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Biokrieg - Bacigalupi, P: Biokrieg - The Windup Girl

Biokrieg - Bacigalupi, P: Biokrieg - The Windup Girl

Titel: Biokrieg - Bacigalupi, P: Biokrieg - The Windup Girl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paolo Bacigalupi
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geht mit dem Kleiderbündel einfach bis zum nächsten Khlong. Dort wirft er die blutigen Stofffetzen ins Wasser, wo Schlangenkopffische und Bodhi-Karpfen sie mit an Besessenheit grenzender Entschlossenheit verschlingen werden. Im aufgewühlten Wasser zerren die Fische mit viel Geplätscher an der vom Blutgeruch durchtränkten Beute.
    Als er wieder in seine Wohnung zurückkommt, ist Emiko bereits fertig mit duschen, und das schwarze Haar klebt ihr im Gesicht. So vollkommen verängstigt, gibt sie ein Bild des Jammers ab. Anderson geht zu seinem Arzneischrank. Tröpfelt Alkohol auf die Wunden und reibt sie danach mit antiviralen Mitteln ein. Sie gibt keinen Mucks von sich. Die Fingernägel sind so stark eingerissen, dass fast nichts mehr von ihnen übrig ist. Auf dem ganzen Körper beginnen sich blaue Flecken zu bilden. Doch wenn man das ganze Blut bedenkt, in das sie gebadet war, als sie hier ankam, dann hat sie erstaunlich wenig Wunden davongetragen.

    »Was ist geschehen?«, fragt er sanft.
    Emiko schmiegt sich an ihn. »Ich bin allein«, haucht sie. »Es gibt keinen Ort für die Neuen Menschen.« Sie bebt am ganzen Körper.
    Er zieht sie an sich und kann durch die oberste Hautschicht hindurch die brennende Hitze in ihrem Innern spüren. »Ist ja gut. Bald wird sich alles ändern. Es wird alles anders.«
    Sie wiegt den Kopf hin und her. »Nein. Das glaube ich nicht.«
    Einen Moment später weicht alle Anspannung einer tiefen Bewusstlosigkeit – sie atmet gleichmäßig und ist eingeschlafen.
    Anderson erwacht mit einem Ruck. Dem Kurbelventilator sind die Joule ausgegangen, so dass er jetzt stillsteht. Anderson ist schweißgebadet. Neben ihm wirft sich Emiko stöhnend hin und her; sie ist so heiß wie ein Hochofen. Er wälzt sich von ihr weg und setzt sich auf.
    Vom Ozean her zieht eine leichte Brise durch das Apartment und bringt ein wenig Erleichterung. Durch die Moskitonetze hindurch schaut er in die Dunkelheit der Stadt. Nachts werden alle Methanlampen ausgeschaltet. In der Ferne kann er ein schwaches Glimmen ausmachen, dort, wo die schwimmenden Siedlungen von Thonburi liegen, deren Bewohner sich mit ihren Fischfarmen von einer Kreation der Genhacker zur nächsten hangeln, um irgendwie über die Runden zu kommen.
    Jemand ist an der Haustür. Ein hartnäckiges Klopfen.
    Emiko reißt die Augen auf. Sie fährt hoch. »Was ist das?«
    »Da ist jemand an der Tür.« Er will schon aus dem Bett steigen, doch sie hält ihn so stark fest, dass sich ihm ihre Fingernägel ins Fleisch bohren.
    »Nicht aufmachen«, flüstert sie. Ihre blasse Haut schimmert
im Mondlicht, und in ihren Augen spiegelt sich nackte Angst. »Bitte.« Die Schläge gegen die Tür werden lauter. Dumpf, beharrlich.
    »Warum denn nicht?«
    »Ich … «, sie unterbricht sich. »Es sind Weißhemden.«
    »Wie bitte?« Andersons Herz setzt für einen Moment aus. »Sind sie dir etwa hierher gefolgt? Warum? Was ist vorgefallen? «
    Elendig schüttelt sie den Kopf. Er starrt sie an und fragt sich, was für ein Tier da in sein Leben eingedrungen sein mag. »Was ist gestern Abend wirklich passiert?«
    Sie gibt keine Antwort. Behält weiterhin die Tür im Auge, die weiter von Schlägen malträtiert wird. Anderson steigt aus dem Bett und eilt zur Haustür. »Einen Moment!«, ruft er hinaus. »Ich ziehe mir nur schnell etwas an.«
    »Anderson!« Die Stimme vor der Tür gehört Carlyle. »Machen Sie auf! Es ist wichtig!«
    Anderson wirft Emiko über die Schulter hinweg einen beruhigenden Blick zu. »Keine Weißhemden. Jetzt versteck dich.«
    »Nein?« Einen Moment wirkt sie erleichtert. Doch genauso schnell ist dieser Ausdruck auch schon wieder verschwunden. Sie schüttelt den Kopf. »Du irrst dich.«
    Anderson starrt sie wütend an. »Hast du dich etwa mit Weißhemden angelegt? Hast du deswegen all diese Verletzungen? «
    Wieder schüttelt sie nur stumm den Kopf und rollt sich dann schützend zusammen, wie ein Häufchen Elend.
    »Jesus und Noah.« Anderson geht zum Kleiderschrank und zieht ein paar Sachen hervor, die er Emiko zuwirft. Geschenke und zugleich Beweise dafür, wie sehr er von ihr berauscht ist. »Du magst ja bereit sein, das mit uns öffentlich zu machen, aber ich möchte meinen Ruf nicht vollkommen ruinieren. Zieh dich an. Versteck dich im Schrank.«

    Wieder schüttelt sie den Kopf. Auch wenn er sich vorkommt, als würde er gegen eine Wand reden, versucht Anderson noch einmal, an ihre Vernunft zu appellieren. Vor ihr kniend, legt er eine Hand unter ihr

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