Bin ich hier der Depp
bestimmten Strafen: All das sorgt dafür, dass einer sein tägliches Arbeitsleben reflektiert und aussteuert, bis er den Kurs seines Lebens bestimmt, statt von den Vorgaben der Arbeit verdriftet zu werden.
Ich darf Ihnen versprechen: Der Selbst-Vertrag wird der wichtigste Arbeitsvertrag sein, den Sie je unterschrieben haben.
Warum es nicht lohnt, ein Held der Arbeit zu sein
Viele Menschen begehen den Fehler, ihr Arbeitsleben als eine Insel zu betrachten. Als würden Entscheidungen, die sie dort fällen, das Festland des Privatlebens nicht berühren. Aber seien Sie sicher: Was Sie im Beruf tun, wirft Wellen in Ihr Privatleben.
Wer den beruflichen Erfolg um jeden Preis sucht, übersieht oft, wo dieser Preis fällig wird. Diese Blindheit mag an den gängigen Heldenmythen liegen. Die Arbeitswelt wird als Olympiastadion gesehen, in dem die Akteure für ihren Erfolg gar nicht genug schwitzen, rennen, kämpfen können. Wer sich die Medaille einer Beförderung holen will, soll sie sich mit vollem Einsatz verdienen. Wir bezeichnen einen Menschen als »Arbeitstier«, nicht um ihn als Esel zu beleidigen, sondern um ihn als fleißig zu loben.
Und stimmt es nicht, dass die Spitzenathleten der Berufswelt, die Karriere-Stabhochspringer, sich die schönsten Häuser, die größten Autos und oft die attraktivsten Lebenspartner leisten können? Stimmt es nicht, dass der Generaldirektor von seinen Nachbarn mit mehr Hochachtung gegrüßt wird als der Nachtportier derselben Firma?
Aber täuschen Sie sich nicht! Die Fassade des Erfolges kann finstere Geheimnisse verbergen. Was Reinhold Messner übers Bergsteigen sagte, trifft ebenso auf die Karriere zu: »Gipfelglück ist nur ein Wunsch der Untengebliebenen.«
Ich kann mich an einen Versicherungskaufmann erinnern, der über 60 Stunden die Woche gearbeitet hat, um sich für seine junge Familie bald ein Häuschen leisten zu können. Als er das Geld zusammen hatte, war die Frau mit den Kindern weg. Sie hatte ihren Mann über Jahre nur noch als Übernachtungsgast gesehen.
Ich kann mich an eine junge Volkswirtin erinnern, die ihre Karriere als ein Hochgeschwindigkeitsrennen betrieb, erst Gruppenleiterin, dann Abteilungsleiterin, dann Bereichsleiterin, nur um mit Ende 30 schon alles erreicht zu haben und sich den Luxus eines eigenen Kindes leisten zu können. Leider war sie vor lauter Arbeit nicht dazu gekommen, sich den passendenden Mann zu suchen. Nach einer vergeblichen Ausschau auf dem Heiratsmarkt stieg sie wieder in ihr Arbeitsrennen ein.
Ich kenne reihenweise Manager, die als Helden der Arbeit gelten, tatsächlich aber Opfer ihrer Arbeit sind. Abends brauchen sie Pillen, um abzuschalten, morgens brauchen sie Pillen, um einzuschalten, und tagsüber brauchen sie Pillen, damit ihr Blutdruck vor lauter Arbeitsstress nicht durch die Decke schießt. Solche »Helden« haben meist keine Familie mehr und erst recht kein Familienleben.
Diese Arbeitsathleten sind höchst angesehen, höchst betucht, höchst einsatzfreudig, höchst erfolgreich – und höchst unglücklich! Der Preis, den sie für ihren Erfolg bezahlen, ist der höchste: ihr Leben! Zwischen den Beneidenswerten und den Bemitleidenswerten verläuft in der heutigen Berufswelt nur ein schmaler Grat.
Aber wie kommen Menschen dazu, sich durch ihren Beruf im Privatleben zu Deppen zu machen? Weil die Rechnung ihnen nicht dort präsentiert wird, wo sie entsteht. In den Firmen werden sie für ihren Volldampf-Einsatz belohnt: mit Lob, mit Beförderungen, mit Gehaltserhöhungen.
Die Quittung im Privatleben kommt mit Verspätung: Jede Überstunde, die einer leistet, ist eine fehlende Stunde Freizeit. Jede Stunde, die einer nachts über Arbeit grübelt, fehlt ihm an Schlaf. Jedes abendliche Dienstgespräch am Handy ist ein Gespräch, das er nicht mit seinem Partner, seinen Kindern, seinen Freunden führt. Jeder Urlaub, in dem er rufbereit für die Firma ist, ist nur ein halber Urlaub, eine vertane Erholungschance.
Und auch emotionale Vergiftungen aus dem Berufsleben schwappen ins Private. Wie oft saßen mir Chefs gegenüber, die ihre Frauen zitiert haben mit Sätzen wie: »Du brüllst mit mir schon rum, als wäre ich einer deiner Angestellten!« Wie oft haben mir Fachkräfte erzählt, dass sich der Arbeitsdruck im Privatleben entlädt, durch fortwährenden Streit in ihrer Partnerschaft. Und gerade neulich hat mir eine erfolgreiche Projektmanagerin berichtet, dass sie die Urlaube ihrer Familie nicht mehr organisieren darf, ihr Freund
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