Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Biokrieg - Bacigalupi, P: Biokrieg - The Windup Girl

Biokrieg - Bacigalupi, P: Biokrieg - The Windup Girl

Titel: Biokrieg - Bacigalupi, P: Biokrieg - The Windup Girl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paolo Bacigalupi
Vom Netzwerk:
Gewalt ist eine Sprache, die sie verstehen. Ein nachgiebiges Umweltministerium haben sie ignoriert, ja sogar verhöhnt. Aber dieses Ministerium, das die Schlagstöcke schwingt und die Federpistolen gezückt hat, ruft eine andere Reaktion hervor.
    Wie viele Garküchen, die illegales Gas verbrannten, hat sie schon demoliert? Garküchen wie diese hier? Garküchen, deren Inhaber so arm waren, dass sie sich das vom Königreich besteuerte und genehmigte Methan nicht leisten konnten? Hunderte, schätzt sie. Methan ist teuer. Schmiergelder sind billiger. Und wenn dem Gas vom Schwarzmarkt die Zusatzstoffe fehlten, die dem Methan den sicheren grünen Farbton verliehen, dann war das ein Risiko, das sie alle bereitwillig eingingen.
    Wir sind so leicht zu bestechen.
    Kanya zieht eine Zigarette hervor und zündet sie an der verräterischen Flamme unter dem Wok an. Der Mann hinter der Theke tut weiterhin so, als wäre sie gar nicht da – eine angenehme Fiktion für sie beide. Sie ist keine Frau in
weißer Uniform, die an seinem illegalen Verkaufsstand sitzt; und er ist kein Yellow Card, den sie in die Hochhäuser werfen könnte, wo er unter seinen Landsleuten schwitzen und sterben würde.
    Gedankenverloren zieht sie an ihrer Zigarette. Selbst wenn er seine Angst nicht zeigt, ahnt sie, was er empfindet. Sie weiß noch gut, wie die Weißhemden bei ihr im Dorf einfielen. Sie füllten den Fischteich ihrer Tante mit Salz, schlachteten ihr Geflügel und verbrannten die Kadaver in großen Haufen.
    Du hast Glück, Yellow Card. Als die Weißhemden zu uns kamen, ließen sie überhaupt nichts mehr übrig. Sie kamen mit ihren Fackeln und brannten alles nieder. Du wirst besser behandelt als wir.
    Bei der Erinnerung an jene blassen, rußbeschmierten Männer mit dämonischen Augen hinter Schutzmasken will sie jetzt noch in Deckung gehen. Sie kamen nachts, ohne jede Vorwarnung. Ihre Nachbarn und Verwandten flohen nackt und schreiend vor den Fackeln. Hinter ihnen gingen ihre Pfahlhäuser in Flammen auf, orange Feuerzungen loderten in der Dunkelheit an Bambus und Palmen empor. Asche stob überall auf, verbrannte ihnen die Haut, und alles würgte und hustete. Die Narben von damals hat sie immer noch – blasse Abdrücke, wo brennende Holzstücke auf ihren dünnen Kinderarmen landeten. Wie sie die Weißhemden hasste! Sie und ihre Familie hatten sich aneinandergedrängt und voller Ehrfurcht und Entsetzen mitangesehen, wie das Umweltministerium ihr Dorf in Schutt und Asche legte; und sie hatte sie schon damals von ganzem Herzen gehasst.
    Und jetzt befiehlt sie ihrer eigenen Truppe, genau dasselbe zu tun. Jaidee hätte die Ironie zu schätzen gewusst.
    Aus einiger Entfernung steigen Angstschreie himmelwärts, so schwarz und ölig wie Rauch von der brennenden Hütte eines Bauern. Kanya atmet tief ein. Fast empfindet sie so etwas
wie Nostalgie. Der Rauch ist derselbe. Sie zieht wieder an ihrer Zigarette, atmet aus. Fragt sich, ob ihre Männer nicht vielleicht doch übertreiben. Ein Feuer in diesen WeatherAll-Slums wäre ein ziemliches Problem. Die Öle, die das Holz vor Fäulnis schützen, entzünden sich bei Hitze leicht. Sie raucht gemächlich weiter. Was soll sie auch dagegen tun? Wahrscheinlich ist das nur ein Offizier, der illegal gesammeltes Altholz verbrennt. Sie streckt die Hand nach ihrer Kaffeetasse aus und betrachtet den Bluterguss auf der Wange des Mannes, der sie bedient.
    Wenn es nach dem Umweltministerium ginge, befänden sich all diese Yellow-Card-Flüchtlinge auf der anderen Seite der Grenze. Ein Problem der Malaien. Das Problem eines anderen souveränen Staates. Nicht des Königreichs. Aber Ihre Majestät die Kindskönigin ist gnädig und barmherzig. Im Unterschied zu Kanya.
    Kanya drückt ihrer Zigarette aus. Das ist guter Tabak, Gold Leaf, ein einheimisches Konstrukt, der Beste im ganzen Königreich. Sie zieht eine weitere Zigarette aus der Schachtel aus Hirsefolie und zündet sie an der blauen Flamme an.
    Der Yellow Card bemüht sich weiterhin um eine höfliche Miene, als sie ihm bedeutet, er möge ihr süßen Kaffe nachschenken. Im Stadion wird gejubelt, und auch die Männer, die sich um das knisternde Radio versammelt haben, jubeln – für den Augenblick haben sie die Frau in der weißen Uniform vergessen.
    Die Schritte sind fast lautlos, den Jubelrufen angepasst, aber der Gesichtsausdruck des Yellow Card verrät seine Ankunft. Kanya blickt nicht auf. Sie gibt dem Mann, der neben ihr steht, mit einer Geste zu verstehen, dass er

Weitere Kostenlose Bücher