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Binde Deinen Karren an Einen Stern

Binde Deinen Karren an Einen Stern

Titel: Binde Deinen Karren an Einen Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Lukas
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Entwicklungen auf unserem Planeten gegenzusteuern. Wir leben in einem Jahrhundert der Eskalationen und Superlative, in dem es gegeneinander
nicht mehr geht.
Wir haben nur noch die Chance eines Miteinanders, was sich selbst bei den Mächtigsten unserer Erde allmählich herumzusprechen beginnt. Auch was die seelische Degeneration bzw. kulturelle Inflation betrifft, die sich derzeit (einer Ölpest auf dem Meere ähnlich) ausbreitet, sind gemeinsame Anstrengungen nötig, um „Verschmutzungen“ der menschlichen Zivilisation einzudämmen. Dabei kann das Medium „Buch“ von großem Nutzen sein. Es ist zwar längst vom Medium „Film“ überholt worden, hat aber trotzdem gewisse Vorteile, die gerade hinsichtlich einer therapeutischen Relevanz ins Gewicht fallen.
    Der Film kennt das Verweilen nicht. Verweilen ist aber die Vorbedingung für Nachdenklichkeit und für allmählichen Gesinnungswandel. Das Buch lädt zum Verweilen ein. Der Film ist mit seinem sensorischen Doppelkanal „Bild und Ton“ dominant. Unter dominanten Einflüssen köchelt die Fantasie auf Sparflamme. Das Buch bescheidet sich mit einem einzigen sensorischen Kanal, dem „Bild“. Tonlos fördert es die Stille, und in der Stille, bei zarter Stimulanz, lodert die Fantasie auf. Der Film punktet mit der Zerstreuung, die er dem Konsumenten offeriert, mit der Ablenkung von dessen Alltagskram und -stress. Das Buch kann zum selben Zwecke gebraucht werden, aber es kann ebenso gut zur Sammlung anregen und zur inneren Lösung vom Alltagskram und -stress. Der Film befriedigt die Neugierde in einem Zuge. Das Ende und Ergebnis einer Handlung präsentiert sich in Hochgeschwindigkeit. Das entspricht einer Generation, die Schwierigkeiten mit dem Warten-Können hat, weil sie an ständig beschleunigtes Tempo angepasst ist. Das Buch hingegen enthält einen „Entschleunigungsfaktor“: Es strengt denjenigen an, der es von A bis Z durcharbeiten will, und es belohnt denjenigen, der zwischendurch geduldig innehält, wartet, Abstand gewinnt, ruhig wird und sich ihm dann mit neuem Interesse zuwendet. Fürwahr, die Heilkraft eines guten Buches ist nicht zu verachten!
    Ich sagte: eines
guten
Buches. Wann ist ein Buch gut? Dazu wird es keine allgemeingültigen Kriterien geben. Selbst Experten sind sich über den künstlerischen Wert mancher Literatur uneinig. Ich kann nur andeuten, wann ein Buch im therapeutischen Sinne hilfreich ist, und wann eher nicht. Texte, die ein deterministisches Menschenbild vertreten nach dem Motto: an allem Schlechten sind die Eltern, die Gesellschaft, der Staat, die Kirche usw. schuld, haben schädliche Auswirkungen auf die Leserschaft. Texte, die ein desolates Weltbild vertreten, indem sie lediglich Missstände spiegeln ohne einen Funken Hoffnung auf positive Veränderungen zuzulassen und ohne die kleinste Idee, wie solche eingeleitet werden könnten, sind ebenfalls destruktiv. Ich will damit keinesfalls die erbauliche „Happy-end- Literatur“ aufs Podest heben, aber normales, gesundes Leben spannt sich nun einmal zwischen Sein und Soll auf, zwischen dem, was ist, und dem, was sinnvollerweise daraus werden soll (Frankl nannte dies den „noodynamischen Spannungsbogen“), und ohne ein Soll im Visier bewegt sich ein Sein nicht von der Stelle. Der Traum von einer (zwar nicht „heilen“, doch) „heilbaren Welt“ darf nicht geopfert werden, um keinen Preis, denn der Traum ist es, der vor Gleichgültigkeit und Verdrossenheit schützt und immer wieder Menschen zu großartigen Taten anstiftet, zu Selbstlosigkeit und Edelmut; der Traum ist es, der uns alle vor einer totalen Verrohung rettet. Deshalb schrieb Hermann Hesse, immerhin ein wahrer Kenner des Genres, sehr eindrucksvoll: „Es fehlt nicht an Autoren, deren Verzweiflung an unserer Zeit und deren Angst vor dem Chaos echt ist. Es fehlt aber an solchen, deren Glaube und Liebe ausreicht, sich selbst über dem Chaos zu halten.“
    Machen wir es kurz: Ein Buch ist im therapeutischen Sinne hilfreich, wenn sein Autor daran
glaubt
, dass es Wege gibt, uns „über dem Chaos zu halten“, und wenn er seine Leser genügend
lieb hat
, um für sie nach derartigen Wegen zu fahnden. Und ein Buch ist dann gut, wenn es ein „Freund der Seele“ sein kann: aufrichtig, ermutigend, unterhaltsam, tröstlich, inspirierend – wie Freunde eben so sind.

Einander Freund sein
    Die allerbesten „Freunde der Seele“ sind natürlich nicht aus Papier, sondern aus Fleisch und Blut. Wobei es in unserer „schönen neuen

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