Biokrieg - Bacigalupi, P: Biokrieg - The Windup Girl
auch Ihr Blut.«
Überraschenderweise lächelte Mr Lake, als er das hört. Sein Blick schweift zu dem Fleischberg hinüber, der nur wenige Meter von ihm entfernt abgetragen wird. »Ein Splitter. Und ich dachte, der Megodont würde mir den Garaus machen.«
»Ja. Fast wären Sie gestorben«, sagt Hock Seng. Und das wäre eine Katastrophe gewesen. Wenn die Investoren von Mr Lake den Mut verlieren und die Fabrik schließen würden … Hock Seng verzieht das Gesicht. Es ist viel schwieriger, diesen Yang Guizi zu beeinflussen als Mr Yates, und doch muss er dafür sorgen, dass dieser dickköpfige fremde Teufel am Leben bleibt; wenn auch nur, damit die Fabrik nicht schließt.
Der Gedanke, dass er Mr Yates einmal so nahestand und an Mr Lake einfach nicht herankommt, ärgert ihn zutiefst. Pech und ein eigensinniger Yang Guizi, und jetzt muss er einen neuen Plan aushecken, um auf lange Sicht sein Überleben und die Wiederauferstehung seines Clans zu sichern.
»Ich finde, Sie sollten feiern, dass Sie das überlebt haben«, schlägt Hock Seng vor. »Bringen Sie Guanyin und Budai Opfer dar, um ihnen für Ihr Glück zu danken.«
Mr Lake grinst, die blassblauen Augen auf Hock Seng gerichtet. Wässrige Teiche, in deren Tiefe Dämonen lauern. »Das werde ich, verdammt nochmal.« Er hält die Flasche gefälschten Mekong in die Höhe, die bereits halbleer ist. »Ich werde die ganze Nacht feiern.«
»Vielleicht möchten Sie, dass ich mich um jemanden kümmere, der Ihnen Gesellschaft leistet?«
Das Gesicht des fremden Teufels erstarrt. Sichtlich angewidert mustert er Hock Seng. »Das geht Sie nichts an.«
Hock Seng verflucht sich im Stillen, allerdings ohne eine
Miene zu verziehen. Offenbar ist er zu weit gegangen, und jetzt ist diese Kreatur wieder wütend auf ihn. Rasch legt er die erhobenen Hände gegeneinander, um sich zu entschuldigen. »Natürlich. Ich wollte Sie nicht beleidigen.«
Der Yang Guizi lässt den Blick durch die Fertigungshalle schweifen. Die gute Laune scheint ihm endgültig vergangen zu sein. »Wie groß ist der Schaden?«
Hock Seng zuckt mit den Achseln. »Sie haben Recht, was den Spindelkern betrifft. Er hat einen Riss.«
»Und die Hauptkette?«
»Wir werden jedes einzelne Glied untersuchen. Wenn wir Glück haben, ist nur ein Teil des Räderwerks beschädigt.«
»Eher unwahrscheinlich.« Der fremde Teufel hält ihm die Whiskyflasche hin. Hock Seng versucht, seinen Ekel zu verbergen, und schüttelt den Kopf. Mr Lake lächelt wissend und nimmt noch einen Schluck. Wischt sich mit dem Handrücken über den Mund.
Die Schlachter werden erneut etwas lauter – immer mehr Blut quillt aus dem Kadaver. Der Kopf des Megodonten ist jetzt seitlich weggekippt und zur Hälfte vom Körper abgetrennt. Bald wird er nur noch aus Einzelteilen bestehen. Bereits jetzt sieht er nicht mehr wie ein Tier aus, sondern wie ein Spielzeug, das man zusammensetzen kann.
Hock Seng fragt sich, ob es eine Möglichkeit gibt, die Gewerkschaft dazu zu zwingen, ihn an dem Gewinn zu beteiligen, den sie mit dem Verkauf des makellosen Fleisches machen werden. Allerdings ist das eher unwahrscheinlich angesichts der Eile, mit der sie ihr Revier abgesteckt haben. Aber vielleicht bei den Verhandlungen über den neuen Vertrag, oder wenn sie Entschädigungen verlangen?
»Möchten Sie den Kopf behalten?«, fragt Hock Seng. »Sie könnten eine Trophäe daraus machen.«
»Nein.« Wieder wirkt der Yang Guizi empört.
Hock Seng braucht seine ganze Selbstbeherrschung, um nicht das Gesicht zu verziehen. Dieser Teufel ist äußerst launisch und aggressiv. Wie ein kleines Kind. Im einen Moment ist er fröhlich, im nächsten gereizt. Hock Seng verdrängt seinen Ärger; Mr Lake ist, wie er ist. Sein Karma hat ihn zu einem fremden Teufel gemacht, und Hocks Karma hat sie zueinander geführt. Wenn man verhungert, bringt es nichts, sich über die Qualität von U-Tex-Reis zu beschweren.
Mr Lake scheint Hock Sengs Miene richtig zu deuten und erklärt: »Das war keine Jagd. Das war Mord. Sobald ich ihn mit den Pfeilen getroffen hatte, war er so gut wie tot. Es gibt nichts, worauf ich stolz sein könnte.«
»Aha. Natürlich. Sehr ehrenhaft.« Hock Seng unterdrückt seine Enttäuschung. Hätte der fremde Teufel den Kopf für sich verlangt, dann hätte er die Stümpfe der Stoßzähne mit einem Verbundstoff aus Kokosöl ersetzen und das Elfenbein an die Ärzte in der Nähe von Wat Bowonniwet verkaufen können. Jetzt ist auch dieses Geld verloren. Was für eine
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