Biokrieg - Bacigalupi, P: Biokrieg - The Windup Girl
wenn er Glück hat.« Aber Jaidee hat dasselbe gedacht. Er fragt sich, ob er sich würde beherrschen können, wenn er Chayas Mörder zu fassen bekäme. Aber warum sollte er?
Sie schleichen die erleuchteten Korridore entlang. Hin und wieder begegnen sie einem Angestellten, aber niemand schenkt ihnen auch nur einen zweiten Blick. Beide strahlen sie Autorität aus – sind es gewohnt zu befehlen. Jaidee nickt kurz, wenn ihnen jemand über den Weg läuft. Schließlich finden sie die Registratur und bleiben vor der Glastür stehen. Jaidee hebt seinen Schlagstock.
»Glas«, stellt Somchai trocken fest.
»Möchten Sie es versuchen?«
Somchai begutachtet das Schloss, holt einen Satz Werkzeuge
hervor und stochert in der Öffnung herum. Jaidee steht neben ihm und wartet ungeduldig. Der Korridor ist hell erleuchtet.
Somchai macht sich weiterhin am Schloss zu schaffen.
»Ach. Lassen Sie mal.« Jaidee hebt seinen Schlagstock. »Gehen Sie beiseite.«
Ein kurzes Splittern hallt durch den Flur. Sie warten auf Schritte, aber niemand kommt. Rasch schlüpfen sie hinein und fangen an, in den Schränken zu wühlen. Schließlich findet Jaidee die Personalakten, und sie kramen eine ganze Weile in schlechten Fotografien. Sie legen diejenigen beiseite, die ihnen bekannt vorkommen, und suchen weiter.
»Er hat mich gekannt«, murmelt Jaidee. »Er hat mich direkt angeschaut.«
»Jeder kennt Sie«, gibt Somchai zu bedenken. »Sie sind berühmt.«
Jaidee zieht eine Grimasse. »Glauben Sie, er war auf den Ankerplätzen, um etwas abzuholen? Oder wollte er die Inspektionen überwachen?«
»Oder vielleicht hatten sie es auf das abgesehen, was sich an Bord von Carlyles Schiff befand. Oder in einem anderen Luftschiff, das die Landung abgebrochen hat und stattdessen in das besetzte Lanna geflogen ist. Es gibt Tausende von Möglichkeiten, oder?«
»Hier!« Jaidee springt auf. »Das ist er!«
»Sind Sie sicher? War sein Gesicht nicht schmaler?«
»Ich bin mir ganz sicher.«
Somchai runzelt die Stirn, während er über Jaidees Schulter hinweg die Akte überfliegt. »Aber der ist doch auf keinen Fall wichtig genug! Das ist kein Mann mit Einfluss.«
Jaidee schüttelt den Kopf. »Nein. Er hat Macht. Ich hab gesehen, wie er mich angeschaut hat. Er hat an der Zeremonie teilgenommen, bei der ich degradiert wurde.« Er beißt
sich auf die Unterlippe. »Hier steht keine Adresse. Nur Krung Thep.«
Von draußen ist das Schlurfen von Schritten zu hören. Plötzlich stehen zwei Männer mit gezogenen Federpistolen in der Tür. »Halt!«
Jaidee verzieht das Gesicht und hält die Akte hinter dem Rücken versteckt. »Ja? Gibt es irgendein Problem?« Die Wachleute kommen herein und schauen sich um.
»Wer sind Sie?«
Jaidee wirft Somchai einen belustigten Blick zu. »Haben Sie nicht gesagt, ich sei berühmt?«
Somchai zuckt mit den Schultern. »Nicht jeder ist ein Muay-Thai -Fan.«
»Aber jeder spielt. Sie hätten wenigstens auf meine Kämpfe wetten können.«
Die Wachleute kommen näher. Sie befehlen Jaidee und Somchai, auf die Knie zu gehen. Als die beiden hinter sie treten, um ihnen Handschellen anzulegen, rammt Jaidee dem einen den Ellenbogen in den Bauch. Wirbelt herum und erwischt ihn mit dem Knie am Kopf. Der andere Wachmann feuert Klingen in dichter Folge ab, bis Somchai ihm einen Handkantenschlag auf die Kehle versetzt. Er lässt seine Pistole fallen und geht zu Boden – aus seiner zertrümmerten Luftröhre dringt ein Röcheln.
Jaidee packt den anderen Wachmann und zieht ihn zu sich heran. »Kennst du diesen Mann?« Er hält das Bild aus der Akte hoch. Der Wachmann reißt die Augen auf und schüttelt den Kopf, versucht, zu seiner Pistole zu kriechen. Jaidee befördert sie mit einem Fußtritt außer Reichweite und versetzt ihm einen Tritt in den Rücken. »Du erzählst mir jetzt alles über ihn! Er arbeitet hier. Für Akkarat.«
Der Wachmann schüttelt erneut den Kopf. »Nein!«
Jaidee tritt ihm ins Gesicht. Blut fließt. Er kniet neben den
winselnden Mann. »Raus damit, oder dir ergeht es wie deinem Freund.«
Der Blick des Wachmanns schweift zu seinem Kollegen hinüber, der an seiner zerschmetterten Luftröhre erstickt.
»Raus damit«, sagt Jaidee.
»Das wird nicht nötig sein.«
In der Tür steht der Mann, den Jaidee gesucht hat.
An ihm vorbei strömen bewaffnete Männer in das Zimmer. Jaidee zieht seine Pistole, aber sie feuern bereits, und Klingen bohren sich ihm in den Arm. Er lässt die Pistole fallen. Blut schießt hervor. Er
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