Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Biokrieg - Bacigalupi, P: Biokrieg - The Windup Girl

Biokrieg - Bacigalupi, P: Biokrieg - The Windup Girl

Titel: Biokrieg - Bacigalupi, P: Biokrieg - The Windup Girl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paolo Bacigalupi
Vom Netzwerk:
großer Wichtigkeit. Außerdem hatte sie mittlerweile so lange unter zwei Herren gedient, dass sie nicht mehr sagen konnte, welcher davon eigentlich das Sagen hatte.
    Ein anderer hätte Sie ersetzen sollen, Jaidee. Jemand, der es verdient hat. Das Königreich geht unter, weil wir nicht stark genug sind. Es mangelt uns an Tugend, wir haben den Achtfachen Pfad verlassen, und jetzt kehren die Krankheiten zurück.
    Und nun war sie es, die das Unheil aufhalten musste – so wie Phra Seub, nur ohne dessen Stärke und moralische Unfehlbarkeit.
    Missmutig durchquert Kanya die Höfe zwischen den Ministerialgebäuden und nickt den Beamten zu, denen sie auf ihrem Weg begegnet. Jaidee, wieso hat Ihr Kamma mich in Ihren Schatten gestellt? Ihr Leben in meine wankelmütigen Hände gelegt? Welcher Schalk steckt dahinter? Vielleicht Phii Oun, der gaunerhafte Cheshire-Geist, stets auf der Suche nach mehr Aas und Kadavern? Erst wenn sich unsere Leichname übereinanderstapeln, wird er zufrieden sein.
    Als sie die Tore zur Verbrennungsanlage aufstößt, salutieren die Männer mit den Filtermasken, die dort Wache stehen. Auch Kanya ist mit einer solchen Maske ausgerüstet, lässt sie aber um den Hals baumeln. Als Offizierin ist es ratsam, keinerlei Furcht zu zeigen – außerdem weiß sie, dass die Maske sie sowieso nicht retten kann. Sie vertraut lieber auf ihr Phra-Seub-Amulett.
    Die weitläufige Ebene der Gruben breitet sich vor ihr aus. In der roten Erde klaffen große Löcher, die von innen abgedichtet sind, um ein Durchsickern des nahen Grundwassers zu verhindern. Ein Feuchtgebiet, und trotzdem ist die Oberfläche
völlig ausgedörrt. Die Trockenperiode scheint niemals aufhören zu wollen. Wird der Monsun dieses Jahr überhaupt noch kommen? Wird er sie retten oder überfluten? Einige Glücksspieler wetten auf nichts anderes als den Regen mit seinen täglich wechselnden Launen. Und seit sich das Klima dermaßen stark verändert hat, können auch die fortschrittlichsten Computer im Umweltministerium nicht länger mit Sicherheit sagen, ob der Monsun eintreffen wird oder nicht.
    Ratana steht am Rand einer Grube. Von den brennenden Leichen steigt öliger Rauch auf. Über ihnen ziehen ein paar Raben und Geier ihre Kreise. Irgendwie ist ein Hund auf das Gelände gelangt und drückt sich auf der Suche nach Abfallresten an der Außenmauer entlang.
    »Wie ist der bloß hier reingekommen?«, fragt Kanya.
    Ratana blickt auf und beobachtet den Hund. »Die Natur findet immer einen Weg«, bemerkt sie matt. »Wenn wir etwas Essbares hinterlassen, wird sie danach greifen.«
    »Ihr habt eine weitere Leiche gefunden?«
    »Die gleichen Symptome.« Ratana ist in sich zusammengesunken, die Schultern vornübergebeugt. Unter ihnen knistert das Feuer. Ein Geier stößt fast auf sie herab. Ein Uniformierter feuert eine Kanone ab, und mit lautem Kreischen schießt der Geier wieder himmelwärts. Dort zieht er weiter seine Kreise. Ratana schließt für einen Moment die Augen. Fast kommen ihr die Tränen. Dann schüttelt sie den Kopf, wie um sich zu wappnen. Kanya sieht ihr traurig dabei zu und fragt sich, ob eine von ihnen noch am Leben sein wird, wenn diese Seuche über das Land gezogen ist.
    »Wir sollten allen Bescheid geben«, sagt Ratana. »General Pracha muss informiert werden. Und auch das Königshaus.«
    »Bist du dir denn jetzt ganz sicher?«
    Ratana stößt einen Seufzer aus. »Wieder ein neues Krankenhaus. Am anderen Ende der Stadt. Dort ging man davon
aus, dass es sich um eine Yaba -Überdosis handelt. Pai ist nur zufällig darauf gestoßen. Er war gerade auf dem Weg zum Bangkok Mercy, um nach Spuren zu suchen, als ihm jemand davon erzählt hat.«
    »Zufällig.« Kanya wiegt den Kopf hin und her. »Das hat er mir nicht gesagt. Wie viele mögen es inzwischen wohl sein? Hunderte vielleicht? Tausende?«
    »Ich weiß es nicht. Die einzig gute Nachricht ist, dass es bislang nicht danach aussieht, als ob die erkrankten Menschen selbst Überträger sind.«
    »Noch nicht.«
    »Du musst zu Gi Bu Sen gehen und ihn um Rat bitten. Er ist der Einzige, der das Ungeheuer benennen kann, mit dem wir es hier zu tun haben. Es sind schließlich seine Kinder, die uns da heimsuchen. Er wird sie wiedererkennen. Ich habe einige neue Proben vorbereitet. Er wird herausfinden, worin der Zusammenhang zwischen den dreien besteht.«
    »Gibt es keine andere Möglichkeit?«
    »Wir könnten eine Quarantäne über die gesamte Stadt verhängen. Dann wird es zu Aufständen kommen, und

Weitere Kostenlose Bücher