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Bin isch Freak, oda was?!: Geschichten aus einer durchgeknallten Republik (German Edition)

Bin isch Freak, oda was?!: Geschichten aus einer durchgeknallten Republik (German Edition)

Titel: Bin isch Freak, oda was?!: Geschichten aus einer durchgeknallten Republik (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Möller
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Automobilkonzern, bei dem ich als Werkstudent meine Diplomarbeit verfasst habe. Meine Funktion als Pressesprecher einer bundesweiten Werbekampagne, mit der ich vor zwei Jahren für ein Leben ohne Gott geworben habe, lasse ich nach meinem Albtraum lieber weg – wer weiß, welche Türen ich mir damit vorschnell verschließen würde. Den längsten Teil meiner Geschichte nimmt jedoch das berufliche Abenteuer ein, auf das ich mich zuletzt eingelassen habe. »Und nach über zwei Jahren als Lehrer«, beende ich meine bisherige Lebensgeschichte, »wurde mein Vertrag dann kurzfristig doch nicht verlängert – und hier sitze ich nun.«
    »Also, erstmal bin ich sehr zuversichtlich, dass Sie schon bald wieder in Lohn und Brot stehen«, erklärt mir Frau Schneider zu meinem größten Erstaunen, jedoch sei sie dazu verpflichtet, mich auf die begrenzte Laufzeit von zwölf Monaten hinzuweisen, in der das Arbeitslosengeld I ausgezahlt werde. »Danach müssten Sie dann im Jobcenter Arbeitslosengeld II beantragen«, sagt sie und fügt dann in ernsterem Tonfall hinzu: »Auch als Hartz IV bekannt.«
    Ihrem Blick wage ich zu entnehmen, dass dort kein Kaffee serviert wird. Außerdem muss mir Frau Schneider eine Sperrfrist wegen verspäteter Meldung aussprechen, sodass ich nach der Genehmigung des Antrags trotzdem erst in vier Wochen Geld bekomme. Die feste Zusage der Schulleitung für die Verlängerung meines Arbeitsvertrages kann dabei leider nur bedingt geltend gemacht werden, obwohl ich mir von meiner alten Schulleiterin schriftlich habe bestätigen lassen, wie kurzfristig die sichere Zusage meiner Vertragsverlängerung zurückgezogen wurde. »Wichtig ist jedenfalls, dass der ausgefüllte Antrag auf Arbeitslosengeld spätestens im Laufe der nächsten Woche vorliegt.«
    Nächste Woche? Verdammt – da war doch noch was! Ein Kloß macht sich in meinem Hals breit. »Äh, dazu hätte ich noch eine Frage«, beginne ich vorsichtig und erzähle ihr von dem geplanten Sommerurlaub.
    »Natürlich können Sie Urlaub nehmen«, beruhigt mich Frau Schneider. »Wann soll’s denn losgehen?«
    »Am Montag.«
    Ihr Lächeln verfliegt. Sie schaut in den Kalender und schüttelt den Kopf. »Ausgeschlossen!«
    Ein Stechen in meiner Magengrube kündigt das gleiche Gefühl an, dass sich Anfang der Woche eingestellt hat, als ich meinen Job verlor. Wochenlang haben Sarah und ich uns auf den ersten Urlaub mit unserer Tochter gefreut, haben ein hübsches Appartement in Kroatien gebucht, die Route geplant, Einkäufe getätigt und die letzten Tage gezählt, bis es endlich losgeht – aber klar: Warum sollte ein Arbeitsloser auch verreisen dürfen?
    »Es sei denn …«, überlegt Frau Schneider laut, dann greift sie nach dem Telefonhörer. »Da muss ich mal meinen Chef … Hallo Herr Piefkowitsch? Hören Sie, ich hab hier einen Sonderfall«, beginnt sie das Gespräch und dreht mir die Rückenlehne ihres Bürostuhls zu. In den folgenden Minuten, die mir wie eine halbe Ewigkeit vorkommen, male ich mir Sarahs Reaktion auf die schlechten Nachrichten aus. Als mir zu allem Übel auch noch einfällt, dass ich zu geizig für eine Reiserücktrittsversicherung war, stehe ich kurz vor einem inneren Wutausbruch.
    »Die schriftliche Bestätigung Ihrer Schulleitung ist Gold wert«, meint Frau Schneider plötzlich und lächelt mich an. »Können Sie den ausgefüllten Antrag bis Samstag in den Briefkasten werfen?«
    Ich nicke.
    »Na dann …«, sagt sie und reicht mir die Hand, »… wünsche ich einen schönen Urlaub und gute Erholung!«



3
OH , WIE SCHÖN IST FREAKISTAN
    I ch krieg die Krise!« Sarah stemmt die Hände in die Hüften und schüttelt den Kopf. »Das passt doch niemals alles ins Auto!«
    Mit zerzausten Haaren stehen wir im Flur unserer Wohnung und begutachten mit kritischem Blick das Ergebnis unserer Reisevorbereitungen. So sieht es also aus, wenn junge Eltern erstmalig mit ihrem Nachwuchs in den Urlaub fahren: drei große und zwei kleine Koffer, vier Taschen mit Babyutensilien, drei Baumwollbeutel, ein Kinderwagen, ein Sonnenschirm, zwei Strandmatten, die Fototasche und unsere Wertsachen in einem Rucksack. Wenigstens bin ich dem Rat meines autoreiseerprobten Vaters gefolgt und habe eine Dachbox gemietet.
    »Das wird schon«, beruhige ich uns. »Jetzt lass uns erstmal schlafen, wir haben morgen eine lange Fahrt vor uns!«

    Am nächsten Tag schlägt der Wecker um halb fünf Alarm, und während sich Sarah um unser Töchterchen kümmert, bin ich für das Gepäck

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