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Bin Ich Schon Erleuchtet

Bin Ich Schon Erleuchtet

Titel: Bin Ich Schon Erleuchtet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Morrison
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Geisteskrankheit, Dämonen und Epilepsie:
    »Kuh-Urin wird in etwa drei Kilogramm Ghee aufgekocht, zusammen mit jeweils ca. 200 g Asafötida, dunklem Salz und einer Mischung aus schwarzem Pfeffer, Mönchspfeffer und getrocknetem Ingwer.«
    Wenn ich wählen dürfte, ob ich meine eigene Pisse trinke oder die einer Kuh, wäre es keine Frage, wofür ich mich entscheide. Überhaupt keine Frage. Ich würde mich für Selbstmord entscheiden.
    Traum:
    Jonah kreuzt hier auf Bali auf und macht ein trauriges Gesicht, als ich ihn zuerst nicht erkenne. Wir setzen uns auf die Verandastufen, und von drei Seiten her peitschen Wind und Regen durch die Bäume auf unsere Gesichter. Ich stehe auf und stelle mich im Regen in den Garten, und Jonah sagt: ›Du wirst zu verschlammt sein für die Transzendenz. Deine kleinen Füße werden in der Erde steckenbleiben, und du wirst nirgendwo hingehen können.‹

4. April
    Jessica hatte einen Durchbruch beim Hüftöffner (sie merkte beim »Pferd«, dass für sie das Atmen in die Vagina kein so wirkungsvolles Bild ist wie das Atmen aus der Vagina), und zur Feier des Tages will sie shoppen gehen. Sie brezelt sich gerade für unseren Ausflug auf, flicht ihre blonden Haare zu Zöpfchen und steckt die Rosenquarz-Ohrringe in die Ohrläppchen. Sie hat mich instruiert, mein pinkfarbenes Sommerkleid aus Leinen überzuwerfen. Sie ist der Boss, bekräftige ich. Es ist ihr Tag.
    Andererseits frage ich mich, ob wir wirklich shoppen gehen sollten. Ich meditiere ungefähr fünf Millionen Stunden pro Tag, und wenn ich mal nicht meditiere, bin ich im Wantilan und strapaziere sämtliche Muskeln im Körper, damit ich besser meditieren kann. Wollen wir wirklich unsere geistige Klarheit aufs Spiel setzen, indem wir unsere Herzen mit weltlichen Begierden füllen?
    Ach was. Ich werde losgelöst – nicht distanziert – durch die Gegend laufen. Gandhi hat sich auf die Welt eingelassen, dann kann ich das auch!
    Jessica hat eine andere Einstellung zum Shoppen als ich. Sie erklärte mir heute Vormittag, die Mode sei eine Ader weiblichen Goldes im grauen männlichen Fels der Gesellschaft. Ihre Gender-Clarity-Lehrerin ist der Meinung, dass sich Weiblichkeit im Ornamentalen offenbart. Für mich ist Mode nichts weiter als ein Industriezweig von vielen, der es auf unsere Kröten abgesehen hat. Und ist es nicht ein bisschen verrückt, frage ich, wie viel Mühe und Geld es kostet, mit den wechselnden Trends Schritt zu halten?
    »Darum geht es doch gerade!«, rief Jessica. Sie war ausgehfertig: lange schwarze Leinenhosen und ein langärmeliges Leinenhemd, um den Hals einen lose geschlungenen grünen Batikschal. Gerade das Vergängliche an der Mode mache sie zur urweiblichen Kraft, meinte sie aufgeregt. »Frauen sind die wahren Förderer des Wandels in dieser Welt – was verändert die Welt stärker, als wenn neues Leben in sie getragen wird?« Ich war beeindruckt von der Eleganz, die sie mit ihrem schmalen Oberkörper, den kleinen Brüsten und den zarten Schultern ausstrahlte.
    Plötzlich fühlte ich mich in meinem pinkfarbenen Sommerkleid wie eine Wurst, eine weiße, fettige, fleckige Bratwurst, und das bewirkte, dass ich mir ein ganz neues Ich kaufen wollte. Jessica schien meine Empfindungen aufzufangen, denn sie hob die Arme zum Himmel, so dass die dünnen Hemdärmel runterrutschten und ihre geröteten Ellenbogen entblößten, und rief: »Heute ist unser Transformationstag!«
    Jessica sagt, wenn wir shoppen, huldigen wir der Göttin Kali, der Göttin der Zerstörung und Verwandlung. Wenn man einen größeren Durchbruch erlebt, sagt sie, lernt man eine ganz neue Version von sich selbst kennen. Um diese neue Version des Selbst annehmen zu können, muss man die Person, die man war, zerstören – und alles, was sie jemals angehabt hat.

Abend
    Welch ein Tag, welch ein Tag! Wir sitzen im Casa Luna, geschmückt und glückselig nach einem Tag spirituellen Shoppens.
    Wenn ich könnte, würde ich diesen Tag noch hundertmal erleben. Ich will diesen Tag besitzen und ihn in Seide gewickelt in ein hübsches kleines Sandelholzkästchen legen, damit ich ihn herausholen und nach Belieben anschauen kann.
    Ich bin verliebt. Das ist ein Problem. Aber es fühlt sich verdammt gut an. ICH HABE MICH MIT DER WELT EINGELASSEN!
    Losgelöst bin ich natürlich auch, klar.
    Wir fingen in Campuhan an. Am Morgen hatte ein Sturm kleine rote Früchte von den niedrigen Ästen geweht, die bereits von wer weiß wie vielen Füßen zu Matsch getrampelt

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