Bindung und Sucht
Interaktionseffekt, F (1,615) = 3.42, p = .07, η 2 = – 01. Die OCSB-Gruppe erreichte bei der vermeidenden Bindung unabhängig vom Geschlecht höhere Werte als die Nicht-OCSB-Gruppe.
Tab. 4: Mittelwerte für die Erwachsenen-Bindung nach OCSB-Gruppe und Geschlecht
Zur Beachtung: ECR-R-Skala 1 – 7. RSQ-Skala 1 – 5.
Zusammenfassung
Das Ziel der hier vorgestellten Studie lautete, dem Zusammenhang zwischen Bindung (der erwachsenen Person) und unkontrolliertem Sexualverhalten nachzugehen. Entsprechend unserer Hypothese ergaben sich für die OCSB-Gruppe im Vergleich mit der Nicht-OCSB-Gruppe höhere Werte bei der furchtsamen, der abweisenden, der verstrickten, der ängstlichen und der vermeidenden Bindung und niedrigere Werte bei der sicheren Bindung. Diese Effekte waren in der Größenordnung moderat, mit Ausnahme der abweisenden und der verstrickten Bindung, die nur geringe Effektstärken zeigten. Der Zusammenhang zwischen unkontrolliertem Sexualverhalten und bestimmten Bindungsmustern war bei den Frauen stärker als bei den Männern. Die Frauen in der OCSB-Gruppe kamen auf geringere Werte für die sichere Bindung und auf höhere Werte für die furchtsame, die abweisende und die ängstliche Bindung; Bindungsangst und -vermeidung waren bei ihnen stärker ausgeprägt als bei den Männern. Wir kamen zu dem Schluss, dass es weiterer Forschungen bezüglich dieser Unterschiede zwischen den Geschlechtern bedarf und dass geklärt werden muss, ob Bindungsprobleme ursächlich für die Entstehung unkontrollierten Sexualverhaltens und für das Festhalten an diesem Verhalten sind, ob sie eine Folge dieser Verhaltensweisen sind oder ob es sich um ein komplexes Miteinander beider Gegebenheiten handelt (Faisandier 2010).
Wie könnte es weitergehen?
Ungeachtet der äußerst lebhaften Debatte, wie sie weiterhin zum Thema »unkontrolliertes Sexualverhalten« geführt wird, mangelt es noch immer an empirischen Belegen für eine wirksame Behandlung von Menschen, die mit diesem Problem zu tun haben. Es herrscht insgesamt Unsicherheit auf diesem Gebiet, weil das Phänomen schwer zu verstehen und kaum einverständlich und exakt zu benennen ist und weil man nicht sicher sagen kann, wer davon betroffen ist und was ursächlich dahintersteckt. In der Literatur ist unkontrolliertes Sexualverhaltenbisher sehr disparat definiert und erfasst worden, und die Ergebnisse der bereits vorhandenen Studien mit Stichproben sind von begrenzter Aussagekraft. Wohl befasst sich die Literatur seit kurzem auch mit therapeutischen Konzeptionen, aber noch sind kaum Untersuchungen zur Wirksamkeit der wenigen bisher bekannten Behandlungsansätze vorhanden.
Hier in Neuseeland haben wir mit der intimitätsorientierten Methode von Sex Therapy New Zealand einen solchen Behandlungsansatz, der ohne empirisch fundierte Evaluation öffentlich gemacht wurde (Salisbury 2008). Die derzeitige Studie hat sich zum Ziel gesetzt, diesem Ungleichgewicht mit der Evaluation der intimitätsorientierten Behandlungsmethode von Sex Therapy New Zealand z u begegnen und so in einem ersten Schritt die Kluft zwischen klinischer Praxis und evidenzbasierter Forschung zu überbrücken.
Der Behandlungsansatz von Sex Therapy New Zealand
Sex Therapy New Zealand (STNZ) arbeitet mit einem integrierten biopsychosozialen Behandlungsansatz, der den existierenden Behandlungsmodellen für unkontrolliertes Sexualverhalten insofern ähnelt, als er motivationale, kognitive, verhaltensbezogene und pharmakologische Interventionen – als je nach Problemlage angezeigt – vorsieht; zugleich unterscheidet er sich aber insofern von den bereits vorhandenen Methoden, als der eigentliche Fokus, der in jeder Intervention vorhanden ist, die Arbeit an der Entwicklung der Fähigkeit zur Intimität ist.
Anfangs geht es darum, unkontrolliertes Sexualverhalten einzudämmen, unter Umständen durch ganz praktische Maßnahmen im unmittelbaren Umfeld. So könnte der Computer einen Platz im gemeinsamen Wohnbereich finden, Pornografie-Abonnements könnten gekündigt und die Pornografieseiten gesperrt werden. Darüber hinaus wird der Therapeut daran arbeiten, Entwicklungsprobleme und ihre Konsequenzen zu klären und zu lösen. Dazu kann gehören, dass er Fertigkeiten der emotionalen Steuerung vermittelt, dass er Depression, Angst sowie Schuld- und Schamgefühle anspricht und die soziale Anpassung des Betroffenen fördert. Aspekte der kognitiven Verhaltenstherapie kommen ins Spiel, wenn der Therapeut daran arbeitet,
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