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Binding, Tim

Binding, Tim

Titel: Binding, Tim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fischnapping
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wird nicht passieren.«
    Carol schob sich eine Gabel Rührei in den Mund. »Ach
nein?« Sie sprach sachlich, fast heiter.
    »Das weißt du genau. Hör mal. Ich will ehrlich zu dir
sein. Vielleicht hätte die Bergwanderung damals besser laufen können.
Vielleicht war er ein bisschen nervös mir gegenüber. Vielleicht war ich ein
bisschen launisch ihm gegenüber. Ich meine, ich und wandern? Mit Robin? Es lag
eine gewisse Spannung in der Luft. Das will ich nicht bestreiten. Er hat ihn
mir unter die Nase gerieben, weißt du, seinen Sieg, hat den ganzen Weg nach
oben damit angegeben. Das hat nicht gerade zur Vertiefung unserer Beziehung
beigetragen, Carol, was, seien wir ehrlich, ja überhaupt erst der Grund war,
weshalb ich mit ihm da raufgekraxelt bin. Ich meine, wenn ich ihn von einer
Klippe oder so hätte stoßen wollen, hätte ich mir wohl kaum die Mühe machen
müssen, ihn bis rauf zum Lake District zu kutschieren, oder? Ich hätte das
damals praktisch jeden Tag machen können, so oft, wie er sich oben auf dem
Kliff an unserer Beule zu schaffen gemacht hat. Ich meine, ich hätte mich bloß
über den hinteren Weg hochschleichen, mich im Ginsterbusch verstecken und ihm
einen Schubs geben müssen, wenn er gerade woanders hinschaute. Kein Mensch
hätte Verdacht geschöpft.«
    »Außer Mum und mir.«
    »Naja, ihr wärt ja gar nicht da gewesen. Ich hätte mir natürlich
einen Zeitpunkt ausgesucht, wenn ihr zwei shoppen gewesen wärt, wenn ihr
gedacht hättet, ich hätte eine Fuhre oder so, wenn es geregnet hätte, wenn die
Wege total rutschig gewesen wären.«
    »Dann hattest du dir also alles schon genau überlegt.«
    »Alles genau überlegt, so ein Blödsinn, Carol. Ich will damit
bloß sagen ...«
    »Und hast du nicht behauptet, diese Frau genau so in die
Tiefe gestoßen zu haben, du weißt schon, Mums ... Ich hab nie verstanden, was
du damit bezwecken wolltest.«
    »Ich wollte Rump aufhorchen lassen, mehr nicht. Und was
hab ich erreicht? Ich hab deine Mum und sie zusammengebracht. Als wäre ich
eine Partneragentur. Ich meine, ist das nicht absurd? Aber wir kommen vom Thema
ab. Ja, oben auf dem Berg, da waren Robin und ich - wie soll ich sagen - ein
bisschen nervös. Viel Platz war da oben ja nun nicht gerade. Na, wie eigentlich
immer, wenn man ganz oben ist. Jedenfalls, er fängt an, nach seinem Handy zu suchen,
tastet alle Taschen ab, und es könnte sein, aber falls ja, dann kann ich mich
nicht daran erinnern, dass ich eine Bewegung gemacht habe, vielleicht als
Warnung, dass er aufpassen soll, und er hat das falsch verstanden, hat einen
Schritt zurück gemacht, und das war's. Ich hab nichts getan, Carol, aber ich
war da oben bei ihm, das kann ich nicht bestreiten. Und deshalb, ja, bin ich
schuldig, wenn du so willst. Ich weiß das, ich hab's immer gewusst. Das macht
es nicht leichter.« Ich nahm meine Tasse, trank sie aus. Es war eine lange Rede
gewesen, und irgendwie glaubte ich sie mir. Ich wollte, dass Carol sie auch
glaubte, nicht mir zuliebe, ihr zuliebe. Sie tunkte ihr Croissant in den
Kaffee.
    »Das hast du mir noch nie erzählt.«
    »Was hätte das denn gebracht? Du dachtest doch so schon
schlecht genug von mir. Carol, es ist kein gutes Gefühl für einen Vater, sich
eingestehen zu müssen, dass er seiner Tochter vielleicht das Lebensglück
vermasselt hat.« Ich schmierte etwas Butter auf mein erstes Croissant. Kein
Vergleich zu denen von Harry. »Also, was nun, falls du nicht vorhast, mich mit
Vorwürfen zu überhäufen?«
    Sie schüttelte den Kopf, lächelte fast.
    »Ich fahre mit Mary Travers nach Dorchester. Wir treffen
uns mit den Mädels. Ich übernachte vielleicht auch dort. Bei Nicky Marsden.
Erinnerst du dich an sie?«
    Ich nickte. Keinen blassen Schimmer.
    »Mach ruhig, wozu du Lust hast. Entschuldige die Frage,
aber kannst du überhaupt fahren mit dem ...«Ich deutete mit einem Nicken nach
unten. »Ich meine, woran merkst du, dass du bremst?«
    »Mal überlegen.« Sie legte einen Finger an die Lippen.
»Der Wagen wird langsamer, daran merkst du's irgendwie.«
    »Aber das Mietwagenformular. Wird so was nicht abgefragt?«
    »Vielleicht schon. Muss ich übersehen haben.« Sie stand
auf, stülpte sich den Hut auf den Kopf.
    »Winkst du mich raus? Ich bin eine Niete im Zurücksetzen.«
Sie nahm eine kleine Tasche und ging damit nach draußen zum Wagen, einem von
diesen scheußlichen winzigen Flitzern, die für zurückgebliebene Achtjährige gebaut
werden, mit rosa-blauen Armaturen, als wärst du ohne

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