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Biokrieg - Bacigalupi, P: Biokrieg - The Windup Girl

Biokrieg - Bacigalupi, P: Biokrieg - The Windup Girl

Titel: Biokrieg - Bacigalupi, P: Biokrieg - The Windup Girl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paolo Bacigalupi
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kommt.
    Emiko liegt auf der Bühne, Kannika kniet über ihr. Männer drängen sich um sie, während Kannika das Aufziehmädchen aus der Reserve lockt, sie dazu zwingt, sich durch ihre Bewegungen zu verraten. Ihr Körper ruckt und zuckt im Licht der Glühwürmer. Der Somdet Chaopraya bleibt wie angewurzelt stehen und starrt sie an.
    »Ich dachte, die gäbe es nur in Japan«, murmelt er.

28
    »Wir haben noch einen entdeckt.«
    Kanya schreckt hoch. Pai steht im Türrahmen. Kanya fährt sich über das Gesicht. Eben saß sie doch noch am Schreibtisch und war dabei, einen weiteren Bericht abzuschließen, während sie auf Neuigkeiten von Ratana wartete. Und jetzt sind überall Tintenflecken, und ihr Handrücken ist voller
Spucke. Sie ist eingeschlafen. Und hat von Jaidee geträumt, der einfach nur dasaß und sich über all ihre Rechtfertigungsversuche lustig gemacht hat.
    »Haben Sie geschlafen?«, fragt Pai.
    Kanya reibt sich die Augen. »Wie spät ist es?«
    »Die zweite Morgenstunde. Die Sonne ist schon vor einiger Zeit aufgegangen.« Geduldig wartet Pai, bis sie sich gesammelt hat. Ein pockennarbiger Mann, der eigentlich ihr Vorgesetzter sein müsste, doch Kanya hat ihn längst überholt. Er gehört noch zur alten Garde. Einer von Jaidees Anhängern, der sich an die Zeit erinnern kann, in der das Umweltministerium nicht verlacht, sondern gefeiert wurde. Ein guter Mann. Einer, über dessen Bestechungsgelder Kanya ganz genau Bescheid weiß. Pai mag korrupt sein, aber da sie genau weiß, an wen er sich verkauft, hält sie ihn trotzdem für vertrauenswürdig.
    »Wir haben noch einen entdeckt«, wiederholt er.
    Kanya richtet sich auf. »Wer weiß alles davon?«
    Pai schüttelt den Kopf.
    »Ist das an Ratana weitergeleitet worden?«
    Er nickt. »Es wurde nicht einmal als verdächtiger Todesfall eingestuft. Deswegen war es auch so schwer, ihn ausfindig zu machen. Es ist, als würde man eine Elritze in einem Reisfeld suchen.«
    »Nicht einmal ein Vermerk?« Kanya holt scharf Luft, dann stößt sie ein verärgertes Zischen aus. »Die sind alle unfähig! Niemand hat im Hinterkopf, wie sich diese Dinge entwickeln. Sie vergessen alle so schnell.«
    Pai nickt verhalten, während er die Tirade seiner Vorgesetzten über sich ergehen lässt. Es kommt ihr vor, als ob die Furchen und Löcher in seinem Gesicht sie anstarren würden. Noch so eine entstellende Krankheit. Kanya kann sich nicht mehr erinnern, ob sie von transgenen Rüsselkäfern ausgelöst
wurde oder von mutierten Phii- Bakterien. »Damit sind es also zwei?«, ist alles, was Pai nach ihrem Ausbruch sagt.
    »Drei.« Kanya denkt kurz nach. »Ein Name? Haben wir einen Namen?«
    Wieder schüttelt Pai den Kopf. »Sie waren vorsichtig.«
    Kanya nickt verdrossen. »Suchen Sie in allen Verwaltungsbezirken nach Menschen, die einen Verwandten vermissen. Drei Vermisste. Lassen Sie Fotos anfertigen.«
    Pai zuckt mit den Achseln.
    »Haben Sie eine bessere Idee?«
    »Vielleicht findet die Gerichtsmedizin etwas, das allen drei gemeinsam ist«, schlägt er vor.
    »Ja, gut. Prüfen Sie das auch nach. Wo ist Ratana jetzt?«
    »Sie hat die Leiche zu den Gruben bringen lassen und wollte Sie dann dort treffen.«
    Kanya verzieht das Gesicht. »Natürlich.« Sie ordnet die Unterlagen auf ihrem Schreibtisch und überlässt Pai seinen aussichtslosen Suchaktionen.
    Beim Verlassen des Verwaltungsgebäudes überlegt sie, was Jaidee wohl an ihrer Stelle getan hätte. Ihm flogen die Ideen meist nur so zu. Manchmal überkam ihn die Erleuchtung mitten auf der Straße, und dann gab es kein Halten mehr – dann rannten sie auf der Suche nach dem Seuchenherd durch die ganze Stadt, und immer wieder hatte Jaidee richtiggelegen. Es machte Kanya ganz krank, dass das Königreich sich jetzt auf sie verlassen musste anstatt auf ihn.
    Ich bin käuflich, schießt es ihr durch den Kopf. Ich wurde gekauft. Ich bin käuflich.
    In ihrer Anfangszeit als Akkarats Maulwurf im Umweltministerium hatte sie zu ihrer Überraschung festgestellt, dass die kleinen Vergünstigungen, die sie dort erhielt, zum Leben ausreichten. Die wöchentlichen Einnahmen von den Straßenhändlern, damit sie einen anderen Brennstoff als das Methan
mit Herstellungsnachweis verwenden durften. Das gute Gefühl einer Nachtschicht, während der sie durchgeschlafen hatte. Ein sorgloses Dasein. Selbst unter Jaidee war es noch angenehm gewesen. Doch jetzt musste sie aufgrund widriger Umstände plötzlich richtige Arbeit leisten – und noch dazu Arbeit von

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