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Billon, Pierre - Die fünfte Offenbarung.odt

Billon, Pierre - Die fünfte Offenbarung.odt

Titel: Billon, Pierre - Die fünfte Offenbarung.odt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die fuenfte Offenbarung
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waren, die auf Abstand gingen. Hier aber bekannte sich offenbar 115

    ein aufgeweckter Kopf, ein spürbar kultivierter Mensch zu ihr, angezogen durch ihre Eigenschaften und ihre Ablehnung des Ge-wöhnlichen. Welch ein Glücksfall! Zum ersten Mal fühlte sie sich voll und ganz angenommen, so wie sie nun einmal war, ohne Vorbehalte und Bedingungen. Nun ja, immer noch schien das, nicht zu vergessen, ein Spiel zu sein!
    Sie beschleunigte ihren Schritt. Zum Teufel mit der Psychoanalyse, mit diesem In-sich-Herumwühlen! Sie dachte an die kleinen Verrücktheiten von Chose, an seine heimliche Aufmerksamkeit hinter ihr im Kino, an den Seidenschal, den sie diesen Abend im Konzert tragen würde – und Teddybär hatte doch schließlich Recht, wenn er sagte, es sei nichts Schlechtes, sich ein Vergnügen zu gönnen!
    »Mein Sklave!«, murmelte sie. »Er soll einfach gut sein!«
    Geleitet von Francesco, dem Oberkellner, der immer auf kleine Ge-fälligkeiten ihr gegenüber bedacht war, seit sie ihm einmal bei der Beschaffung eines Visums für eine seiner Nichten behilflich gewesen war, trat sie an den Stammtisch von Richter MacMillan.
    Ohne jedes Überlegen beugte sie sich zu ihm und gab ihrem Vater einen Kuss, ehe sie sich setzte. Diese Geste war völlig unüblich für sie, vor allem in der Öffentlichkeit, doch MacMillan ließ sich kein Erstaunen darüber anmerken. Er hob lediglich den Finger, um den Oberkellner heranzuwinken, und bat ihn dann um ein paar Erläuterungen zur Tageskarte.
    Kiersten war schon immer beeindruckt gewesen von der Ehrerbietung, mit der das Personal des Universitätsclubs ihrem Vater begegnete. War sie allein auf seine Bekanntheit zurückzuführen? Lange hatte sie das geglaubt; aber als sie jetzt beobachtete, wie der Richter sich mit dem Oberkellner über den Vergleich zwischen der Seezun-ge Walewska und dem Lachs mit Sauce hollandaise unterhielt, frag-116

    te sie sich, ob nicht jene Fähigkeiten, die zu entdecken sie Jahre gebraucht hatte, einen Fremden gleich beim ersten Kontakt mit diesem hohen Herrn beeindruckten.
    Mit der Gewohnheit brechend, ernsthafte Themen frühestens nach der Vorspeise anzuschneiden, beugte sie sich zu ihm hinüber, um ihm mit gesenkter Stimme mitzuteilen, jener ominöse Umschlag sei tatsächlich von Mona-Lisa Peres abgeschickt worden.
    »Wir haben ihre Fingerabdrücke auf der Folienverpackung gefunden«, setzte sie hinzu. »Die war allerdings verschlossen gewesen, und daher lässt es sich nicht nachweisen, dass diese Praktikantin den Katalog selbst und seinen Inhalt kannte …«
    »Tatsächlich! Ich habe sie seit unserem Gespräch neulich beobachtet. An ihrer Arbeit ist nichts auszusetzen, aber irgendetwas scheint sie zu verheimlichen …«
    »Ja sicher, aber was nur? Wir sind noch einmal die Ergebnisse der Sicherheitsüberprüfung von A bis Z durchgegangen. Wohlsituierte Eltern, Jugend ohne irgendwelche Geschichten, tadelloser Ruf auf der Queen's University … Ihre Professoren beurteilten sie als ›eifrige, engagierte und zurückhaltende Studentin‹. Sie war niemals außer Landes, ausgenommen eine Studienreise in die Mittelmeerländer, die zum Studienabschluss von ihrer Fakultät organisiert wurde …«
    »Ihr bekommt schon heraus, was ihr wissen müsst«, sagte der alte Herr. »Darüber mache ich mir gar keine Sorgen. Nachgedacht allerdings habe ich über unser letztes Gespräch. Würde es dich interessieren …«
    »Ja, ich höre …«
    »Was ist es eigentlich, das dich bei dieser Sache so besonders auf-bringt, was hebt sie ab von all dem, was dir doch an Verbrechen weiß Gott geläufig ist? Ist es die besondere Kaltblütigkeit, mit der hier unschuldigen Opfern Gewalt angetan wird?«
    »Ja, das ist schlimm genug, aber die Besonderheit liegt eigentlich nicht hierin …«
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    »Ist es also die Art dieser Gewalt? Ihre Formen, ihre Intensität?«
    Sie zögerte, gefangen von der forschenden Unbestechlichkeit und dem hartnäckigen Bemühen um Klarstellung, beides Eigenheiten, die sie schon oft an ihrem Vater bewundert hatte. Sie wollte gerade antworten, dass die ausgeklügelten Grausamkeiten mancher Snuffs alles überstiegen, was ihr an Quälereien jemals bekannt geworden sei. Doch dann fielen ihr die drei indianischen Prostituierten von Baker Town ein und die Pigeon-Zwillinge in Manitoba – zwei sie-benjährige Buben, die schon von ihrer Geburt an von ihren Eltern geschunden worden waren und schließlich bei einer Satansmesse vor den Augen von etwa fünfzig Zeugen mit

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