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Billon, Pierre - Die fünfte Offenbarung.odt

Billon, Pierre - Die fünfte Offenbarung.odt

Titel: Billon, Pierre - Die fünfte Offenbarung.odt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die fuenfte Offenbarung
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scheinenden Seufzer aus. Sein entmutigter Gesichtsausdruck schien zu sagen: »Wie komme ich nur zu solchen Geständnissen? Ist das nicht albern?« Laurence beobachtete ihn mit klopfendem Herzen.
    Sie erriet, dass er sich hatte hinreißen lassen durch diese Gabe, die er erworben hatte, ohne sich über ihren Ursprung und ihre wahre Natur im Klaren zu sein, und von der er sich gerne ohne Zögern befreit hätte, sobald sich eine Gelegenheit dazu bot. Obwohl sie verstört war durch seine Ausführungen, zweifelte sie doch keinen Augenblick an deren Wahrhaftigkeit.
    »Ich kann Ihr Vertrauen spüren, und ich bin dankbar für diese überraschende Feststellung!«, sagte er und hob den Kopf dabei.
    »Auch Sie haben diese Macht der Empathie, der Fähigkeit, sich in einen anderen Menschen hineinzuversetzen …«
    »Ich kann das eigentlich kaum glauben … Diese junge Mutter übrigens da in der Metro, die Sie so aufmerksam beobachtet haben … Was hat Sie zu Ihrer Reaktion veranlasst?«
    »Sie haben das also bemerkt? Ihr hübsches, gelassenes Gesicht, ihr beruhigendes Einreden auf das Kind, die Küsschen in seinen Nacken … Nichts als Fassade! Ich, der arme Fjodor Gregorowitsch, musste wie Löschpapier ihren Zorn in mich aufsaugen, den sie vor allen anderen verbarg, und den Hass, den sie in ihrem tiefsten Innern gegen dieses Kind hegt, den sie nicht einmal vor sich selbst eingestand!«
    »Dieses Kind ist also in Gefahr?«, fragte sie zusammenschaudernd.
    »Weiß man das jemals? Ich glaube eigentlich nicht. Eher schon die Mutter, wenn man einmal das Schlimmste annimmt. Denn sie würde sich eher umbringen, als dem Kind etwas Böses anzutun.«
    Laurence veränderte ihre Position in dem Sessel, um dem Blick der ausgestopften Tiere zu entgehen, die sie von den Regalen her anglotzten.
    »Ich bin nicht sicher, ob ich schon … den Gefühlen, die mich be-110

    herrschen, Ausdruck verleihen kann. Ich muss erst irgendwo einen festen Grund spüren, damit es mich nicht einfach abtreibt! Ich widersetze mich keineswegs einer Psychoanalyse, aber das ist doch etwas, das …«
    »Tschort! – Zum Teufel damit!«, unterbrach er sie rau nach einem deutlichen Schniefen. »Sehe ich so aus, als sei ich der Typ für eine Psychoanalyse? Für ein künftiges Leben will ich das nicht ausschließen. Doch während meines Studiums an der Medizinischen Akademie von Leningrad standen Freud und Jung in keinem guten Ruf. Aber trotzdem – wenn Sie meine Hilfe annehmen wollen, bin ich bereit, Sie zu befreien, damit Sie wieder einen klaren Blick gewinnen.«
    »Was meinen Sie mit ›befreien‹, ich verstehe das nicht so ganz …
    Glauben Sie denn, mir helfen zu können?«
    »Ja, das glaube ich. Wenn Sie es mir erlauben, werde ich zunächst das Joch von Ihren Schultern nehmen, um Ihnen eine vorläufige Erleichterung zu verschaffen. Ich trage die schrecklichen Konse-quenzen, und Sie sollten wenigstens einen Vorteil aus dem weiten Blick auf eine zweite Realität ziehen.«
    »Zweite Realität? Gibt es denn zwei?«
    Er machte eine ungeduldige Geste, als ob er zwar ihre Frage erwartet habe, sich aber gegen deren Beantwortung sträube. Für das Gehirn gebe es immer nur eine Realität, für das Herz stets mehrere.
    Emotionen und Empfindungen seien immer eine Art von Filter für unsere unterschiedliche Wahrnehmung der Realität. Aber wenn erst einmal Begierde, Leidenschaft, Hass, Stolz und Gewissensbisse an Gewicht verlören, entdecke die Intelligenz eine neue Realität, die formbar sei und fruchtbar …
    »Mich meiner Gefühle zu entledigen…«, meinte Laurence. »Wie könnte ich es wagen, Ihnen deren Last aufzuerlegen? Selbst wenn Sie das schaffen würden, bin ich keineswegs sicher, ob ich das überhaupt will. Ich habe nicht die geringste Lust dazu, ausschließlich 111

    zum geistigen Wesen zu werden!«
    »Ich kann das schaffen«, versicherte er und beugte sich in seinem Sessel vor. »Aber ich muss Ihnen anschließend das Magma in seinem vorherigen Zustand zurückgeben.«
    »Was erwarten Sie von mir?«, fragte sie widerstrebend.
    »Nichts – lediglich Ihr Vertrauen.«
    Er sammelte sich und stützte sich auf die Armlehnen seines Sessels, um sich zu erheben. Dann schloss er die Augen, um offenbar einen Mangel an Luft unter Kontrolle zu bekommen. Ein Scharla-tan? Oder doch ein Erleuchteter?
    Die Gesichtszüge Fjodor Gregorowitschs verkrampften sich unter der Einwirkung eines plötzlichen Schmerzes, und seine Fingernägel bohrten sich in das Leder des Sessels.
    »Ich weiß

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