Bille und Zottel 05 - Die schoensten Ferien hoch zu Ross
sah ihn von der Seite an.
„Mach dir nichts draus“, Simon lachte leise, „mir ist gerade was eingefallen.“
„Und was?“
„Na ja, es ist komisch: immer wenn ich ans Reiten denke, so wie eben, und mir das so vorstelle, wie ich durch Frankreich reite oder durch England — immer bist du dabei. Merkwürdig, nicht wahr?“
„Hier muß ’ne ansteckende Krankheit ausgebrochen sein", quakte Florian hinter ihnen.
Simon ließ Billes Hand los und gab Pünktchen die Sporen. Die Stute schoß überrascht davon. Bille blieb verwirrt zurück Neben ihr kam Florian heran.
„Was hat er denn?“ fragte er neugierig. „Über was habt ihr gesprochen?“
„Och...“ Bille versuchte, ein gleichgültiges Gesicht zu machen. „Wir haben eben einen neuen Plan entwickelt — für später irgendwann... “
„Erzählst du ihn mir?“
„Klar. Wenn es soweit ist.“
Sie kamen aus dem Wald heraus und sahen das Dorf unter sich liegen. Dort drüben lag der Hof von Frau Albrecht, deutlich sah man die Eingangstür mit den großen Geranienschalen rechts und links davor.
Bille hörte einen unterdrückten Schrei des Entsetzens in ihrem Rücken.
„Nein!“ keuchte Joy. „Sie kriegen mich nicht. Ich lasse mich nicht im Internat einsperren! Ihr habt keine Ahnung, wo ich bin, hört ihr? Verratet mich nicht! Bitte!“
„Aber Joy, sei doch vernünftig, sie wissen doch jetzt, daß du hier bist“, rief Daniel hinter ihr her.
Aber Joy galoppierte bereits den Weg zurück und war gleich darauf im Wald verschwunden.
„Was ist eigentlich los?“ fragte Florian verständnislos.
„Siehst du nicht den Jeep da unten auf dem Hof? Er gehört Joys Vater. Na Prost! Das Gewitter, das uns jetzt erwartet, dürfte das gestrige um einiges in den Schatten stellen“, seufzte Bille. „Warum waren wir auch so dumm und haben uns eingeredet, der Schwindel würde nicht herauskommen. Geschieht uns ganz recht.“
„Na kommt“, sagte Daniel, „desto eher haben wir’s hinter uns.“
Bille war, als müsse sie aufs Schafott steigen, als sie in den Hof einritten. Wie hatte sie sich von Joy nur so beruhigen lassen können! Joy mit ihrem ständigen „da fällt mir schon was ein“, „das schaffe ich schon“ und „das ist schließlich mein Problem!“ Am Anfang hatte Bille noch versucht, mit ihr über ihre Flucht von zu Hause zu reden, aber schließlich hatte sie selbst geglaubt, Joy sei für ihre Dummheiten allein verantwortlich und müsse wissen, was sie tat.
Herr Hoffmann erwartete sie vor der Haustür.
„Wo ist Joy?“ fragte er schneidend.
„Wir wissen es nicht“, sagte Daniel unsicher.
„Ich höre wohl nicht richtig! Du hast die Unverschämtheit, mir ins Gesicht zu lügen?“
„Wir wissen es wirklich nicht“, sagte Bettina fest. „Als sie vom Waldrand aus Ihren Wagen auf dem Hof sah, ist sie umgekehrt und wie eine Wilde davongaloppiert. Sie war so schnell verschwunden — ich glaube, sie wußte in dem Augenblick selbst nicht, wo sie hinwollte.“
Herr Hoffmann war schneeweiß im Gesicht. Er trat einen Schritt auf Daniel zu.
„Komm mit“, sagte er kalt. „Du bist ja wohl der Älteste von euch und trägst die Verantwortung für das Unternehmen. Ich möchte mit dir sprechen.“
Daniel hatte Mühe, aus dem Sattel zu kommen, so weich waren seine Knie. Bille saß ebenfalls ab und nahm Asterix beim Zügel. Herr Hoffmann stapfte ins Haus, Daniel folgte ihm schweigend.
Bille verschwand mit Asterix und Zottel in der Scheune und sattelte sie ab. Die anderen folgten ihr zögernd.
„Du lieber Himmel!“ stammelte Bettina. „Das gibt ein Theater! Was werden die Eltern sagen... “
Und Herr Tiedjen ! fuhr es Bille durch den Kopf. Ihm hatten sie es zu verdanken, daß sie bei den Hoffmanns zu Gast sein durften. Nein — soweit durfte es einfach nicht kommen!
Aus dem Haus hörte man Herrn Hoffmann brüllen. Daniels Stimme war nicht zu erkennen, wahrscheinlich kam er gar nicht zu Wort.
Nach einer Weile erschien Daniel. Er ging wie ein Nachtwandler zu Asterix und legte ihm den Sattel wieder auf.
Asterix schnaubte ärgerlich. Daniels Gesicht hatte die Farbe eines schimmelnden Weißkäses, nur um die Augen glühten ein paar rote Flecken.
„Was ist los? Was hast du vor?“ fragte Bille ängstlich.
„Joy suchen“, sagte Daniel rauh . „ Er wartet oben darauf, daß ich ihm seine Tochter auf dem silbernen Tablett serviere, damit er ihr den Hintern versohlen kann. Dabei ist sie fast fünfzehn!“ Daniel lachte bitter. „Macht’s gut,
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