Bille und Zottel 05 - Die schoensten Ferien hoch zu Ross
Freunden weiterzureiten und sie bat, ihm zu sagen, wie sie sich die Lösung des Problems vorstellte.
Nachdem sie gegessen hatte, verschwand Joy im Zimmer der Mädchen und schrieb an ihren Vater einen zehn Seiten langen Brief. Und da ihre Schreibwut ansteckend wirkte, entschlossen sich die anderen, ebenfalls an die Eltern zu schreiben. Und Frau Albrecht belohnte so viel guten Willen mit einem riesigen Napfkuchen.
Das lustigste Volksfest
Der Abschied von Frau Albrecht fiel ihnen schwer. Einen weiteren Tag waren sie nach all den Aufregungen noch geblieben, aber dann hieß es endgültig weiterreiten.
Frau Albrecht versorgte sie reichlich mit Proviant und ließ sich auf der Karte die Strecke zeigen, die sie sich für die letzten Tage vorgenommen hatten.
„Da kommt ihr ja ganz nah an Oldesweiler vorbei!“ rief Frau Albrecht überrascht aus. „Na, da müßt ihr unbedingt einen Abstecher machen! Übermorgen beginnt doch das große Volksfest — da müßt ihr unbedingt hin. Und wohnen könnt ihr bei meinem Vetter, da ist Platz genug. Ich werde ihn anrufen und ihm sagen, daß ihr kommt.“
„Was ist das für ein Volksfest?“ erkundigte sich Bettina.
„Ein Fest zu Ehren der Gründung des Ortes vor siebenhundert Jahren“, erklärte Frau Albrecht stolz, als wäre sie an der Gründung beteiligt gewesen. „Mein Vetter ist im Festkomitee. Was glaubt ihr, was da alles los sein wird!“
„Warum nicht?“ Daniel sah die anderen fragend an. „Übermorgen könnten wir dort sein und die Eröffnung des Festes miterleben. Und wenn wir Aussicht auf ein Quartier haben... “
„Das ist kein Problem“, sagte Frau Albrecht lachend. „Das halbe Dorf ist mit mir verwandt.“
Frau Albrechts Vetter hätte ebensogut ihr Zwillingsbruder sein können, so ähnlich war er ihr. Alles an ihm war rund und er strahlte die gleiche Herzlichkeit aus wie seine Cousine. Seine Frau war schmal und zierlich und erinnerte mit ihren großen braunen Augen und flinken Bewegungen an ein Eichhörnchen. Die beiden hatten eine ganze Schar Kinder, die sämtlich wie kleinere Ausgaben des rundlich-fröhlichen Vaters wirkten. Sie begrüßten Bille und ihre Freunde wie nach einer gefährlichen Expedition heimgekehrte Familienmitglieder. Frau Albrecht mußte stundenlang mit ihnen telefoniert haben, denn sie waren über jede Einzelheit informiert. Für die Pferde standen sechs saubere Boxen mit frischer Streu bereit, und für ihre Reiter war reichlich Platz in dem geräumigen Bauernhaus.
„Das sind die drei Zimmer für unsere nächsten sechs Kinder“, erklärte der Hausherr augenzwinkernd.
„Gleich gibt es Mittagessen“, gab Erwin, der Älteste, bekannt. „Und danach können wir mit der Probe beginnen.“
„Mit welcher Probe?“ fragte Bille höflich.
„Na, für unser Ritterspiel morgen.“
„Oh, ihr probt ein Ritterspiel. Dürfen wir da zuschauen?“
„Wieso zuschauen? Ihr spielt doch mit!“
„Ach... “, sagte Bille überrascht, „wir spielen mit?“
„Klar! Wozu seid ihr denn sonst hier?“
„Tante Lotte hat gesagt, ihr wollt mitfeiern“, meldete sich eine der kleineren Schwestern zu Wort.
„Alle die mitfeiern, machen was“, rief eine andere dazwischen.
„Na, dann machen wir auch was, ist doch logisch“, sagte Florian. „Ihr werdet mit uns zufrieden sein.“
Wenn Bille und ihre Freunde geglaubt hatten, bei dem Ritterspiel handle es sich um eine Aufführung der Kinder, so wurden sie bald eines Besseren belehrt.
Nach Tisch zogen sie mit Erwin und seinen Geschwistern zur Burg hinauf, die sich oberhalb des zwischen Weinbergen an einem Hang liegenden Oldesweiler erhob. Im Burghof waren bereits Zuschauerbänke für ein paar hundert Leute aufgebaut. Junge Burschen auf gefährlich schwankenden Leitern schmückten das alte Gemäuer mit Girlanden und Fähnchen.
„Wo sind die Pferde?“ rief einer von ihnen Erwin zu. „Ohne die Pferde können wir doch nicht proben!“
Erwin winkte lässig ab.
„Die holen wir später. Erst mal müssen wir denen da doch das Spiel erklären und den Text einstudieren „Die haben uns total verplant“, flüsterte Simon Bille zu, „ich bin gespannt, was noch alles kommt.“
Bei dem Ritterspiel handelte es sich um die blutrünstige und rührende Geschichte des Grafen Edelbert, der Burg und Stadt Oldesweiler gegründet hatte, auch wenn die Stadt nie über die Größe eines mittleren Dorfes hinauswuchs. Der Lehrer der Volksschule hatte das Stück geschrieben, und ursprünglich hatte man geplant,
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