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Binding, Tim

Binding, Tim

Titel: Binding, Tim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fischnapping
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mir los.
    »Ich muss sagen, ich bin ein wenig überrascht, Sie hier zu
sehen, Mrs Rump, unter den gegebenen Umständen. Sie sind doch noch Mrs Rump,
oder?«
    Michaela klopfte auf die kleine Umhängetasche, die sie
trug. »Es gibt noch einige Dinge bezüglich des Bungalows zu klären«, sagte
sie, ohne auf die Frage einzugehen, »der im Grundbuch noch immer auf den Namen
Ihrer Mutter eingetragen ist. Die Makleragentur, die ihn vermietet hatte, gibt
an, dass Ihr Vater die rechtmäßigen Mieter, Mr und Mrs Bowles, kaum zwanzig
Minuten nach seinem Eintreffen vertrieben hat, um sich an ihrer Stelle im Haus
niederzulassen. Wir haben bereits ein Schreiben vom Anwalt der Bowles
erhalten, die eine saftige Entschädigung fordern. Als Audreys Bevollmächtigte
bin ich beauftragt, den Auszug Ihres Vaters schnellstmöglich zu erwirken und
das Haus zum Verkauf anzubieten.« Sie holte einen Pfosten hinter der Hecke
hervor, eins achtzig hoch, an den oben ein Schild genagelt war.
    ZU VERKAUFEN
    JUDES-IMMOBILIEN
    Der Garant für ein glückliches Heim
    Das war ein schwerer Schlag: Nach allem, was wir gemeinsam
durchgestanden hatten, setzte Audrey mich vor die Tür. Bedeuteten Erinnerungen
ihr denn gar nichts? Schön, ich hatte sie abmurksen wollen, aber das hatte sie
ja gar nicht mitgekriegt. Sie war nicht mal auf der Klippe gewesen. Was von
Anfang an das Problem gewesen war. Seien wir ehrlich, wäre alles nach Plan
gelaufen, dann wäre nichts von alldem hier passiert. Audrey läge auf dem Grunde
des Meeres und ich wäre der Besitzer des Bungalows, der mir ohnehin gehören
müsste. Zugegeben, sie hatte den restlichen Kredit abbezahlt und die laufenden
Kosten bestritten, als das Taxiunternehmen eine Flaute hatte, aber das jetzt?
Moralisch gesehen hatte sie kein Recht dazu, und ob Sie's glauben oder nicht,
ich bin ein Mann mit Moral. Ich weiß, was richtig und was falsch ist. Wie jeder
andere kenne ich den Unterschied zwischen den Dingen, die ich nicht tun sollte,
und den Dingen, die ich tun sollte. Es hält einen nicht immer davon ab, Dinge
zu tun, die guten ebenso wie die schlechten, aber entscheidend ist, dass man
weiß, wo die Grenze verläuft. Ich hab im Leben manche Dinge getan, die sich
weder entschuldigen noch verbergen lassen - sie sind da, deutlich sichtbar, mit
verdammt großen Löchern drin, und das schonungslose Tageslicht scheint mitten
hindurch. Vielleicht ging's Henry Moore ja genau darum - so gut etwas auch
ist, so gut es auch sein könnte, wir können es immer noch total verbocken. Es
ging ihm nicht um die Frauen mit den Löchern drin, es ging ihm um die Männer,
die sie da reingemacht haben. Ich wette, auf die Idee ist Miss Prosser nie
gekommen.
    »Verzeihen Sie die Frage«, sagte ich und blinzelte in die
Sonne, »aber der Name Judes, hat der was mit dem Fitnessstudio Judes zu tun,
das von Pat Fowler betrieben wurde, wo Audrey mit Power Cycling angefangen hat
und ein paar anderen Sachen, die nicht zum Angebot der zwölfmonatigen
Mitgliedschaft gehörten, die ich ihr spendiert hatte?«
    Michaela schwenkte das Schild hin und her, als wäre sie
auf einer Demo. »Pat hat inzwischen Filialen überall im Südwesten. Voll auf der
Erfolgsschiene. Also, wo soll ich's aufstellen?«
    Carol schnaubte.
    Ich hob eine Hand. »Entschuldigung, dass ich lebe, aber
das kommt nirgendwohin. Das hier ist mein Bungalow. Ein bescheidenes Argument,
ich weiß. Denken Sie etwa, meine Mum hat sich ihr Leben lang krummgelegt, um
uns dieses Haus zu kaufen, bloß damit dieser Wichser Pat Fowler seine drei
Prozent kassieren kann?« Ich hätte genauso gut mit mir selbst reden können.
    »Tut mir leid, aber der Bungalow gehört Audrey. So steht
es eindeutig im Grundbuch. Audrey möchte ihr Kapital flüssigmachen und in eine
Blumenplantage in Südafrika investieren, wo sie sich niederlassen will, wenn
sie rauskommt.« Michaela drehte den Pfosten um und rammte ihn in die Hecke.
    Ich machte mir keinen Kopf. Am Abend würde das Ding
Feuerholz sein. »Wenn sie rauskommt! Sie ist doch eben erst reingekommen.
Außerdem hasst sie Blumen.«
    »Wir gehen davon aus, dass ihre Haftstraße im Berufungsverfahren
deutlich verringert wird, sobald klar ist, wie stark die Folgen der psychischen
Grausamkeit sind, der sie ausgesetzt war. Somit ist eine möglichst zügige Abwicklung
unerlässlich. Zum Glück konnte ich mich nebenan einquartieren, weil das Haus
zufällig frei war. So kann ich Audreys Interessen vertreten und mich zugleich
wieder mit der Küstenlandschaft

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