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Bille und Zottel 15 - Pferde im Schnee

Bille und Zottel 15 - Pferde im Schnee

Titel: Bille und Zottel 15 - Pferde im Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Caspari
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zwanzig Minuten spazierengingen.
    Zur Belohnung bekam Zottel noch einmal einen Apfel und eine Handvoll Hafer, den das Mädchen in der Futterkiste stibitzt hatte.
    „So“, sagte Oliver, „hier hast du einen Lappen, damit mußt du sein Fell jetzt schön trockenreiben, siehst du, so.
    „Aber er ist doch ganz trocken!“
    „Trotzdem. Das macht man so, es gehört dazu“, erwiderte ihr Bruder streng. „Ich bringe inzwischen den Sattel und die Trense in die Sattelkammer. Wenn du fertig bist, vergiß nicht, die Boxentür sehr sorgfältig zu schließen, hörst du?“
    „Klar, mache ich.“
    Olivers Schwester hatte wirklich die beste Absicht gehabt, die Boxentür richtig zu schließen. Ja, sie war ganz sicher, sie richtig geschlossen zu haben, nur war ihr entgangen, daß der Riegel sich gute zehn Zentimeter weiter zuschieben ließ. Mit gutem Gewissen und stolz über die vollbrachte Tat hüpfte sie von dannen.
    Zottel nahm ihr den Irrtum nicht übel. Im Gegenteil. Als er ihr nachblickte und bemerkte, daß die Tür auf leisen Druck nachgab, tat er erst einmal gar nichts. Er stellte sich in die Mitte der Box, ließ den Kopf hängen und döste. Draußen war es grau und naß, und man versäumte nicht viel, wenn man auf einen Spaziergang verzichtete.
    Erst als Frieder die hintere Stalltür weit öffnete, um eine Schubkarre voller Mist hinauszufahren, und hinter der Stallecke verschwand, lockte es Zottel ins Freie, Einer so einladend geöffneten Tür konnte er einfach nicht widerstehen. Draußen verharrte er kurz. Ein kalter Wind blies ihm die Mähne zu einem Kamm auf und biß ihn in die Nase. So frontal angegriffen, verzog sich Zottel lieber in ruhigere Gefilde. Und da er Frieder, der ihn unverzüglich in die Box zurückgebracht hätte, nicht unbedingt begegnen wollte, wandte er sich in die entgegengesetzte Richtung. Bei seinem Spaziergang durch den Park waren ihm da so gewisse Düfte in die Nase gestiegen, denen es nachzugehen lohnte.
    Auf dem Hof und im Park war es still. Wer noch unterwegs war, rannte eilig dem Schloß zu, wie Zottel beobachtete, er vermied es aber, sich den Zweibeinern anzuschließen. Jetzt gingen drinnen die Lichter an, auch dort schienen sie es alle eilig zu haben; Schatten schwirrten hinter den Vorhängen mal zur einen, mal zur anderen Seite.
    Vorn vor dem Haus hielt ein Bus, Stimmen erklangen. Zottel kannte sie gut, sie kamen jede Woche, und dann mußte er das Mädchen, das Bille auf seinen Rücken hob und die ganze Zeit festhielt, im Schritt um den Platz tragen. Die Stimmen wurden leiser, jetzt verschwanden sie im Haus. Da kam Johnny, und hinter ihm Achmed. Und nun auch Frieder, im Laufen band er sich eine Krawatte um, und erst ein Arm steckte im Ärmel seines Sonntagsjacketts. Nun wurde es still.
    Zottel verließ seinen Lauschposten hinter der Fichtenhecke und ging zum Haus hinüber. Sehen konnte er nichts, aber hinter den hellen Fenstern summte es von Stimmen, Geschirr klapperte, und irgendwo erklang leise Musik. Zottel brummte sehnsüchtig, er fand es absolut nicht in Ordnung, daß da drinnen offensichtlich eine Zirkusvorstellung lief und er nicht mit dabei war. Hörte er nicht sogar Billes Stimme? Das mußte er ergründen.
    Langsam marschierte Zottel ums Haus herum, auf der Suche nach einem Eingang. Tiefe Stille lag über dem Park, tiefe Stille auch im Eingang zum Küchentrakt, dem sich Zottel jetzt näherte.
    Die paar Stufen abwärts waren für ihn kein Problem, auch wenn er auf den glatten Fliesen ein wenig rutschte. Zottel ließ sich Zeit. Er reckte den Hals, schnupperte mal in die eine, mal in die andere Richtung und spitzte die Ohren.
    Sie schienen alle da oben zu sein, eine gute Gelegenheit, einmal in Ruhe die Küche zu inspizieren. Die Tür war nur angelehnt. Über dem großen Tisch in der Ecke brannte eine Lampe, aber niemand war zu sehen. Der große Herd war blankgescheuert und kalt, nicht ein Topf, nicht eine Schüssel mit Eßbarem standen herum, so gründlich sich Zottel auch umsah.
    Er machte ein paar zögernde Schritte in den riesigen Raum hinein, umrundete den Herd in der Mitte, trat näher an den Kühlschrank heran, schnupperte an der Speisekammertür . . ., nichts. Nicht einmal eine vergessene Zuckerdose war auf dem Tisch, geschweige denn Plätzchen oder Kuchen, nach denen es draußen so verführerisch geduftet hatte. Zottel machte enttäuscht kehrt.
    Eine ganze Weile stand er sinnierend im Gang, unschlüssig, ob er gehen oder bleiben sollte. Doch da . . ., was war das? Musik!

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