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Biokrieg - Bacigalupi, P: Biokrieg - The Windup Girl

Biokrieg - Bacigalupi, P: Biokrieg - The Windup Girl

Titel: Biokrieg - Bacigalupi, P: Biokrieg - The Windup Girl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paolo Bacigalupi
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zwingt sich zu einem Lächeln. »Schließlich müssen wir Chinesen zusammenhalten. In Malaya waren wir vielleicht noch Hoklo oder Hakka oder Fünfte Welle, aber hier sind wir alle Yellow Cards. Ich bin beschämt, dass ich nicht mehr tun kann.«
    »Sie tun bereits mehr als alle anderen.« Sie legt die Hände gegeneinander und hält sie an die Stirn, wie es die Kultur, die sie nun angenommen haben, gebietet, und verabschiedet sich.
    Mr Lake blickt ihr nach. »Sie ist eine Yellow Card, habe ich Recht?«
    Hock Seng nickt. »Ja. Sie war Ärztin in Malakka. Vor dem Zwischenfall.«
    Der Ausländer schweigt – anscheinend muss er diese Information erst verdauen. »War sie billiger als eine thailändische Ärztin?«
    Hock Seng blickt kurz zu dem Yang Guizi auf und überlegt, was er hören möchte. Schließlich sagt er: »Ja. Viel billiger. Und genauso gut. Vielleicht sogar besser. Aber viel billiger. Es ist uns hier nicht erlaubt, die Nischen der Thai zu besetzen. Deshalb hat sie nur wenig Arbeit – außer wenn Yellow Cards sie rufen, aber diese können fast nichts bezahlen. Sie ist froh über die Arbeit.«
    Mr Lake nickt nachdenklich, und Hock Seng fragt sich, was wohl in ihm vorgeht. Der Mann ist ihm ein Rätsel. Manchmal denkt Hock Seng, dass die Yang Guizi eigentlich viel zu dumm sind, um einmal die Welt erobert zu haben, geschweige denn zweimal. Dass sie während der Großen Expansion so erfolgreich waren und — nachdem der Energiekollaps sie wieder an ihre Küsten zurückgeworfen hatte — sich
ein weiteres Mal aufrappelten, mit den Kalorienkonzernen und ihren Seuchen und ihrem patentierten Getreide … Sie scheinen den Schutz übernatürlicher Mächte zu genießen. Von Rechts wegen müsste Mr Lake tot sein, eine stinkende Leiche wie Banyat und Noi und der namenlose, törichte Mahout an der Spindel Nummer 4, der diese Panik überhaupt erst ausgelöst hat. Und trotzdem, da sitzt der fremde Teufel, beschwert sich über einen winzigen Nadelstich, jedoch ohne einen Gedanken darauf zu verschwenden, dass er innerhalb weniger Sekunden ein zehn Tonnen schweres Tier umgebracht hat. Die Yang Guizi sind wirklich seltsame Geschöpfe. Weit fremdartiger, als er ahnte, selbst als er noch regelmäßig mit ihnen Handel trieb.
    »Die Mahout werden zusätzliche Lohnzahlungen verlangen«, stellt Hock Seng fest. »Bestechungsgelder, damit sie an die Arbeit zurückkehren.«
    »Schon klar.«
    »Und wir werden Mönche suchen müssen, die für die Fabrik singen. Den Arbeitern zuliebe. Die Phii müssen besänftigt werden.« Hock Seng hält inne. »Das wird uns teuer zu stehen kommen. Die Leute werden sagen, dass Ihre Fabrik von bösen Geistern heimgesucht wird. Dass sie am falschen Ort errichtet wurde, oder dass das Geisterhaus nicht groß genug ist. Oder dass Sie den Baum eines Phii gefällt haben, als sie gebaut wurde. Wir werden einen Wahrsager anheuern müssen und vielleicht einen Feng-Shui -Meister, damit sie glauben, dass sich alles wieder zum Guten wendet. Die Mahout werden eine Gefahrenzulage verlangen …«
    »Ich möchte, dass sämtliche Mahout ausgewechselt werden«, fällt ihm Mr Lake ins Wort. »Alle ohne Ausnahme.«
    Hock Seng stockt der Atem. »Das ist unmöglich. Alle Energieverträge, die in dieser Stadt geschlossen werden, gehen durch die Hände der Megodonten-Gewerkschaft. Das
ist ein Regierungsauftrag. Die Weißhemden haben das Monopol. An den Gewerkschaften kommen wir nicht vorbei.«
    »Sie sind unfähig. Ich will sie hier nicht mehr sehen. Nie wieder.«
    Hock Seng versucht festzustellen, ob der Farang nicht etwa scherzt. Er lächelt vorsichtig. »Das ist ein königliches Mandat. Ebenso gut könnte man sich wünschen, dass das Umweltministerium ausgetauscht wird.«
    »Keine schlechte Idee.« Mr Lake lacht. »Ich könnte mich mit Carlyle & Sons zusammentun und mich jeden Tag über Steuern beschweren und über die Gesetze, die die Kohlendioxidguthaben regeln. Und Handelsminister Akkarat dazu bringen, sich auf unsere Seite zu schlagen.« Er mustert Hock Seng eindringlich. »Aber das entspricht nicht Ihrer Vorgehensweise, habe ich Recht?« Seine Augen werden eiskalt. »Sie mögen die Schatten und das Feilschen. Die heimlichen Übereinkünfte.«
    Hock Seng schluckt. Die blasse Haut und die blauen Augen des fremden Teufels sind wirklich grauenerregend. Diese Menschen sind so fremdartig wie die Teufelskatzen, und ebenso wie diese scheinen sie sich in Feindesland erst richtig wohlzufühlen. »Es wäre unklug, die Weißhemden zu

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