Biokrieg - Bacigalupi, P: Biokrieg - The Windup Girl
Seng verspürt Erleichterung in sich aufsteigen.
»Dann also morgen. Ganz sicher?«, fragt Mr Lake.
Hock Seng beißt sich auf die Lippen und neigt zustimmend den Kopf – er muss sein Versprechen unbedingt wahrmachen. Der Ausländer mustert ihn noch immer mit seinen blauen Augen. »Wir geben hier einen Haufen Geld aus. Aber eine Sache können die Inverstoren nicht tolerieren, und das ist Inkompetenz. Und ich werde dergleichen auch nicht tolerieren. «
»Ich verstehe.«
Mr Lake nickt zufrieden. »Also gut. Wir werden noch abwarten, bevor wir mit der Zentrale sprechen. Nachdem das neue Material vom Zoll freigegeben wurde, rufen wir dort an. Dann haben wir gute und schlechte Neuigkeiten. Ich möchte nicht um Geld bitten, ohne etwas vorzuweisen zu haben.« Sein Blick ruht wieder auf Hock Seng. »Das wollen wir doch beide nicht, habe ich Recht?«
Hock Seng nickt steif. »Auf keinen Fall.«
Mr Lake nimmt einen weiteren Schluck aus seiner Flasche. »Gut. Finden Sie heraus, wie schwer der Schaden ist. Ich möchte den Bericht morgen früh vorliegen haben.«
Damit ist Hock Seng entlassen, und er eilt durch die Fertigungshalle zu den Männern hinüber, die neben der Spindel warten. Hoffentlich irrt er sich nicht, was die Lieferung betrifft, und sie wird wirklich freigegeben. Er ist ein ziemliches Risiko eingegangen. Aber was blieb ihm anderes übrig?
Schließlich wollte der Teufel nicht noch mehr schlechte Neuigkeiten zu hören bekommen.
Als Hock Seng die Spindel erreicht, klopft sich Mai gerade nach einem weiteren Ausflug in die Senke die Kleider ab. »Wie sieht es aus?«, fragt Hock Seng. Die Spindel ist gänzlich vom Räderwerk entkoppelt. Aus ihrem Lager gezogen, liegt sie jetzt auf dem Boden, ein riesiger Dorn aus Teakholz. Die Risse sind groß und nicht zu übersehen. Er ruft ins Loch hinunter. »Ist der Schaden schlimm?«
Kurz darauf kommt Pom herausgekrochen, von Kopf bis Fuß ölverschmiert. »Diese Tunnel sind verdammt eng«, keucht er. »In manche pass ich gar nicht rein.« Er wischt sich Schweiß und Schmutz von den Armen. »Ein Teil des Räderwerks ist auf jeden Fall beschädigt. Genauer werden wir das erst wissen, wenn wir Kinder da runterschicken, damit sie sich entlang der Kettenglieder vorarbeiten. Wenn die Hauptkette etwas abbekommen hat, müssen wir den Boden aufreißen.«
Hock Seng verzieht das Gesicht und späht in das offene Spindelloch hinein. Vor seinem geistigen Auge sieht er Tunnel und Ratten und geduckte Flüchtlinge in den Dschungeln des Südens. »Mai soll sich von ihren Freunden helfen lassen.«
Noch einmal lässt er den Blick über den Schaden schweifen. Früher hat er auch Gebäude wie dieses besessen. Ganze Warenhäuser, bis unter die Decke gefüllt. Und was ist er nun? Ein Faktotum für einen Yang Guizi! Ein alter Mann, dessen Körper auseinanderfällt und dessen Klan nur noch aus einer einzigen Seele besteht. Er seufzt und verdrängt seinen Kummer. »Ich will ganz genau wissen, was beschädigt ist, bevor ich das nächste Mal mit dem Farang spreche. Keine Überraschungen!«
Pom legt die erhobenen Hände gegeneinander. »Jawohl, Khun.«
Hock Seng dreht sich um und geht zur Treppe, die zu den Büros hinaufführt. Während der ersten Schritte, bevor er bewusst darauf achtet, nicht das eine Bein zu schonen, hinkt er leicht. Von all der Geschäftigkeit tut ihm das Knie weh – auch er hat es schon einmal mit den Ungeheuern, die die Fabrik antreiben, zu tun bekommen. Auf dem obersten Treppenabsatz bleibt er stehen und betrachtet den Kadaver des Megodonten. Wieder sind Arbeiter gestorben. Erinnerungen setzen ihm zu, kreisen wie schwarze Krähen am Himmel und drohen jeden Moment ihn zu übermannen. So viele seiner Freunde sind tot. Seine Familie ausgelöscht. Vor vier Jahren noch war er ein berühmter Mann. Und jetzt? Ein Nichts.
Er stößt die Tür auf und geht hindurch. Die Büroräume liegen still da. Leere Schreibtische, teure Tretkurbelcomputer, die Tretmühle mit dem winzigen Kommunikationsbildschirm, der riesige Tresor. Als er seinen Blick durch den Raum schweifen lässt, stürzen religiöse Fanatiker mit grünen Stirnbändern aus den Schatten, die Macheten hoch erhoben. Aber das sind nur Erinnerungen.
Er schließt die Tür hinter sich, und die Geräusche der Schlachter und Arbeiter verstummen. Zwingt sich, nicht zum Fenster zu gehen, um noch einmal auf das Blut und den Kadaver hinunterzublicken. Er will nicht schon wieder die Bilder heraufbeschwören — Bilder von Blut, das im
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