Biokrieg - Bacigalupi, P: Biokrieg - The Windup Girl
möchte ich das politische Projekt weitertreiben, das wir vorhin besprochen haben. Unter denselben Bedingungen, die wir bereits diskutiert haben. Bedingungen, die, wie wir beide wissen, für Sie und Ihr Königreich von großem Vorteil sind.«
Die Augen des Somdet Chaopraya werden schmal. »Sie sind ganz schön hartnäckig! Und was wird Sie daran hindern, uns den U-Tex-Reis einfach vorzuenthalten, wenn Sie verlieren?«
Anderson lächelt und weist mit einer Handbewegung auf Carlyle. »Ich nehme an, dass Sie Mr Carlyle und mich dann von Megodonten in Stücke reißen lassen werden. Genügt das?«
Carlyle lacht, wobei seine Stimme ins Hysterische zu kippen droht. »Was ist denn das für eine Wette?«
Anderson wendet den Blick nicht von dem Somdet Chaopraya ab. »Eine Wette, bei der es um alles geht. Ich vertraue völlig darauf, dass Seine Exzellenz ehrlich sein wird, falls es mir gelingt, ihn zu überraschen. Und als Zeichen unseres Vertrauens werden wir uns ihm ausliefern. Eine völlig annehmbare Wette. Wir sind beide Männer von Ehre.«
Der Somdet Chaopraya lächelt. »Ich nehme Ihre Wette an.« Er lacht und klopft Anderson auf den Rücken. »Sie überraschen mich, Farang. Ich wünsche Ihnen viel Glück! Es wird mir ein Vergnügen sein, Ihnen beim Sterben zuzuschauen.«
Wie sie da durch die Stadt fahren, bilden sie eine seltsame Gesellschaft. Das Gefolge des Somdet Chaopraya sorgt dafür, dass sie die Kontrollpunkte passieren können – die überraschten Rufe der Weißhemden hallen durch die Nacht, als sie begreifen, wen sie da gerade anhalten wollten.
Carlyle wischt sich mit dem Taschentuch die Stirn ab. »Himmelherrgott, Sie sind ja völlig verrückt! Ich hätte mich nie darauf einlassen dürfen, Sie vorzustellen.«
Nachdem die Wette nun abgeschlossen ist und ihm das Risiko vor Augen steht, ist Anderson fast geneigt, Carlyle zuzustimmen. Den Thai U-Tex-Reis anzubieten birgt ein beträchtliches Risiko. Selbst wenn seine direkten Vorgesetzten
ihm den Rücken decken, die Erbsenzähler in der Firma werden auf jeden Fall dagegen sein. Der Verlust eines Kalorienjägers ist bei weitem leichter zu verschmerzen als der einer der wichtigsten Saatgutsorten. Falls die Thai anfingen, ihren Reis zu exportieren, würde das auf Jahre hinaus den Profit untergraben. »Das geht schon klar«, sagt er. »Vertrauen Sie mir.«
»Ich soll Ihnen vertrauen?« Carlyles Hände zittern. »Bis ich den Megodonten vorgeworfen werde?« Er schaut sich um. »Ich sollte mich einfach vom Acker machen.«
»Das lassen Sie besser bleiben. Der Somdet Chaopraya hat seinen Wachleuten genaue Anweisungen erteilt. Falls wir jetzt unsere Meinung ändern sollten …« Er deutet mit einer Kopfbewegung auf die Männer, die in der Rikscha hinter ihnen sitzen. »Die töten uns, bevor wir auch nur einen Fuß auf die Straße setzen.«
Ein paar Minuten später kommen Hochhäuser in Sichtweite, die ihnen wohlvertraut sind.
»Ploenchit?«, fragt Carlyle. »Jesus und Noah, was soll der Somdet Chaopraya denn hier?«
»Beruhigen Sie sich. Schließlich haben Sie mich auf diese Idee gebracht.«
Anderson steigt aus der Rikscha. Der Somdet Chaopraya und sein Gefolge stehen etwas deplatziert vor dem Eingang. Der Somdet Chaopraya schenkt ihm einen mitleidigen Blick. »Das ist das Beste, was Ihnen einfällt? Mädchen? Sex?« Er schüttelt den Kopf.
»Urteilen Sie nicht zu früh.« Anderson bedeutet ihnen, ihm zu folgen. »Bitte. Es tut mir leid, dass wir die Treppe hinabsteigen müssen. Natürlich schickt sich dieses Etablissement nicht für einen Mann Ihres Ranges. Aber ich kann Ihnen versichern, dass die Erfahrung es wert ist.«
Der Somdet Chaopraya zuckt mit den Schultern und lässt Anderson vorausgehen. Seine Wachleute halten sich ganz
dicht bei ihnen – die Dunkelheit und die enge Treppe machen sie nervös. Die Junkies und Huren, die dort herumlungern, erkennen den Somdet Chaopraya und werfen sich sofort auf den Bauch. Die Nachricht von seiner Ankunft eilt vor ihm die Stufen hinauf. Die Wachleute laufen voraus und suchen die Finsternis ab.
Die Türen zum Club gehen auf. Mädchen fallen auf die Knie. Der Somdet Chaopraya schaut sich angewidert um. »Hierher geht ihr Farang also, um euch zu vergnügen!«
»Wie ich bereits gesagt habe – nicht eben besonders vornehm. Dafür bitte ich um Verzeihung.« Anderson winkt ihn zu sich herüber. »Hier entlang.« Er durchquert den Raum und zieht den Vorhang beiseite, hinter dem eine weitere Plattform zum Vorschein
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