Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Binärcode

Binärcode

Titel: Binärcode Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Gude
Vom Netzwerk:
Planetensystems, vielleicht eine halbe astronomische Einheit außerhalb der Marsbahn. Der Hobbyastronom schüttelte nachdenklich den Kopf.
    »Das ergibt keinen Sinn, er hätte sich keine langweiligere Missionsphase aussuchen können. Der Mars Flyby steht noch bevor, die Besuche bei den Asteroiden Steins und Lutetia ebenso, und die Daten vom ersten Vorbeiflug an der Erde zeigen doch nichts, was nicht vorher schon Dutzende anderer Erdbeobachtungssatelliten fotografiert haben. Wenn Sie mich fragen, er hat nicht den Downlink, sondern den Uplink benutzt. Er hat Daten hochgeschickt, vielleicht die Software eines der Instrumente an Bord modifiziert, irgendeine Manipulation, als Vorbereitung auf eine spätere Missionsphase .«
    Rünz fühlte sich schwach und unterzuckert, er dachte an das ranzige Snickers in seinem Rollcontainer, aber er widerstand der Versuchung. Stadelbauer schaute nachdenklich aus dem Fenster in die Winternacht.
    »Aber warum hat er damit gewartet, bis Rosetta so weit draußen ist ?«

     

     
    * * *

     

     
    »Herr Rünz, was meinen Sie, wie ist das für Ihre Frau, wenn Sie ihr sagen, dass Sie auf gar keinen Fall eine Katze haben wollen ?«
    Er war in Gedanken noch beim Rosetta-Ballett und hatte alle Mühe, sich zu konzentrieren.
    »Warum fragen Sie sie nicht, das muss sie doch viel besser wissen ?«
    »Weil ich Sie dazu bewegen möchte, sich in dieser Frage in Ihre Frau hineinzuversetzen .«
    »Hmm, tjaaaaa …«
    Er dehnte das ›tja‹ bis zur Schmerzgrenze, um Zeit zu gewinnen.
    »Ich denke, es kränkt meine Frau. Dabei mache ich mir doch nur Sorgen um unsere Ehe. Eine Katze passt einfach nicht in unsere Beziehung, sie würde irgendwie zwischen uns stehen .«
    Eine geniale Volte. Er hatte die beiden mit ihren eigenen Waffen geschlagen.
    »Hm«, sagte die Therapeutin. Sie benutzte das knappe, brummige Das-ist-nicht-das-was-ich-hören-wollte-Hm. »Könnten Sie sich vorstellen, dass diese Katze auch symbolische Bedeutung hat, vielleicht für etwas ganz anderes stehen könnte, etwas kleines, lebendiges, eine Bedrohung für Ihre Partnerschaft?«
    »Sie meinen …«
    Die Therapeutin riss ihre Scheinwerfer auf und strahlte ihn aufmunternd an, die Lotusblüte am Revers ihres Kostüms leuchtete wie nach einem dampfend frischen Schuss Guano-Dünger.
    »Ja?«
    »Sie meinen vielleicht …«
    »Ja genau, sprechen Sie es doch einfach aus !«
    Sie faltete die Hände vor dem Mund, als stünde die gemeinsame Arbeit vor dem entscheidenden Durchbruch, seine Frau legte ihm mit tränennassen Augen die Hand auf den Unterarm.
    »… einen Hund?«

     

     
    * * *

     
    »Möchten Sie vielleicht Kaffee, Saft oder Mineralwasser ?«
    »Nein danke«, antwortete sie.
    Rünz schaute Sigrid Baumann an, und sie schaute ihn an, gut eine Minute lang. Sie musste wohl oder übel in Vorleistung treten, wenn sie etwas von ihm erfahren wollte.
    »Wir haben Rossis Tod zum Anlass genommen, die Vorgänge, die zu seiner Entlassung führten, noch mal genau zu rekonstruieren, und sind in diesem Zusammenhang zu einer Neubewertung seiner Fehlleistungen gekommen. Seine Nachlässigkeiten damals waren wahrscheinlich nicht seinen persönlichen Problemen zuzurechnen. Sie dienten möglicherweise zur Tarnung anderer Aktivitäten .«
    »Geht’s noch konkreter ?«
    »Er hat Industriespionage betrieben – zumindest deuten einige Indizien darauf hin .«
    Rünz lachte auf und schlug mit der flachen Hand auf die Tischplatte.
    »Industriespionage? Welche Geheimnisse haben Sie denn schon, die man auf dem Schwarzmarkt versilbern könnte? Alles, was Sie machen, kostet doch Geld – oder gibt’s auf dem Kometen, den Ihr Satellit besucht, vielleicht Ölquellen ?«
    Sie schaute ihn völlig emotionslos an. Mit dem Vorwurf, Steuergelder zu verschwenden, setzte sie sich ganz sicher nicht zum ersten Mal auseinander.
    »Sie denken, wir sind ein paar Spinner, die als Kinder zu viel Jules Verne gelesen haben und denen die Regierungen aus purer Geltungssucht sündhaft teure Spielzeuge schenken, stimmt’s ?«
    »Hätte ich nicht besser formulieren können .«
    Sie beugte sich etwas nach vorn.
    »Nicht alles jenseits Ihrer übersichtlichen kleinen Welt hier ist überflüssig, Herr Rünz .«
    »Sie haben ja recht , ohne Raumfahrt hätten wir schließlich keine Teflonpfanne. Menschen würden ihre Partner mit angebranntem Essen vergraulen, nach dem Candle-Light-Dinner kein Sex, keine Fortpflanzung – und der Letzte macht das Licht aus .«
    »Vielleicht ist es noch nicht

Weitere Kostenlose Bücher