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Titel: Binärcode Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Gude
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Anbieter für Raumfahrt-, Verteidigungs- und Sicherheitstechnologien. Börsennotiertes Unternehmen, internationaler Consultant für Sicherheits- und Simulationstechnologien, Risiko- und Projektmanagement. 400 Mitarbeiter in Deutschland, erwirtschaften mit weltweit 800 Leuten über 120 Millionen Euro Jahresumsatz. Das Hauptquartier ist in Gravesend, 30 Kilometer östlich von London. Die arbeiten seit über 25 Jahren eng mit dem ESOC zusammen, sind auch international gut im Geschäft. Alcatel Space, Alenia Spazio, DLR, Galileo Industries, NASA, EUMETSAT, EADS Astrium, Bundeswehr, Royal Air Force, NATO, Lockheed Martin, KraussMaffei – alles, was Rang und Namen hat, steht bei denen auf der Kundenliste .«
    »Stellen Sie mir über den Laden mal ein paar Informationen zusammen, ich will vor allem wissen, was die für das ESOC alles gemacht haben .«
    Rünz beendete die Verbindung und spielte mit dem Blinkerhebel. Die Idee mit der Industriespionage klang eigentlich recht vernünftig. Er war pleite gewesen, und je nach Marktwert der von ihm auf dem Schwarzmarkt angebotenen Informationen war auch sein gewaltsamer Tod plausibel – vielleicht wollte ein Käufer verhindern, dass ein Wettbewerber in den Genuss der gleichen Daten kommt. Aber seine Telefonkontakte passten nicht dazu. Keine Großkonzerne, keine Rüstungsindustrie. Er machte sich auf den Weg nach Hause. Kulturabend.

     

     
    * * *

     

     
    Auf halber Höhe zwischen erstem und zweitem Obergeschoss des Landesmuseums kam ihm seine Frau entgegen.
    »Bist du schon durch hier oben ?« , fragte sie.
    »Da oben ist nur Sperrmüll, die bauen gerade um .«
    »Jetzt schon? Glaube ich nicht. Der Umbau soll doch erst in ein paar Monaten losgehen .«
    Sie ging an ihm vorbei die Steinstufen hoch.
    »Kannst mir schon glauben, da steht nur Gerümpel !«
    Murrend drehte er um und stieg seiner Frau hinterher. Sie stand oben in der kleinen Halle, studierte konzentriert eine alte Matratze, deren Ende von einem Stahlband senkrecht nach oben gebogen wurde – ihm bereitete schon der Anblick Rückenschmerzen. Weil der Raum sonst keine visuelle Ablenkung bot, betrachtete er seine Gattin. Frauen mit Stil hatten beim Konsum zeitgenössischer abstrakter Kunst in Museen und Ausstellungen immer die gleiche Körperhaltung. Der rechte Unterarm quer unter der Brust als Stütze für den linken Ellenbogen, die Kinnspitze auf Daumen und Zeigefinger der linken Hand gestützt, um der schweren Interpretationsarbeit im Köpfchen ein statisches Fundament zu geben, das rechte Bein etwas vorgelagert, den Pumps mit erigierter Fußspitze auf den Absatz gestellt. Sehr kultiviert. Wie sie so dastand, erinnerte sie ihn an eine Szene aus einer Fernsehdokumentation, die er vor ein paar Wochen gesehen hatte, aber er konnte weder Datum noch Inhalt genau rekonstruieren.
    »Glaubst du mir jetzt? Alles Plunder. Komm, lass uns was essen gehen .«
    »Wenn man dir die Schriftrollen von Qumran gäbe, würdest du dir damit wahrscheinlich den Hintern abwischen. Das hier ist der Block Beuys. Warst du mit meinem Bruder damals eigentlich nur in der ›Goldenen Krone‹ ?«
    »Nein, ab und an auch im ›Hippo‹. Schau mal, da hat doch tatsächlich einer auf den Teppichboden gepinkelt !«
    Rünz zeigte auf einen gelben Strich, der von einem Arrangement rotlackierter Holzbohlen in der Raummitte wegführte zu zwei verrosteten Stahlskulpturen, unter deren Schweißnähten das erstarrte Schmelzgut dicke Krusten gebildet hatte. Er folgte der Farbspur bis zum Nebenraum, dort sah er hüfthohe Stapel dicker Filzmatten, rund ein mal zwei Meter groß, abgedeckt mit zentimeterstarken Kupferplatten. Frühe Erinnerungen tauchten auf, mehr Stimmungen als Bilder, das Wohnzimmer seiner Eltern, der Schwarz-Weiß-Fernseher, Reportagen über einen Mann mit Hut und ärmelloser Arbeitsweste inmitten seltsamer Skulpturen und Sammlungen von Alltagsgegenständen, Andy Warhol mit seiner Sonnenbrille und den wasserstoffblonden Haaren.
    Er legte die Hand auf eine der Kupferplatten. Sofort fing er sich den Anpfiff eines Wärters ein, der sich heimtückisch hinter der Tür versteckt hatte. Rünz kalkulierte, fünf Platten, jede hatte ein Volumen von ca. 0,02 Kubikmetern, das machte bei einer Dichte von rund neun Tonnen pro Kubikmeter rund 180 Kilogramm pro Platte, insgesamt also etwa 900 Kilogramm. Bei einem geschätzten Weltmarktpreis von 1600 Euro pro Tonne stand er ohne Zweifel vor der wertvollsten Installation im Block Beuys, wenn man auf die Preise

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