Bille und Zottel 08 - Ein Filmstar mit vier Beinen
ein wenig unterhalten wollte sie sich wenigstens noch mit ihren Lieblingen, ehe sie den Heimweg antrat.
Tom und Herr Tiedjen waren bereits wieder nach Groß- Willmsdorf hinübergefahren. Daniel, Simon und Florian gingen ins Haus, um sich etwas zu essen zu organisieren. Da das Ehepaar Henrich heute in die Stadt gefahren war, hatten die Kinder das, was sie „ihren freien Tag“ nannten. Sie konnten essen, wann und was sie Lust hatten und mußten sich nicht auf die Minute pünktlich unter den gestrengen Augen ihrer Mutter am Familientisch versammeln.
Bille kam aus Feodoras Box und wollte zu Troja hinübergehen.
Ein eigenartiges Geräusch lenkte ihre Aufmerksamkeit zu Black Arrows Box hinüber. Nein — das war nicht zu fassen! Hatte sich Zottel doch tatsächlich wieder losgerissen und war zu seinem Herzensfreund marschiert! Da stand er nun, die Nase an Black Arrows linkem Ohr und wieherte so eigenartig dunkel und leise, daß es sich anhörte, als flüstere er dem Freund den neuesten Filmklatsch des Tages zu und lache leise dabei. Und Black Arrow antwortete auf die gleiche Weise!
„Ihr alten Tratschtanten !“ Bille lachte laut heraus, so daß Bettina aus Sternchens Box gestürzt kam, um zu sehen, was es da gäbe. „Schau dir die zwei an! Ist das nicht eine unmögliche Bande?“ Bille trat zu Zottel und nahm ihn am Zügel. „Komm, du Entfesselungskünstler, jetzt geht’s aber nach Hause. Schließlich bist du ab heute Filmschauspieler und hast die Verpflichtung, dich fit und in Form zu halten!“
In den nächsten Wochen brauchte Zottel tatsächlich all seine Kräfte. Die Filmaufnahmen verlangten ihm in hohem Maße Geduld und Ausdauer ab. Aber er erfüllte seine Aufgabe zur Zufriedenheit aller, und es dauerte nicht lange, da war er der Liebling des ganzen Teams. Bille hatte allen Grund, um seine gute Figur zu fürchten, so viele Leckerbissen wurden ihm zugesteckt.
Besonders gut verstand Zottel sich mit seinem Partner Florian Geiger, der den jungen Russen spielte, dem Zottel als Reit- und Packtier anvertraut war. Zwischen den beiden schien es eine geheime Zwiesprache zu geben, wenn sie schwierige Szenen miteinander probten, so zum Beispiel, wenn sie im Kanonendonner und Granatenbeschuß in Deckung gehen mußten und Zottel sich gehorsam neben dem Schauspieler niederließ. Oder wenn sie zwischen brennenden Balken über den Hof laufen mußten.
Bille wurde fast eifersüchtig darauf, wie gehorsam Zottel seinem Partner in allem folgte. Zottels frühere Zirkuserfahrung schien wieder zum Vorschein zu kommen, und Bille war dankbar für jede Szene, die sie selbst — als Double für den Schauspieler — mit ihrem Pony spielen durfte, um auch ein wenig von seinem Ruhm profitieren zu können.
Die heikelste Aufgabe wurde ihnen gestellt, als es darum ging, aus einer brennenden Scheune zu galoppieren, die hinter ihnen zusammenbrach.
Die künstliche Scheune war auf einem brachliegenden Stück Feld aufgebaut worden. Um Zottel an die Flammen rechts und links zu gewöhnen, entfachte man das künstliche Feuer bereits bei den Proben, ebenso wurden die Geräusche der explodierenden Geschosse über Tonband eingespielt. Nach anfänglicher Unsicherheit hatte sich Zottel schnell daran gewöhnt. Er schien zu verstehen, daß dies hier eine Art Spiel war, in dem er seinen Part erfüllen mußte.
Das Zusammenbrechen der Scheune allerdings konnte nur ein einziges Mal aufgenommen werden. Zur Sicherheit hatte der Regisseur Elmar Schreiner zwei Kameras aufbauen lassen, für den Fall, daß eine von beiden ausfallen oder eine unbrauchbare Aufnahme produzieren würde. So etwas kam immer mal wieder vor.
Bille hatte Lampenfieber. Wenn eine Aufnahme mehrmals
wiederholt wurde, regte sie sich niemals auf. Aber jetzt, wo alles auf einer Karte stand...
„Reiß dich zusammen, Dicker! Wir müssen perfekt sein, hörst du? Wir wollen ihnen zeigen, was wir können!“
Zottel schnaufte und schüttelte die Mähne, als wolle er sagen: Verlaß dich auf mich, das kriegen wir schon hin! In der Scheune war es dunkel, sie waren allein. Von ihnen in dem hellen Viereck des offenen Scheunentors waren undeutlich die aufgestellten Kameras und die dahinter versammelte Mannschaft zu erkennen. Eine Menge Zuschauer hatte sich eingefunden, so eine Sensation wollten sie sich nicht entgehen lassen!
Bille schwitzte in der dicken Uniform. Lieber Gott, laß es klappen! betete sie inständig. Da kamen schon die Kommandos.
„Fertig, Bille?“
„Fertig!“
„Feuer
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