Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Binärcode

Binärcode

Titel: Binärcode Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Gude
Vom Netzwerk:
bis zu Ihnen hier vorgedrungen, aber Raumfahrt bedeutet Business. Ein Wirtschaftsfaktor. Ein Katalysator für neue Technologien. Wissen Sie, wie viele Unternehmen hier in der Region mittel- oder unmittelbar von der Kooperation mit dem ESOC profitieren? Was meinen Sie, warum Ihr Arbeitgeber, das Land Hessen, zusammen mit uns und der Stadt Darmstadt hier gerade ein Gründerzentrum für das Galileo-Satellitennavigationssystem aufbaut? Über 1000 Arbeitsplätze allein in der Region, neue Dienstleistungen und Produkte, Milliardenumsätze …«
    »Und da kommt so ein durchgeknallter dicker Italiener und wandert durch Ihr Sicherheitssystem wie das heiße Messer durch die Butter. Nicht gerade die beste PR für einen Technologie-Katalysator. Und der denkbar schlechteste Zeitpunkt, wenn ich an die Finanzierungskrise für Galileo denke.«
    »Wir haben seit Rossis Aktivitäten unser gesamtes Sicherheitsmanagement optimiert, so etwas könnte überhaupt nicht mehr passieren .«
    »Eben, er ist tot. Erzählen Sie mir mehr von Ihren Indizien .«
    Baumann zögerte, sie starrte aus dem Fenster und schien zu überlegen, wie viel sie preisgeben konnte.
    »Die meisten Missionen, an denen wir arbeiten, sind komplette Neuentwicklungen, was Hard- und Software angeht. Wir betreten mit unseren Aufgaben technisches Neuland, und die Ergebnisse sind nicht nur für die Raumfahrt interessant. Die ESA unterhält ein eigenes Technology Transfer Programme Office für die Akquisition neuer Ideen, die für uns interessant sind, und die Vermarktung der Innovationen, die wir selbst entwickeln. Wir haben ein europaweites Netzwerk von Technologie-Brokern aufgebaut, die sich um den schnellen Innovationstransfer kümmern, über 200 Produkte konnten wir so schon vermarkten. Rosetta ist ein hochgradig autonom operierendes System, da stecken Systemlösungen drin, die am Markt Millionen von Euro wert sind. Und Rossi hatte Zugriff auf einen Großteil dieser Informationen .«
    Rünz wurde ungeduldig.
    »Also, wie sehen Ihre Indizien aus, welche Informationen wollte er an wen verkaufen ?«
    »Er hat sich Kopien von einem komplexen und aufwändigen Echtzeit-Simulationsprogramm auf private Datenträger gezogen, zusammen mit umfangreichen Dokumentationen über die eigens entwickelte Hardware. Einen Satelliten mit einem so hohen Grad an Autonomie hatten wir noch nie entwickelt, entsprechend hoch waren die Anforderungen an eine perfekte Simulationsumgebung. Wir haben das zusammen mit einem externen Dienstleister entwickelt. Solche Techniken können in der automatisierten industriellen Produktion Einspareffekte in Milliardenhöhe bringen. An wen er das verkaufen wollte? Ich glaube, es gibt weltweit keinen großen Industrie- oder Rüstungskonzern, der kein Interesse gehabt hätte .«
    Sie machte eine kurze Pause.
    »Und deswegen bitten wir Sie um Zugriff auf alle digitalen Daten, die Sie bislang während Ihrer Ermittlungen gefunden haben. Und natürlich um schnellstmögliche Information bei zukünftigen Funden.«
    Rünz schob schweigend seine Unterlippe vor und machte ein gelangweiltes Gesicht.
    »Klingt alles nach ziemlich hoher krimineller Energie, wenn Sie mich fragen. Sie haben damals doch sicher meine Kollegen vom Betrugsdezernat kontaktiert ?«
    »Das ESOC-Gelände ist exterritoriales Gebiet, das sollten Sie als Kriminalist wissen. Die Zuständigkeit der deutschen Strafverfolgungsbehörden endet an unserer Eingangspforte. Unser Direktor entschied sich gegen eine Einbeziehung der deutschen Polizei, wir haben eine interne Untersuchung eingeleitet .«
    »Scheint nicht besonders schwierig zu sein, Ihre Firmengeheimnisse rauszuschmuggeln .«
    »Sie verstehen nicht. Wir haben hier in Darmstadt die besten Köpfe aus ganz Europa, Luft- und Raumfahrttechniker, Physiker, Astronomen, Programmierer, Nachrichtentechniker. Das sind kreative Menschen, die können wir nicht an die Kette legen, die brauchen einen gewissen Spielraum, um ihre Qualitäten zu entfalten. Das ESOC ist nicht Fort Knox .«
    Rünz wartete ein paar Sekunden.
    »Warum wurde der Start verschoben ?«
    »Geht es etwas präziser? Von welcher Mission sprechen Sie ?«
    »Sie wissen, wovon ich spreche. Der Start der Rosetta-Mission war für den 13. Januar 2003 von Kourou aus geplant. Am 15. Januar geben ESA und Arianespace auf einer Pressekonferenz in Paris bekannt, dass der Start verschoben wird. Letztendlich startet die Mission dann im März 2004. Warum?«
    »Wenn Sie Presseerklärungen lesen können, warum lesen

Weitere Kostenlose Bücher