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Binding, Tim

Binding, Tim

Titel: Binding, Tim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fischnapping
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vertraut machen, die mir und Audrey so viel
bedeutet hat in ...« Sie legte die Hände zusammen. »... ich wollte sagen, in
glücklicheren Zeiten, aber das wäre nicht ganz zutreffend, oder?« Sie nagte an
ihrer Lippe, und damit war die Erklärung beendet. Sie sah verdammt toll aus.
»Und keine Frau hasst Blumen, MrGreenwood. Bloß die Männer und die Gründe,
warum sie uns welche schenken.«
    »Aber was wird aus Dad?«
    Ich konnte es nicht glauben. Carol machte sich für mich
stark. Ich hätte dankbar sein sollen, aber ich wollte sie aus dem Weg haben.
Ich legte eine Hand auf ihren Arm.
    »Keine Sorge, Schätzchen. So leicht wird man mich nicht
los. Fahr du nur und amüsier dich, wie du's geplant hast. Ich erzähl dir dann
alles später.«
    Wir sahen zu, wie Carol ins Auto stieg. Sie hatte recht.
Sie war eine Niete im Zurücksetzen. Michaela winkte ihr kurz, als sie
davonfuhr. Sie hatte wieder die Handschuhe an. Noch besser. Carol winkte nicht
zurück. Michaela verzog angewidert den Mund, als wäre sie in irgendwas reingetreten.
    »Wie lange bleibt sie? Du hättest mir sagen müssen, dass
sie kommt.« Sie drehte sich um und ging in meinen Bungalow.
    »Wenn du gestern da gewesen wärst, hätte ich es dir sagen
können. Wo warst du? Ich hab den Teich fertig gemacht. Obwohl wir nicht viel
unternehmen können, solange Carol da ist. Und was soll der Quatsch von wegen
Audrey verkauft meinen Bungalow?«
    »Sie hat sich ganz schön aufgeregt, als sie hörte, dass du
das Haus übernommen hast.« Sie warf einen Blick auf den Frühstückstisch, der
noch nicht abgeräumt war. Sie griff nach meinem halb gegessenen Croissant, biss
hinein.
    »Du hast sie besucht, nicht? Wenn ich das gewusst hätte,
hätte ich einen Kuchen gebacken.«
    »Ich besuche sie dieses Wochenende.« Sie klopfte auf die
Tasche. »Ich muss ein Foto von dem Bungalow mit dem Schild davor machen.«
    »Kommt überhaupt nicht in die Tüte.«
    »Sei nicht albern, Al. Wir machen das Foto, wir nehmen das
Schild wieder weg. Audrey ist glücklich, du bist glücklich, und dann klauen
wir Adams Fisch. Der Einzige, der nicht glücklich sein wird, ist Pat Fowler. Du
glaubst ja nicht, wie der mich gestern begrapscht hat, als wäre ich von den
Toten auferstanden.« Sie tippte mir auf die Nase. »Genau wie du gedacht hast,
dass ich von da zurückgekommen wäre, als wäre ich an einem Bungeeseil wieder
hochgewippt. Also, komm. Ab nach draußen. Audrey hat gesagt, sie hätte mich
gern mit auf dem Bild, wie ich das Schild halte. Sie will es sich an die
Zellenwand hängen.«
    Sie reichte mir die Kamera. Es war eines von diesen modernen
Digitaldingern, die ausländische Touristen immer auf Armeslänge von sich
weghalten, um auch ja jedem in die Quere zu kommen und alles aufs Bild zu
kriegen, was sie drauf haben wollen, sodass man sich beispielsweise in Covent
Garden nichts sehnlicher wünscht als einen Weidenkorb und ein schön scharf
geschliffenes Hackebeilchen. Michaela stellte sich auf den kleinen Rasen vor
dem Haus, hielt mit einer Hand das Zu-verkaufen-Schild hoch, stemmte die andere
in die Hüfte und lächelte, als wäre sie Doris Day, als glaubte sie alles, was
das Foto aussagte, obwohl sie doch wusste, dass es eine Lüge war. Aber das
sind Fotos nun mal. Lügen. Ich hatte mal ein Foto von Mum besessen, wie sie am
Strand saß und eine Zigarette rauchte. Das machte sie einmal im Jahr, eine
Zigarette am Strand rauchen, als würde sie sich richtig was gönnen, ein
bisschen von der Unabhängigkeit erlauben, die sie sich wünschte, aber nie
bekam. Das Foto hatte ich selbst gemacht, mit einer dieser Boxkameras, die
Kinder wie ich anno dazumal hatten. Ganz unscharf war es, weder schwarz noch
weiß, Mum in diesem potthässlichen Badeanzug, ein bisschen dick und faltig,
aber hübsch, mit einem strahlenden Lächeln, das sie für mich aufgesetzt hatte,
als wollte sie so tun, als wäre sie glücklich, wo wir es doch beide besser
wussten. Es war in Ordnung, als sie noch lebte, aber jedes Mal, wenn ich es
nach ihrem Tod hervorholte, heulte ich mir die Augen aus, egal wo, im Bus, im
Pub, einmal sogar, als ich drauf und dran war, diese heiße kleine Zahnarzthelferin
flachzulegen, die ich in Weymouth abgeschleppt hatte. Wir waren beide
ordentlich abgefüllt, nackt und einsatzbereit, und aus irgendeinem Grund, keine
Ahnung, vielleicht weil ich nach den Gummis suchte, jedenfalls kramte ich Mums
Foto hervor und zeigte es ihr, saß dann auf der Bettkante und flennte an ihren
zweiundzwanzig

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