du keine Lust hast, deine Nachmittage am Krankenbett eines alten Mannes zu vertrödeln.“
    „Alter Mann?“ Bille mußte lachen. „Im Gegenteil — die Idee ist so toll, daß ich gar nicht mehr weiß, warum ich eben so todtraurig war. Gleich morgen?“
    „Klar! Ich sage Frau Engelke, sie soll einen Kuchen backen und eine große Kanne Kakao kochen. Ich hoffe, du magst Kakao?“
    „Und ob!“
    „Dann bin ich beruhigt. Ich liebe nämlich Kakao über alles, und alle Leute setzen mir Kaffee oder Tee vor. Wahrscheinlich fürchten sie um meine schlanke Linie.“
    Als Bille Lohengrin zum Stall führte, hatte sie das Gefühl, einen halben Meter über dem Erdboden zu schweben. Und kaum war sie zu Hause, platzte sie auch schon mit der Neuigkeit heraus.
    „Er muß dich sehr gern haben“, sagte Mutsch nachdenklich. „Wahrscheinlich hat er sich immer gewünscht, eine Tochter wie dich zu haben. Statt dessen hat er einen Sohn, der sich nicht um ihn kümmert.“
    „Waaas? Herr Tiedjen hat einen Sohn? Das habe ich ja gar nicht gewußt!“
    „Du warst noch zu klein damals. Deshalb kannst du nicht wissen, daß er einmal verheiratet war. Mit einer Amerikanerin. Er war noch sehr jung, deshalb ging die Ehe wohl nicht gut. Seiner Frau gefiel es nicht, daß er ständig auf Reisen war und sie hier in Groß-Willmsdorf hockte. Sie sprach noch kein Deutsch und hatte keine Freunde. Dann hat sie wohl von ihm verlangt, daß er das Turnierreiten aufgibt. Na ja, und als er immer weitermachte, war sie eines Tages weg. Mit dem Jungen. Zurückgegangen nach Amerika.“
    „Warum ist sie nicht mit ihm gefahren, wenn er zu den Turnieren fuhr?“
    „Sie konnte nicht reiten und machte sich nichts aus Pferden. Er hätte so eine Frau niemals heiraten dürfen “, sagte Onkel Paul. „Jedenfalls nicht, wenn er nicht bereit war, das Turnierreiten aufzugeben.“
    „Vielleicht wäre es anders gewesen, wenn sie unsere Sprache verstanden hätte. Sie hätte leichter Freunde gefunden. Aber sie kam auch aus einer Großstadt und war das Landleben nicht gewohnt.“
    „Er tut mir leid. All die Jahre allein in dem großen

Weitere Kostenlose Bücher