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Bindung und Sucht

Bindung und Sucht

Titel: Bindung und Sucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Heinz Brisch
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Familienlebens angeht, in den jüngeren Generationen, bei denen beide Eltern in die Familienarbeit einbezogen sind, an Geltung verlieren. Unsere abschließende Hypothese lautete daher, dass die Geschlechtszugehörigkeit keinen Einfluss auf die Stärke der Zusammenhänge im vorgeschlagenen Modell haben würde (Hypothese 5). Alle Hypothesen sind in Abbildung 1 zusammengefasst und grafisch dargestellt.
Die Methode
Die Vorgehensweise
    Die Daten wurden in den Niederlanden anhand zweier Fragebogen zusammengetragen. Um sicherzugehen, dass beide Partner arbeiteten, nahmen wir die Verbindung mit ihnen über die jeweilige Tagesstätte auf, in die sie ihr Kind bzw. ihre Kinder brachten. Insgesamt waren zehn verschiedene Kitas in unsere Studie eingebunden. Wir hinterließen zwei identische Fragebogen, einen für jeden der Partner, im Kleiderfach jedes der Kinder. Die Fragebogen waren mit einer Kennziffer versehen, um die Partner richtig zu erfassen. Ungeachtet dieser Kennziffern blieben die Teilnehmer unidentifiziert, da beide Fragebogen anonym beantwortet wurden. Die Aufnahme in die Studie erfolgte auf freiwilliger Basis. Die Paare wurden gebeten, die Fragen voneinander unabhängig zu beantworten. Die Befragten deponierten den verschlossenen Umschlag mit dem von ihnen ausgefüllten Fragebogen in einem Kasten, der eigens zu diesem Zweck an zentraler Stelle im Eingangsbereich der jeweiligen Kindertagesstätte aufgestellt worden war. Die Eltern – die Doppelverdiener waren – lieferten Informationen zum Ausmaß ihrer Arbeitssucht, ihres Konflikts zwischen Beruf und Familie, der sozialen Unterstützung, die sie erfuhren, und ihrer Beziehungszufriedenheit.
Die Teilnehmer
    An der Studie nahmen 168 niederländische Elternpaare teil, die Doppelverdiener waren. Von den 900 verteilten Fragebögen kamen 360 zurück, was einer Antwortrate von 40 % entspricht. 24 Fragebögen konnten bei den Analysen nicht berücksichtigt werden, weil sich in diesen Fällen nur einer der Partner beteiligt hatte. Damit standen 336 Fragebögen oder 168 Paare für die Datenanalyse zur Verfügung. Die Männer waren geringfügig älter als die Frauen: t (334) = 4.70, p ≤ .001 (Männer M = 35.79 Jahre, SD = 4.59; Frauen M = 33.60 Jahre, SD = 3.88; d = .52, 95 % Vertrauensintervall [CI] = 0.30, 0.73). Alle Paare hatten ein oder mehrere Kinder unter drei Jahren, die in der Familie lebten, und 33 % der Paare hatten mindestens noch ein weiteres Kind zwischen 4 und 12 Jahren. Am häufigsten wurde ein universitärer Bildungsabschluss (36 %) genannt, gefolgt von anderen Ausbildungsgängen (31 %). Bezüglich des Bildungsstandes bestand kein Unterschied zwischen den Geschlechtern, t (334) = 1.32, p = .19. Allerdings wurde das Arbeiten mit Menschen von den Frauen (74 %) häufiger genannt als von den Männern (55 %), χ 2 (1) = 11.67, p ≤ .001, die Arbeit mit Daten dagegen häufiger von den Männern (31 %) als von den Frauen (21 %), χ 2 (1) = 4.48, p ≤ .05. Beispielsweise arbeiteten mehr Frauen (30.7 %) als Männer (9.6 %) in der Gesundheitspflege (als Ärztinnen, Pflegekräfte, Therapeutinnen), während mehr Männer in der Industrie – als Produktionsmanager, Konstrukteure, Ingenieure (Männer 10.2 %, Frauen 1.8 %) – und im Business-Sektor – als Manager, Berater und Verkäufer (Männer: 34.3 %, Frauen: 26.5 %) – tätig waren. Zudem fanden sich mehr Männer (40 %) als Frauen (19 %) in einer Supervisorenposition, χ 2 (1) = 17.27, p ≤ .001.
Die Messungen
    Die Arbeitssucht wurde anhand der niederländischen Version (Taris et al. 2005) der Compulsive Tendencies (CT) Subscale des Work Addiction Risk Test (WART; Robinson 1999) erfasst. Taris et al. (2005) empfehlen speziell diese Subskala als angemessen repräsentatives Instrument zur Erfassung von Arbeitssucht. Die Überschneidung zwischen dem vollständigen 25-Item-Test und der genannten Subskala war hoch (.89 ≤ r ≤ .93, ps ≤ .001). Auch die Muster der Korrelationen mit anderen Konzepten (z. B. Überstundenarbeit, Beruf-Familie-Konflikt, Erschöpfung) waren sehr ähnlich. Das heißt also, der vollständige WART und die Subskala der »zwanghaften Tendenzen« messen augenscheinlich das gleiche Konzept. Die Skala enthält neun Items wie z. B. »Ich habe ein schlechtes Gewissen,wenn ich nicht an irgendetwas arbeite« und »Ich setze mich bei der Arbeit mit selbstauferlegten Fristen unter Druck« (1 = niemals , 4 = immer ).
    Der Konflikt zwischen Beruf und Familie wurde mit drei Items aus dem

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