Bindung und Sucht
al. (1996), dass der Konflikt zwischen Beruf und Familie sowohl auf Seiten der Ehemänner als auch auf Seiten der Ehefrauen in einem indirekten (nämlich über das psychische Leid vermittelten) Zusammenhang mit feindseligen Interaktionen und nachlassender Herzlichkeit und Unterstützung der Partner untereinander stand. Hier muss erwähnt werden, dass soziale Unterstützung in der Regel als Moderator der durch den Konflikt zwischen Beruf und Familie belasteten Beziehung untersucht worden ist (z. B. Fu & Shaffer 2001; Suchet & Barling 1986) und nicht als vermittelnde oder intervenierende Prozessvariable im Zusammenhang zwischen diesem Konflikt und dem weiteren Gang der Dinge. Wir haben daher in der vorliegenden Studie einen gegenüber der bisherigen Forschung gänzlich anderen Ansatz gewählt und sahen uns insoweit durch bereits vorliegende crossover -Studien ermutigt, aus denen hervorgeht, dass soziale Unterstützung auch eine vermittelnde Variable sein kann (Westman 2006).
Die bisherige Forschung verweist darauf, dass soziale Unterstützung unmittelbareAuswirkungen hat und dem Wohlbefinden der Empfängerperson insofern aufhilft, als sie das menschliche Grundbedürfnis nach Kontakt erfüllt, unabhängig davon, wie stark die gegenwärtige Belastung ist (Wheaton 1985). Diese generelle wohltuende Wirkung kommt deshalb zustande, weil soziale Netze nun einmal positive Interaktion, Bestätigung und Ermutigung bereithalten und damit für ein allgemeines Empfinden von Selbstwert, Selbstachtung und positiver Stimmung sorgen (z. B. Cohen & Wills 1985; Krause & Borawski-Clark 1994; Viswesvaran et al. 1999). Auf dieser Grundlage sagten wir auch voraus, dass Menschen, die ein beträchtliches Maß an Unterstützung von ihren Partnern erfahren, mit ihrer Beziehung zufriedener sind als andere (Hypothese 3; siehe auch Abb. 1).
Neben diesen Zusammenhängen, wie sie mit dem indirekten crossover -Prozess einhergehen (Ausstrahlen von Arbeitserfahrungen und beruflicher Beanspruchung auf die Funktionsweise und die Zufriedenheit in der Familie; vgl. Westman 2005), nahmen wir auch einen direkten crossover , also ein direktes »Ausstrahlen« der Beziehungszufriedenheit zwischen den Partnern an (Hypothese 4). Wir erwarteten diesen direkten Prozess nur im Bereich der Beziehungszufriedenheit, da die eheliche Beziehung ja eine Sphäre schafft, die üblicherweise von beiden Partnern geteilt wird (Mauno & Kinnunen 1999). Der Gedanke einer direkten Weitergabe von Beziehungszufriedenheit gewinnt Glaubwürdigkeit, wenn man Westmans (2001) Theorie der unmittelbaren – durch Empathie eintretenden – Wirkungen heranzieht (siehe auch Bakker & Demerouti 2009). Die einzige Studie, die nicht nur nach der Weitergabe negativer Erfahrungen (Erschöpfung, psychosomatische Beschwerden), sondern auch nach einem solchen crossover positiver Erfahrungen (eheliche Zufriedenheit) fragte, fand dafür keine empirische Bestätigung (Mauno & Kinnunen 1999). Immerhin fanden aber Matthews et al. (2006) eine signifikante Korrelation von .67 für die Beziehungszufriedenheit bei beiden Partnern eines Paares. Interessant ist dabei, dass diese Wirkungen zwar nicht im Mittelpunkt der Studie von Matthews et al. (2006) standen, dass diese Untersuchung aber doch erste Anhaltspunkte für einen crossover von Beziehungszufriedenheit liefert.
Da aus der Literatur hervorgeht, dass Männer sich nicht durchweg von Frauen unterscheiden, was das Ausmaß ihrer Arbeitssucht (Burke 1999 a; Doerfler & Kammer 1986) und die Interferenz zwischen Beruf und Familie (Barnett & Hyde 2001; Grandey & Cropanzano 1999) angeht, vermuteten wir, dass sie sich auch in Bezug auf die Stärke der hypothetisch angenommenen Zusammenhänge nicht von Frauen unterscheiden würden. Das impliziert, dass im Fall der Männer wie auch der Frauen der gleiche Mechanismus wirksam ist, was übrigens auch durchdie spezielle Zusammensetzung unserer Stichprobe bestätigt wird, bei der es sich ja um junge Doppelverdienerpaare handelt. Kaufman und Uhlenberg (2000) stellten fest, dass ältere Arbeitnehmer anscheinend dem Modell des »guten Versorgers« den Vorzug geben, was impliziert, dass sie mehr arbeiteten, nachdem sie Eltern geworden waren, während jüngere Arbeitnehmer eher dem Bild des »engagierten Vaters« entsprachen, bei dem das berufliche Engagement mit der Vaterschaft nicht zunahm. Das spricht dafür, dass die traditionellen Unterschiede zwischen den Geschlechtern, was die Organisation des Berufs- und des
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