Biokrieg - Bacigalupi, P: Biokrieg - The Windup Girl
Kinn und bringt sie dazu, ihn anzuschauen. Er bemüht sich um einen ruhigen Tonfall.
»Es ist einer meiner Geschäftspartner. Das hier hat mit dir nichts zu tun. Aber ich möchte trotzdem, dass du dich so lange versteckst, bis er wieder fort ist. Er soll uns nicht zusammen sehen. Damit hätte er ein Druckmittel gegen mich in der Hand.«
Langsam verliert sich der blinde Ausdruck in Emikos Augen. Auch das fatalistische Flackern in ihrem Blick lässt nach. Carlyle hämmert erneut gegen die Tür. Emikos Blick huscht von der Tür zu Anderson. »Es sind Weißhemden«, haucht sie. »Viele von ihnen. Ich kann sie hören.« Mit einem Mal wirkt sie ganz gefasst. »Da kommen Weißhemden. Sich zu verstecken hilft nicht.«
Anderson unterdrückt den Wunsch, sie anzuschreien. »Das sind nicht die Weißhemden.«
Das hämmernde Klopfgeräusch lässt nicht nach. »Verflucht nochmal, Anderson, jetzt machen Sie endlich auf!«
»Eine Sekunde noch!«, ruft Anderson zurück. Er zieht eine Hose aus dem Schrank und wirft Emiko einen wütenden Blick zu. »Das sind nicht die verdammten Weißhemden. Carlyle würde sich lieber eigenhändig die Kehle durchschneiden, als mit ihnen gemeinsame Sache zu machen.«
Carlyles Stimme dringt durch die Tür. »Gottverdammt, nun machen Sie endlich auf!«
»Komme schon!« Er wendet sich Emiko zu und schlägt einen Befehlston an. »Versteck dich! Sofort.« Der Wechsel von einer Bitte zum Befehl zielt direkt auf ihr genetisches Erbe und auch auf ihre Konditionierung.
Ihr Körper erstarrt, doch dann fährt plötzlich wieder
Leben in sie. Ein Nicken. »Ja. Ich werde tun, was du verlangst. «
Sie ist bereits dabei, sich anzuziehen. Ihre abgehackten Bewegungen sind so blitzartig, dass sie vor seinen Augen zu verschwimmen scheinen. Ihre Haut schimmert hell, während sie sich ein Paar weite Hosen und eine Bluse überzieht. Sie ist geradezu bestürzend schnell. Ihre Bewegungen werden fließender, auf seltsame Art anmutig.
»Verstecken hilft nicht«, sagt sie wie zu sich selbst. Dann dreht sie sich um und sprintet in Richtung Balkon.
»Was hast du vor?«
Sie dreht sich zu ihm um und schenkt ihm ein Lächeln, als wollte sie noch etwas sagen, doch stattdessen stürzt sie sich einfach über die Brüstung und verschwindet in der Dunkelheit.
»Emiko!« Anderson rennt auf die Veranda.
Unten ist nichts zu sehen. Keine Menschenseele. Kein Schrei ist zu hören, kein gedämpfter Aufschlag, keine empörten Ausrufe, die ihr Aufklatschen auf der Straße begleiten. Rein gar nichts. Nur Leere. Als hätte die Nacht sie verschluckt. Das Klopfen an der Tür hört nicht auf.
Andersons Herz schlägt ihm dumpf gegen den Brustkorb. Wo ist sie? Wie hat sie das gemacht? Es ist widernatürlich! Am Ende war sie so schnell, so entschlossen. Im einen Moment stand sie noch auf dem Balkon, dann war sie auch schon fort. Anderson späht in die Dunkelheit. Ausgeschlossen, dass sie einen der anderen Balkone erreichen könnte, und doch … Ist sie hinuntergestürzt? Ist sie tot?
Mit einem lauten Krach fliegt die Tür aus den Angeln. Anderson fährt herum. Carlyle stolpert in den Raum.
»Was zum …?«
Carlyle wird von Schwarzen Panthern, die hinter ihm in die Wohnung strömen, beiseitegeschleudert. Das trübe Licht
fängt sich in ihren Kampfanzügen. Schattensoldaten. Einer von ihnen packt Anderson, wirbelt ihn herum und stößt ihn gegen die Wand. Er wird durchsucht. Als er Gegenwehr leistet, drischt der Soldat Andersons Gesicht gegen die Wand. Immer mehr Männer ergießen sich in die Wohnung. Türen werden aufgetreten, Holz splittert. Um ihn herum hallt das dumpfe Stampfen schwerer Stiefel wider. Eine Lawine aus Leibern. Glas splittert. Das Geschirr in der Küche geht zu Bruch.
Anderson verrenkt sich den Hals, um etwas erkennen zu können. Doch sofort fährt ihm eine Hand ins Haar und drückt sein Gesicht wieder gegen die Wand. In seinem Mund breitet sich ein heftiger Schmerz aus, er schmeckt Blut. Er hat sich auf die Zunge gebissen. »Was zum Teufel geht hier vor? Wissen Sie, wen Sie vor sich haben?«
Sein Redefluss bricht ab, als Carlyle neben ihm auf den Boden geworfen wird. Jetzt erst bemerkt er, dass der Mann gefesselt ist. Sein Gesicht ist von blauen Flecken übersät. Ein Auge ist komplett zugeschwollen, und rund um die Augenhöhle kleben schwarze Blutkrusten. Auch das braune Haar ist voller Blut.
»Herrgott nochmal.«
Die Einsatzkräfte zerren ihm beide Arme hinter den Rücken und binden sie dort zusammen. Mit einer Hand
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