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Biokrieg - Bacigalupi, P: Biokrieg - The Windup Girl

Biokrieg - Bacigalupi, P: Biokrieg - The Windup Girl

Titel: Biokrieg - Bacigalupi, P: Biokrieg - The Windup Girl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paolo Bacigalupi
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Aber diese hier … Ein Schauer läuft ihr den Rücken hinunter.
    Endlich erreicht sie die Lagerhäuser und Handelsniederlassungen der Gaijin, das neu errichtete Geschäftsviertel. Sie steigt den Damm hinauf. Oben angekommen, erstreckt sich der Ozean vor ihr – Klipper werden entladen, Dockarbeiter und Kulis schleppen Kisten und Säcke, Mahout spornen Megodonten zu noch mehr Leistung an, während die Tiere Paletten von den Schiffen wuchten und auf riesige Wagen mit Reifen aus laotischem Kautschuk, die sie in die Lagerhäuser
bringen. Vieles von dem, was sie hier sieht, erinnert sie an ihr früheres Leben.
    Ein Fleck am Horizont kennzeichnet die Quarantäneinsel Koh Angrit, wo die Gaijin- Händler und Agrarmanager zwischen ihren Kalorienvorräten kauern und geduldig auf die nächste Missernte warten oder auf die nächste Seuche, die das Königreich zwingen werden, die Handelsbeschränkungen aufzuheben. Gendo-sama hat sie einmal auf diese schwimmende Insel der Bambusflöße und Lagerhäuser mitgenommen. Er stand auf den sanft schlingernden Planken und ließ sie übersetzen, während er den Ausländern selbstbewusst Verbesserungen in der Segeltechnologie verkaufte, die den Transport von patentiertem SoyPRO um die ganze Welt beschleunigen würden.
    Emiko seufzt und duckt sich unter den Saisin -Leinen hindurch, die den Deich krönen. Der heilige Faden verläuft in beide Richtungen und verschwindet in der Ferne. Jeden Morgen segnen ihn die Mönche unterschiedlicher Tempel und fügen dem materiellen Wasserwehr, das die hungrige See zurückhält, ihre spirituelle Unterstützung hinzu.
    In ihrem früheren Leben, als Gendo-sama sie mit Genehmigungen und Gefälligkeiten versorgte, die es ihr gestatteten, sich in der Stadt frei zu bewegen, hatte Emiko die Gelegenheit, der jährlichen Zeremonie beizuwohnen, bei der die Deiche und Pumpen gesegnet wurden und auch die Saisin, die alles miteinander verbinden. Während der erste Monsunregen auf die versammelten Menschen herabprasselte, sah Emiko zu, wie Ihre hochverehrte Majestät, die Kindskönigin, die Hebel umlegte, welche die heiligen Pumpen unter lautem Getöse zu neuem Leben erweckten; neben den Maschinen, die ihre Vorfahren geschaffen hatten, wirkte ihre zarte Gestalt geradezu winzig. Mönche sangen und spannten neue Saisin von der Stadtsäule, dem spirituellen Herzen
Krung Theps, zu allen zwölf kohlebetriebenen Pumpen, die um die Stadt herum angeordnet waren, und dann beteten sie alle um den Fortbestand ihrer zerbrechlichen Stadt.
    Jetzt, während der Trockenzeit, wirkt der Saisin vernachlässigt, und die Pumpen schweigen fast alle. Die schwimmenden Docks, die großen Frachtkähne und kleinen Boote tanzen im roten Sonnenlicht.
    Emiko kämpft sich durch das Gewühl und hält Ausschau nach einem freundlichen Gesicht. Die Menschen eilen an ihr vorbei, und sie hält ganz still, um sich nicht zu verraten. Schließlich nimmt sie ihren ganzen Mut zusammen und ruft einem Tagelöhner zu: »Kathorh kha. Bitte, Khun. Kannst du mir sagen, wo ich Fahrscheine für die Fähren nach Norden kaufen kann?«
    Der Mann ist von Kopf bis Fuß mit Staub und Schweiß bedeckt, aber er lächelt. »Wie weit nach Norden?«
    Sie riskiert es, den Namen einer Stadt zu nennen, obwohl sie nicht weiß, ob sich diese in der Nähe des Ortes befindet, von dem der Gaijin gesprochen hat. »Phitsanulok?«
    Er verzieht das Gesicht. »Dorthin fährt nichts, hinter Ayutthaya ist Schluss. Die Flüsse führen nicht genug Wasser. Manche Leute benutzen Mulis, um weiter nach Norden zu gelangen. Andere Spannfederboote. Und der Krieg …« Er zuckt mit den Achseln. »Wenn du nach Norden musst, solltest du die Straßen nehmen – sie sind noch eine Weile trocken.«
    Sie weiß ihre Enttäuschung zu verbergen und bedankt sich mit einem tiefen Wai. Der Fluss kommt also nicht infrage. Die Straße oder gar nichts. Wenn Sie den Fluss nehmen könnte, hätte sie auch eine Möglichkeit, sich abzukühlen. Auf der Straße … Sie stellt sich vor, wie sie in der tropischen Glut der Trockenzeit die weite Entfernung zurücklegt. Vielleicht sollte sie die Regenzeit abwarten. Mit dem Monsun fallen die Temperaturen, und die Flüsse steigen …

    Emiko geht wieder zurück über den Damm und durch die Slums, in denen die Familien der Dockarbeiter wohnen und die Seeleute, die aus der Quarantäne entlassen wurden. Die Straße also. Es war töricht, überhaupt hierherzukommen. Wenn es ihr gelänge, in einen Spannfederzug einzusteigen – aber

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