Bin ich hier der Depp
Lächeln, mit dem er sich einem Stärkeren unterwirft. Oder eine Drohung: Der Affe signalisiert die Bereitschaft, sein Revier mit den Zähnen gegen einen Eindringling zu verteidigen. Was glauben Sie, welche Geste ist zur Abgrenzung im Beruf effektiver?
Wer immer nur lächelt, wird am Ende ausgelacht. Weil er sich allen fügt, wird er zur Verfügungsmasse. Weil er immer nur »Ja« sagt, wird sein Einverständnis bei Grenzüberschreitungen bald vorausgesetzt; niemand fragt ihn mehr. Es ist paradox: Jemand öffnet seine Grenzen, um anderen zu gefallen, aber weil er seine Grenzen öffnet, verliert er an Ansehen. Niemand nimmt ihn mehr ernst!
Respekt genießen Menschen, die ihr Lebensland klar abgrenzen. Der Gestalttherapeut Fritz Perls hat das Mantra der Abgrenzung geschrieben [137] :
Ich bin ich, und du bist du.
Ich bin nicht auf der Welt, um deine Erwartungen zu erfüllen,
und du bist nicht hier, um meine zu erfüllen.
Wenn wir übereinstimmen, ist es wunderbar.
Aber wenn nicht, dann ist da nichts zu machen.
Nur weil Sie für eine Firma arbeiten, müssen Sie noch lange nicht jeder Erwartung gerecht werden – vor allem nicht solchen, die über Ihren Arbeitsvertrag hinausgehen (siehe Tabelle). Darin besteht die Stärke der Abgrenzung: dass Sie sich an Ihren eigenen Erwartungen orientieren, nicht an denen der anderen.
Üben Sie den Eigensinn – den Sinn fürs eigene Leben! Lassen Sie sich nicht von außen steuern! Entscheiden Sie bewusst, wo Sie die Grenzen Ihres Lebens ziehen, wer sie überschreiten darf und wer nicht. Die Zöllner-Strategie hilft Ihnen, wieder König Ihres eigenen Lebens zu werden.
Die drei Geheimnisse des Zöllners
Zöllner bewachen Grenzen. Wer einreisen will, muss ihnen seine Papiere und sein Zollgut zeigen. Zöllner sind freundlich, doch zur Not greifen sie zur Waffe, um Eindringlinge abzuhalten. Das Zöllner-Prinzip im Arbeitsleben funktioniert in drei Schritten:
Definieren Sie Ihr Land – was wollen Sie verteidigen?
Ziehen Sie Ihre Grenze so, dass sie für jedermann sichtbar ist.
Bewahren und verteidigen Sie Ihre Grenze. Ohne Ausnahme!
Auf diese Weise können Sie Ihre Interessen erkennen und Angriffe von außen effektiv abwehren.
1. Definieren Sie Ihr Land – was wollen Sie verteidigen?
Staaten ziehen Grenzen, weil sie etwas besitzen, das zu verteidigen sich lohnt: ihr Volk, ihre Grundordnung, ihre Bauwerke. Wo es nichts zu verteidigen gibt, sind Grenzen überflüssig. Viele Menschen, die in Arbeit untergehen, haben sich noch nie gefragt: »Was ist in meinem Leben so wichtig, dass ich es gegen Übergriffe verteidigen muss?« Obwohl ihr Nachbarstaat, die Firma, Expansionsabsichten hegt!
Im Coaching wecke ich die Fantasie: »Angenommen, Sie hätten nur noch ein halbes Jahr zu leben – was wäre Ihnen in diesem halben Jahr am wichtigsten?« Sogar bekennende Workaholics sagen niemals: »Ich würde alles tun, um bei meinem Chef zu punkten!« Oder: »Ich würde darum kämpfen, den unrealistischen Projekttermin doch noch zu halten!« Oder: »Ich würde mich dafür überschlagen, dass meine Firma am Jahresende die beste Bilanz aller Zeiten schreibt!«
Den meisten Menschen dämmert: Diese Wünsche sind nicht in ihrem Land gewachsen, sondern wurden von außen eingeschmuggelt. Genau das, was die Arbeit ursprünglich ermöglichen sollte, ein schönes Leben nach Feierabend, hat sie am Ende verhindert. Das Mittel wurde zum Selbstzweck.
Die Vorstellung, bald sterben zu müssen, rückt die Prioritäten wieder zurecht. Die Menschen entdecken Reichtümer in ihrem Leben, für die es sich zu kämpfen lohnt. Keine Häuser, keine Autos, keine Konten – meist geht es um Herzensreichtum: die Familie, die Liebe, die Gesundheit, die Freiheit, die Bildung, die Hobbys, das Reisen, die Selbstbestimmung. Das alles verlangt Zeit, Hingabe und Energie – Ressourcen, die nicht unerschöpflich sind, sondern durch übermäßige Arbeit verbraucht werden.
Was würden Sie tun, was wäre Ihnen am wichtigsten, wenn Sie nur noch drei Monate zu leben hätten? Welchen Menschen, welchen Tätigkeiten, welchen Idealen schenkten Sie Ihre verbleibende Zeit? In welchem Verhältnis stehen diese Wünsche zu Ihrer Arbeit? Inwiefern hindert Sie Ihr Beruf im Alltag daran, diese Werte zu leben? Und welche Konsequenz können Sie daraus ziehen?
Erst wenn Sie wissen, wofür Sie kämpfen wollen, fließt Ihnen die Kraft zu, die Sie für diesen Kampf brauchen – zur Verteidigung Ihrer Grenzen.
2. Machen Sie Ihre Grenzen
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