Bindung und Sucht
et al. 2007). Untersuchungen bei Computerspielsüchtigen mittels funktioneller Magnetresonanztomographie (fMRT) unterstützen die Annahme, dass bei der Entstehung und Aufrechterhaltung von Internet-/Computerspielsucht ähnliche Gehirnareale beteiligt sind, wie sie bei der Entstehung von substanzgebundenen Suchterkrankungen beschrieben wurden. So konnten Ko und Kollegen (2009) zeigen, dass bei Computerspielsüchtigen nach Betrachten von computerspielbezogenen Reizen Hirnareale, die mit dem sogenannten dopaminergen Belohnungs- und Verstärkungssystems assoziiert werden, hoch aktiviert waren. Die untersuchten Computerspielsüchtigen zeigten nach Betrachtung von Screenshots aus ihrem bevorzugten Spiel in Regionen, die dem dopaminergen Belohnungssystem (beispielsweise im rechten orbitofrontalen Kortex sowie im Nucleus accumbens) zugeschrieben werden, erhöhte Aktivierungsmuster. Die Autoren interpretieren diese Ergebnisse dahingehend, dass nach der Konfrontation mit suchtbezogenem Bildmaterial ähnliche Bereiche wie bei Substanzabhängigen aktiviert werden, wenn diese mit Bildern oder Videos ihres bevorzugten Suchtmittels konfrontiert werden. Die Befunde lassen bei Personen mit Computerspielsucht die suchtspezifische Beteiligung (Sensitivierung) von Belohnungsstrukturen im Gehirn vermuten, die dazu führt, dass computerspielassoziierte Reize durch pathologische PC-Spieler besonders erregend verarbeitet werdenund somit als besonders gewünscht und gewollt hervorgehoben werden (vgl. Ko et al. 2009).
Zur Therapie der Internet- bzw. Computerspielsucht
King und Kollegen (2011) unternahmen den Versuch, mittels CONSORT (Consolidating Standards of Reporting Trials, 2011) die Qualität verschiedener unterschiedlicher klinischer Studien zu pharmakologischen oder psychologischen Behandlungsverfahren der Internetsucht hinsichtlich der unterschiedlichen Definitionen, der Studiendesigns, Behandlungsmöglichkeiten, Stichproben, Ergebnisse und Follow-ups zu vergleichen, mit dem Ziel, die zukünftige Forschung auf diesem Gebiet zu verbessern. In den untersuchten acht Studien variieren die diagnostischen Maße, die zur Klassifikation der Internetsucht herangezogen wurden. Nur eine der bislang vorliegenden und hier verglichenen Studien erfüllte den Standard einer randomisiert kontrollierten klinischen Studie. In der bisherigen Forschung wurden vor allem Prä-Post-Designs mit mindestens einer Behandlungs- und einer Kontrollgruppe eingesetzt, während vier Studien sogar nur eine Behandlungsgruppe einsetzten und dabei auf Randomisierung oder Verblindung komplett verzichteten. Daten bezüglich Rekrutierung oder Behandlungsprozedere wurden von den wenigsten Studien beschrieben, ebenso fehlte die genaue Beschreibung von Stichprobenumfängen oder objektiven Diagnosemaßen zur Internetnutzung der behandelten Personen. Die meisten Studien wandten eine psychologische Therapieform an: Drei der Studien nutzten die kognitive Verhaltenstherapie, inklusive derjenigen, welche eine Kombination verschiedener Therapieformen einsetzten. Ein Konsistenzmangel war in allen Studien bezüglich der pharmakologischen oder psychotherapeutischen Behandlungsdosen oder der Behandlungsdauer sichtbar.
Insgesamt zeigt die Vergleichsstudie von King und Kollegen (2011) auf, dass in den bisher wenigen vorliegenden Studien zur Evaluation der Behandlung der Internetsucht noch gravierende methodische Mängel bestehen. King und Kollegen (2011) postulieren, dass es zurzeit noch mehr Forschung zum Phänomen Internetsucht (vermehrt randomisierte klinische Studien, Kontrollgruppen, Verblindungstechniken), einer präziseren Klassifikation von Definitionen und Diagnosen sowie letztlich passgenauerer Behandlungsstrategien bedarf.
Die Ambulanz für Spielsucht der Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie der Universitätsmedizin Mainz wurde 2008 als zu diesem Zeitpunkt im deutschsprachigen Raum einzigartige Ambulanz zur Behandlungvon Verhaltenssüchten zunächst als Modellprojekt initiiert. Eine Analyse der behandlungssuchenden Personen (n = 131) ergab, dass der Großteil als missbräuchliche (38,9 %) oder abhängige (30,5 %) Nutzer diagnostiziert wurde. Bei diesen waren deutlich erhöhte Spielzeiten, eine verstärkte Symptombelastung sowie negative psycho-soziale Konsequenzen – wie soziale Konflikte oder Leistungseinbußen in Schule und Beruf – festzustellen (Beutel et al. 2011 b). Während der ambulanten Psychotherapie werden gedankliche, emotionale,
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