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Biokrieg - Bacigalupi, P: Biokrieg - The Windup Girl

Biokrieg - Bacigalupi, P: Biokrieg - The Windup Girl

Titel: Biokrieg - Bacigalupi, P: Biokrieg - The Windup Girl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paolo Bacigalupi
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Verschwendung! Hock Seng fragt sich, ob er Mr Lake nicht erklären soll, wie wertvoll das Fleisch und die Kalorien und das Elfenbein sind, das da vor ihnen liegt, entschließt sich dann aber dagegen. Der fremde Teufel würde das nicht verstehen, und er wird so schnell zornig.
    »Die Cheshire sind hier«, sagt Mr Lake schließlich. Hock Seng schaut in die Richtung, in die der Yang Guizi deutet. Am Rande des Blutbades sind flirrende katzenhafte Gestalten aufgetaucht; sich windende Gebilde aus Licht und Schatten, angelockt vom Aasgeruch. Der Yang Guizi verzieht angewidert das Gesicht; Hock Seng jedoch hegt einen gewissen Respekt für die Teufelskatzen. Sie sind schlau und gedeihen an Orten, an denen sie verachtet werden. Ihre Zähigkeit ist geradezu übernatürlich. Manchmal scheinen sie das Blut bereits zu riechen, bevor es vergossen ist. Als könnten
sie ein kleines Stück in die Zukunft schauen und wüssten genau, wo ihre nächste Mahlzeit zu finden ist. Die schimmernden Katzenwesen schleichen sich an die klebrigen Blutlachen heran. Einer der Schlachter versucht, eine Cheshire mit einem halbherzigen Tritt zu vertreiben, aber es sind zu viele, es ist zwecklos.
    Mr Lake nimmt einen weiteren Schluck von seinem Whisky. »Die werden wir nie wieder los.«
    »Es gibt Kinder, die Jagd auf sie machen«, sagt Hock Seng. »Das Kopfgeld ist nicht hoch.«
    Der Yang Guizi verzieht abschätzig das Gesicht. »Bei uns im Mittleren Westen ist auch ein Kopfgeld auf sie ausgesetzt.«
    Unsere Kinder sind etwas motivierter als eure.
    Hock Seng widerspricht dem Ausländer jedoch nicht. Er wird trotzdem dafür sorgen, dass die Cheshire verschwinden. Wenn den Katzen gestattet wird zu bleiben, werden sich unter den Arbeitern Gerüchte verbreiten, dass Phii Oun, der Trickstergott der Cheshire, dieses Unglück verursacht hat. Die Teufelskatzen kommen flimmernd näher. Bunt gescheckt und rötlich braun, schwarz wie die Nacht – alle verblassen sie und nehmen wieder Gestalt an, während ihr Fell sich der Farbe ihrer Umgebung anpasst. Als sie an der Blutlache zu lecken beginnen, werden sie tiefrot.
    Hock Seng hat gehört, die Cheshire seien von einem Spitzenmanager eines Kalorienkonzerns kreiert worden — bei PurCal oder AgriGen vermutlich —, als Geburtstagsgeschenk für seine Tochter, als die kleine Prinzessin so alt wurde wie Lewis Carrolls Alice.
    Die Gäste des Kindes hätten die neuen Haustiere mit nach Hause genommen, wo sie sich mit ihren natürlichen Verwandten paarten, und innerhalb von zwanzig Jahren waren die Teufelskatzen auf allen Kontinenten heimisch, und Felis domesticus war vom Erdboden verschwunden, verdrängt von
einer genetischen Linie, die in achtundneunzig Prozent aller Fälle reinerbige Nachkommen hat. Die Grünen Brigaden in Malaya hassten Chinesen und Cheshire gleichermaßen, aber soweit Hock Seng weiß, gedeihen die Teufelskatzen dort noch immer.
    Der Yang Guizi zuckt zusammen, als Doktor Chan ihn erneut sticht, und wirft ihr einen bösen Blick zu. »Machen Sie endlich«, faucht er sie an.
    Bedächtig legt sie die erhobenen Hände gegeneinander, darum bemüht, ihre Furcht nicht zu zeigen. »Er hat sich wieder bewegt«, flüstert sie Hock Seng zu. »Das Narkosemittel ist nicht gut. Nicht so gut, wie ich es gewohnt bin.«
    »Keine Sorge«, erwidert Hock Seng. »Deshalb habe ich ihm ja den Whisky gegeben. Machen Sie nur Ihre Arbeit. Ich kümmere mich um ihn.« Zu Lake Xiansheng sagt er: »Sie ist gleich fertig.«
    Der Ausländer verzieht das Gesicht, stößt jedoch keine Drohungen mehr aus, und die Ärztin kann endlich ihre Arbeit beenden. Hock Seng nimmt sie beiseite und reicht ihr einen Umschlag mit ihrem Lohn. Sie legt zum Dank die erhobenen Hände gegeneinander, doch Hock Seng schüttelt den Kopf. »Darin ist eine Prämie. Ich möchte, dass Sie einen Brief überbringen.« Er reicht ihr einen weiteren Umschlag. »Ich würde gerne mit dem Chef Eures Hochhauses sprechen.«
    »Dog Fucker?« Sie verzieht angewidert das Gesicht.
    »Wenn er hören würde, dass Sie ihn so nennen, würde er auch noch die letzten Überlebenden Ihrer Familie auslöschen. «
    »Mit dem ist nicht gut Kirschen essen.«
    »Überbringen Sie nur diese Mitteilung. Das genügt schon.«
    Mit skeptischem Blick nimmt die Ärztin den Umschlag entgegen. »Sie waren stets gut zu unserer Familie. Alle Nachbarn
erzählen von Ihrer Güte. Und bringen Opfer dar, um Ihren … Schmerz zu lindern.«
    »Meine Bemühungen sind bei weitem nicht ausreichend.« Hock Seng

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