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Biohacking - Gentechnik aus der Garage

Biohacking - Gentechnik aus der Garage

Titel: Biohacking - Gentechnik aus der Garage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanno Charisius Richard Friebe Sascha Karberg
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speziellen Genfragmenten – kostete. Könnte ihr Gentest für die persönliche Genetik einmal das darstellen, was der erste Apple-Computer im Jahr 1976 für unseren digitalen Alltag heute bedeutet? Hat der erste selbstgemachte Gentest einen Weg in eine Zukunft der personalisierten Medizin eröffnet? Kay Aull blickte in ihre Erbanlagen und erspähte dabei weit mehr als nur ein Krankheitsrisiko – sie lernte etwas über sich selbst. In diesem Sinne ist sie wahrscheinlich tatsächlich die erste echte Biohackerin, denn bevor man eine Software oder eine Maschine umprogrammieren kann, muss man sie verstehen.
    Kay, die heute in San Francisco lebt und dort „Quantitative Biologie“ studiert – ein Fach, das versucht, Physik, Mathematik, Biologie, Informatik und Ingenieurswissenschaften unter einen Hut zu bringen –, ist vielleicht die erste echte DIY-Experimentalbiologin gewesen. Mac war vielleicht der erste DIY-Bio-Lobbyist. Die einzigen sind die beiden schon lange nicht mehr. Und um moderne Biologie außerhalb der Grenzen von Unis, Akademien und Biotech-Unternehmen zu betreiben, verlässt sich auch längst nicht jeder auf ein Kleiderschranklabor oder eine Ecke in einer Gemeinschafts-Bastelwerkstatt.

Kapitel 2 ...
    ... in dem wir mitten in der Nacht ein Geheimlabor besuchen, uns über Teppichboden wundern, misstrauisch beäugt werden und ein paar Biotech-Pferde durchgehen sehen, um schließlich in New York großen Kindern auf dem Gen-Spielplatz zuzuschauen und an den deutschen Frauenfußball zu denken ...

    BIOTECH-SUBURBIA
    John Schloendorn kämpft gegen den Tod. Nicht gegen seinen eigenen, sondern den Tod. Es ist ein für ihn unerträglicher Fehler der Natur, dass der menschliche Körper altert und irgendwann nicht mehr funktioniert. Deswegen kämpft er mit allen Mitteln, um den Schalter zu finden, der das Altern abstellt. Er kämpft mit seinem Herzen, seinem Hirn und selbst mit seinem eigenen Blut. Sein Arbeitsplatz ist allerdings kein Labor in einem Biotech-Konzern oder an einer Universität, sondern eine Garage im Silicon Valley.
    April 2010. Über uns kalifornischer Frühlingssternenhimmel, um uns herum amerikanische Vorstadt. So wie man es sich vorstellt: Ein Einfamilienhaus sieht aus wie das andere, sogar die Grashalme vor jedem Anwesen sind auf dieselbe Millimeterlänge gestutzt. Es ist schon halb elf in der Nacht, aber hinter den Bäumen donnern die Autos über den Freeway, als müssten Tausende jetzt schnell sehr, sehr Wichtiges erledigen. Der Straßenzug hier aber wirkt schon wie im Tiefschlaf, was wahrscheinlich auch tagsüber nicht anders ist. Nur hinter drei Fenstern flackern noch bläulich Fernsehbilder. Das Haus, vor dem wir geparkt haben, ist dunkel. Dabei sollten wir hier John treffen.
    Unter dem Garagentor hervor bricht sich ein dünner Lichtstrahl den Weg in die Nacht. Wir klingeln an der Haustür, und einen Augenblick später steht ein schlaksiger Mann vor uns, der uns ohne Umschweife durch eine fast leere Küche und einen kahlenRaum, der wohl vom Architekten als Wohnzimmer gedacht war, zum Nebeneingang der Garage führt. „Hier“, sagt John, 32 Jahre alt, und macht dabei eine Armbewegung, als würde er vom Turm einer Burg aus auf seine Ländereien weisen, „hier kämpfen wir gegen Krebs“.
    Johns Kopf wirkt zu groß auf dem bekittelten, schmalen Körper. Hoffentlich kann der Hals diese Denkmaschine tragen, denkt man. Er fuchtelt nervös mit seinen blauen Gummihandschuhen herum und blickt einem ungern direkt in die Augen. Seine Sätze beendet er oft mit einem kurzen Lachen. Aha, er ist unsicher, könnte man daraus schließen – und würde damit ziemlich weit neben der Wahrheit liegen. Er lacht, weil für ihn alles glasklar ist: „Menschen vom Tod zu heilen ist doch das Naheliegendste, was man tun kann.“ Und seine Hände sind so unruhig, weil noch so viel zu tun ist, auch kurz vor Mitternacht.
    Unsere Augen sind noch immer damit beschäftigt, sich an das grelle Licht der Leuchtstoffröhren zu gewöhnen. Es ist wirklich eine Garage, eine amerikanische, ziemlich große. Es ist der längst zur Folklore verkommene klischeehafte Geburtsort von Technologiekonzernen, Software-Firmen, Rockbands – und Biotech-Unternehmen. Wir stehen im Hauptquartier und Labor von Livly, einem Non-profit-Startup, das dem Tod die Stirn bieten will.
    Schloendorn zeigt uns den Maschinenpark und stellt uns zwei seiner Helfer vor. Ein Mann hantiert an einer Art gläserner Werkbank mit Abzug. Unter Letzterem

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