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Bin ich hier der Depp

Bin ich hier der Depp

Titel: Bin ich hier der Depp Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Wehrle
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habe gesagt: »Du planst unsere Urlaube mittlerweile wie deine Projekte, ohne jede Minute zum Durchatmen. Das halte ich nicht mehr aus!«
    Keine Sorge, Sie sollen den Spaß an Ihrer Karriere behalten. Wer wäre ich, Ihnen als Karriereberater die Karriere ausreden zu wollen! Wichtig ist nur, dass Sie dabei Ihr ganzes Leben im Blick behalten, etwa durch Fragen wie: »Welche Auswirkungen hat mein beruflicher Einsatz auf mein Privatleben? Inwieweit ist meine Gesundheit davon betroffen? Welche anderen Menschen berührt die Entscheidung? Was würde mein Lebenspartner dazu sagen? Welche Meinung hätten meine Freunde dazu? An welcher Stelle bezahle ich den Preis, und wie hoch ist er?«
    Beim französischen Dramatiker Molière heißt es: »Wir sind nicht nur verantwortlich für das, was wir tun, sondern auch für das, was wir nicht tun.« Berufliches Tun kann privates Nicht-Tun bedingen. Führen Sie sich beides vor Augen, den Nutzen und den Preis, erst dann haben Sie beim Entscheiden alle (Argumente) beisammen.
    Wollen Sie tatsächlich 50 Stunden pro Woche arbeiten? Wollen Sie tatsächlich für Ihre Firma rund um den Globus jetten? Wollen Sie tatsächlich 24 Stunden pro Tag per Mail erreichbar sein? Oder sind Ihnen die Kosten im Privaten zu hoch?
    Entscheidungen, bei denen Sie Nutzen und Preis gegeneinander abwägen, heißen »ökologische Entscheidungen«. Der Selbst-Vertrag wird Ihnen helfen, Ihr Berufsleben zu entgiften und die Burn-out-Gefahr zu vermindern.

Das Zöllner-Prinzip: Von der Kunst, Grenzen zu bewachen

In diesem Kapitel erfahren Sie unter anderem …
warum Ihr Leben wie ein Land ist und klare Grenzen braucht,
wie Sie diese Grenzen markieren und gegen Arbeitsattacken verteidigen,
wie Sie verhindern, dass Sie sich selbst ausbeuten
und welches die zehn besten Tipps zum Nein-Sagen sind.
    Sind Sie noch König Ihres Lebens?
    Stellen Sie sich Ihr Leben einmal als ein Land vor. Regieren Sie dort noch als König, auch während Ihrer Arbeitszeit? Bestimmen Sie in Ihrem Land, was geschieht? Dienen Ihnen die anderen, die Chefs und Kollegen? Oder bedienen sie sich Ihrer? Werden Sie gehetzt, geschubst, von außen regiert?
    Vom Thron des eigenen Lebens ist ein Mitarbeiter schnell gestoßen. Der Wille, der geschieht, ist dann der seiner Firma. Der Chef erwartet »vollen Einsatz«, was übersetzt heißt: »Arbeiten Sie mehr, als ich Ihnen bezahle!« Wenn er »Teamfähigkeit« fordert, meint er: »Springen Sie für kranke Kollegen ohne Rücksicht auf Ihren Urlaub ein und mucken Sie nicht auf!« Und unter »Solidarität« versteht er, dass Sie sich in der Gehaltsverhandlung mit dem Hinweis vertrösten lassen: »Ihre Kollegen bekommen auch nicht mehr!«
    Was ist los im Land Ihres Lebens? Schwingen Sie noch als König das Zepter? Oder haben Sie Ihr Land an fremde Mächte verloren, an Manipulations-Künstler, die Ihr Verhalten steuern und Ihnen ihren eigenen Vorteil als den Ihren verkaufen?
    Die Voraussetzung, dass ein Staat auf einer Landkarte auftauchen kann, ist eine Grenze. Durch die Grenze weiß man erst, wo ein Land beginnt und endet. Und ein Staat muss bereit sein, seine Grenze zu verteidigen, sonst könnten die Nachbarländer einfallen und das Gebiet zu ihrem Territorium erklären.
    Auch das Land Ihres Lebens steht und fällt mit den Grenzen. Doch die Abgrenzung scheint im Beruf schwierig. Wer seine Firma betritt, könnte meinen, er verlasse das Land seines eigenen Lebens. Das ist nicht so! Der Beruf ist Teil Ihres Lebens, über viele Jahrzehnte zeitlicher Mittelpunkt.
    Gerne frage ich im Coaching: »Haben Sie im Beruf die Grenzen so klar um Ihr Privatleben gezogen, dass niemand sie übersehen kann?« Meist ist ein Kopfschütteln die Antwort. Die unsittlichen Forderungen haben freies Geleit.
    Jeden Tag läuft in den Büros und Werkshallen dasselbe Spiel: Chefs testen die Grenzen ihrer Mitarbeiter. Und je geringer der Widerstand, auf den sie stoßen, desto weiter dringen sie in das fremde Leben ein, bis sie es zum Territorium der Firma erklärt haben. Dann rückt die Arbeit grenzenlos vor: per Laptop, per Handy, per Aktenstapel. Und Feierabend ist am Sankt-Nimmerleins-Tag.
    Wer als Arbeitnehmer keine Grenzen setzt, gilt als »beliebt« und »nett«, will heißen: Mit ihm kann man machen, was man will! Er ist harmlos, niemand fürchtet ihn, die Firma kann das Land ihrer eigenen Interessen auf seine Kosten ausdehnen.
    Wenn ein Menschenaffe die Zähne zeigt, kann das zweierlei bedeuten: eine Geste der Unsicherheit, eine Art

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