Biokrieg - Bacigalupi, P: Biokrieg - The Windup Girl
Flanken, sickert in die Sturmschächte und wird von Bangkoks kohlebetriebenen Hochwasserpumpen fortgespült. Missmutig betrachtet Hock Seng das abfließende Blut. Das sind Gallonen — unzählige Kalorien, unwiederbringlich verloren. Die Schlächter arbeiten zügig, doch sie werden den größten Teil der Nacht brauchen, um das Tier ganz zu zerlegen.
»Ist sie bald fertig?«, keucht Pom. Hock Seng wendet seine Aufmerksamkeit wieder der Spindel zu. Pom und Nu und ihren Landsleuten geht allmählich die Kraft aus.
»Was siehst du da, Mai?«, ruft Hock Seng in die Senke hinunter.
Ihre Antwort ist nur gedämpft zu hören.
»Dann komm hoch!« Er kauert sich wieder hin. Wischt sich den Schweiß aus dem Gesicht. In der Fabrik ist es heißer als in einem Reistopf. Die Megodonten sind in ihre Ställe zurückgetrieben worden, und so stehen nicht nur die Fließbänder still, sondern auch die Ventilatoren. Die feuchte Hitze und der Gestank drohen die Menschen zu ersticken. Ebenso gut könnten sie sich in den Schlachthöfen von Khlong Toei befinden. Hock Seng muss einen Würgereiz unterdrücken.
Die Schlachter von der Gewerkschaft stoßen triumphierende Schreie aus. Sie haben den Bauch des Megodonten aufgeschlitzt. Gedärme quellen hervor. Aassammler — die sämtlich in den Diensten des Kadaverkönigs stehen — waten in die dampfenden Innereien hinein und schaufeln sie in Handkarren. Eine solche Menge von Kalorien ist ein Glücksfall. Innereien, die so sauber sind, werden wahrscheinlich im Umland auf den Bauernhöfen des Kadaverkönigs an die Schweine verfüttert oder zur Armenspeisung an die chinesischen Flüchtlinge aus Malaya ausgegeben, die unter dem Schutz des Kadaverkönigs in den alten Expansionshochhäusern dahinvegetieren.
Und was die Schweine oder die Yellow Cards nicht vertilgen, kommt zusammen mit den täglich anfallenden Obstschalen und dem aufgesammelten Tierdung in die städtischen Anlagen, um sich langsam in Kompost und Gas umzuwandeln, das in den staatlich genehmigten Methanlampen verbrennt und die nächtlichen Straßen mit seinem grünen Schein erfüllt.
Hock Seng zupft nachdenklich an einem Leberfleck. Ein gutes Monopol, das. Der Einfluss des Kadaverkönigs erstreckt sich in der Stadt auf so viele Bereiche, dass er eigentlich längst Premierminister sein müsste. Der Pate aller Paten, der größte Jao Por, der jemals über das Königreich herrschte, kann alles haben, was er begehrt.
Aber wird er auch wollen, was ich ihm zu bieten habe?, fragt sich Hock Seng. Wird ihn dieses Geschäft interessieren?
Endlich dringt Mais Stimme von unten herauf und reißt ihn aus seinen Gedanken. »Sie hat einen Riss!«, ruft sie. Kurz darauf kriecht sie, schweißüberströmt und schmutzig, aus der Senke. Nu und Pom und die anderen lassen ihre Hanfseile los. Die Spindel kracht in ihre Wiege zurück, und der Boden erbebt.
Mai fährt erschrocken herum, und Hock Seng glaubt, in ihren Augen erste Anzeichen von Furcht zu erkennen — anscheinend ist sie sich jetzt erst bewusst geworden, in welcher Gefahr sie schwebte. Aber sie hat sich sofort wieder unter Kontrolle. Ein tapferes Kind.
»Nun?«, will Hock Seng wissen. »Sag schon – ist der Kern geborsten?«
»Ja, Khun, ich kann meine Hand so weit hineinstecken.« Sie berührt ihre Hand fast am Handgelenk, um es ihm zu zeigen. »Und auf der anderen Seite genauso.«
»Tamade«, flucht Hock Seng. Es überrascht ihn nicht, aber trotzdem. »Und der Kettenantrieb?«
Mai schüttelt den Kopf. »Die Glieder, die ich sehen konnte, waren verbogen.«
Er nickt. »Geh Lin holen und Lek und Chuan …«
»Chuan ist tot.« Sie deutet auf die Flecken, wo der Megodont zwei Arbeiter niedergetrampelt hat.
Hock Seng verzieht das Gesicht. »Ja, natürlich.« Er und Noi und Kapiphon und der unselige Banyat, an dem Anderson nun nicht mehr seinen Ärger über die verunreinigten Algenbäder auslassen kann. Unkosten über Unkosten. Tausend Baht für die Familien der toten Arbeiter und zweitausend für Banyat. Hock Seng beißt sich auf die Lippen. »Dann treib jemand anderen auf — jemanden vom Putztrupp, der so klein ist wie du. Ihr müsst da runter. Pom und Nu und Kukrit, holt die Spindel raus. Und zwar ganz. Wir müssen das Hauptantriebssystem untersuchen, Kettenglied für Kettenglied. Bevor das nicht passiert ist, können wir gar nicht daran denken weiterzuarbeiten.«
»Warum die Eile?« Pom lacht. »Es wird noch lange dauern, bis wir wieder arbeiten können. Der Farang wird der
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