Biokrieg - Bacigalupi, P: Biokrieg - The Windup Girl
im Haar reißen sie ihn wieder herum. Ein Soldat schreit ihn an, doch weil der Mann so schnell spricht, kann er ihn nicht verstehen. Er sieht zornig aus, seine Augen sind weit aufgerissenen. Spucke fliegt ihm ins Gesicht. Endlich kann er ein Wort ausmachen: Heechy-Keechy.
»Wo ist das Aufziehmädchen? Wo ist sie? Wo? Wo?«
Die Panther nehmen seine ganze Wohnung auseinander. Gewehrkolben brechen sämtliche Schlösser und Türen auf. Große, schwarze Aufziehdoggen drängen bellend und sabbernd
in alle Räume, schnüffeln an allem herum und nehmen unter lautem Jaulen eine Spur auf. Wieder schreit ihm ein Mann ins Gesicht, ein Hauptmann offenbar.
»Was geht hier vor?«, begehrt Anderson erneut auf. »Ich habe Freunde …«
»Nicht besonders viele.«
Akkarat tritt ins Zimmer.
»Akkarat!« Anderson versucht sich ihm zuzuwenden, doch der Panther unterbindet seinen Vorstoß. »Was geht hier vor?«
»Das möchten wir gerne von Ihnen wissen.«
Akkarat wechselt ins Thailändische und ruft den Männern, die Andersons Apartment auf den Kopf stellen, Befehle zu. Anderson schließt die Augen, und in diesem Moment ist er unbeschreiblich dankbar dafür, dass sich das Aufziehmädchen nicht wie von ihm vorgeschlagen im Schrank versteckt hat. Wenn diese Leute sie hier gefunden hätten, gemeinsam mit ihm …
Einer der Panther bringt Andersons Federpistole herbei.
Akkarat verzieht missbilligend das Gesicht. »Haben Sie eine Genehmigung für diese Waffe?«
»Wir sind gerade dabei, eine Revolution in Gang zu setzen, und Sie fragen mich nach Genehmigungen?«
Akkarat nickt seinen Männern zu. Anderson kracht erneut gegen die Wand. Ihm explodiert fast der Schädel vor Schmerz. Der Raum versinkt in Finsternis, und er verliert den Halt. Schwankend hält er sich auf den Beinen. »Worum zum Henker geht es hier überhaupt?«
Akkarat deutet auf die Pistole. Nimmt sie an sich. Schwer und stumpf liegt die große Waffe in seiner Hand; fast beiläufig zieht er sie auf. »Wo ist das Aufziehmädchen?«
Anderson spuckt Blut. »Was interessiert Sie das? Sie sind weder ein Weißhemd noch ein Grahamit.«
Wieder nageln die Panther Anderson an die Wand. Vor seinen Augen tanzen bunte Flecken.
»Woher kommt das Aufziehmädchen?«, fragt Akkarat.
»Sie ist Japanerin. Aus Kyoto, soweit ich weiß!«
Akkarat hält Anderson die Pistole an den Kopf. »Wie haben Sie sie ins Land schaffen können?«
»Wie bitte?«
Akkarat versetzt ihm einen Schlag mit dem Pistolenknauf. Die Welt versinkt in Dunkelheit.
Wasser klatscht ihm ins Gesicht. Anderson hustet und spuckt. Er sitzt auf dem Boden. Akkarat drückt ihm die Federpistole an die Kehle und zwingt ihn so wieder auf die Beine, bis er zitternd auf den Zehenspitzen steht. Der Druck der Pistole an seiner Kehle lässt ihn würgen.
»Wie haben Sie sie ins Land schaffen können?«, wiederholt Akkarat seine Frage.
Andersons Augen brennen vor lauter Blut und Schweiß. Blinzelnd schüttelt er den Kopf. »Ich habe sie nicht hergebracht. « Er spuckt Blut. »Sie wurde von den Japanern ausrangiert. Wie sollte ich wohl auch an einen Aufziehmenschen kommen?«
Akkarat lächelt und spricht mit seinen Männern. »Eine militärische Aufzieheinheit soll von den Japanern ausrangiert worden sein?« Er wiegt den Kopf hin und her. »Wohl kaum.« Er schlägt Anderson mit dem Pistolenlauf gegen die Rippen. Einmal. Ein weiteres Mal. Auf jeder Seite knackt es laut. Anderson jault auf, krümmt sich zusammen und versucht hustend zurückzuweichen. Akkarat zieht ihn wieder hoch. »Was könnte eine militärische Aufzieheinheit in unserer Stadt der Engel verloren haben?«
»Sie gehört nicht zum Militär«, wendet Anderson ein. »Sie ist nur eine Sekretärin … war nicht mehr als eine …«
Akkarat verzieht keine Miene. Er dreht Anderson um und
drückt sein Gesicht gegen die Wand, bis Knochen knirschen. Andersons Kiefer fühlt sich an, als sei er gebrochen. Er spürt, wie Akkarat ihm die Finger auseinanderspreizt. Da begreift er, was jetzt kommen wird, und versucht noch, schützend die Hand zu ballen. Doch Akkarats Hände sind stark und zwingen seine Faust wieder auseinander. Anderson wird von einem kribbelnden Gefühl der Hilflosigkeit erfüllt.
Sein Finger verdreht sich unter Akkarats Griff. Bricht.
Andersons Schrei hallt von der Wand wider. Würde Akkarat ihn nicht stützen, wäre er zusammengebrochen.
Als das Zittern und Wimmern nachlässt, packt Akkarat ihn an den Haaren und biegt Andersons Kopf so weit zurück, dass sie
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