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Biokrieg - Bacigalupi, P: Biokrieg - The Windup Girl

Biokrieg - Bacigalupi, P: Biokrieg - The Windup Girl

Titel: Biokrieg - Bacigalupi, P: Biokrieg - The Windup Girl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paolo Bacigalupi
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einem Megodonten verschwindet. Und dann ist sie wieder da, auf der anderen Seite, und er blickt in ihre Richtung. Es ist derselbe Mann. Dessen ist sie sich sicher.
    »Haltet sie fest! Lasst die Heechy-Keechy nicht entkommen!«
    Ihr Angreifer, der schreit und mit dem Messer wedelt, während er durch das Bambusgerüst kraxelt. Sie staunt, wie langsam er ist, so viel langsamer, als sie erwartet hätte. Verwirrt blickt sie ihm entgegen. Vielleicht ist er von seiner Zeit im Krieg auch an den Füßen verkrüppelt. Aber nein, sein Gang ist tadellos – alles um sie herum ist langsam: die Leute, der Verkehr. Sonderbar. Surreal und langsam.
    Der Arbeiter packt sie. Emiko lässt zu, dass er sie wegzerrt, wobei sie weiter den Verkehr nach dem Gaijin absucht. Hat sie sich das nur eingebildet?
    Dort! Dort ist er wieder! Emiko streift die Hände des Arbeiters ab und stürzt auf die Straße. Mit letzter Kraft duckt sie sich unter dem Bauch eines Megodonten hindurch – fast wäre sie in seine riesigen Säulenbeine hineingelaufen –, und schon ist sie auf der anderen Seite, wo sie neben der Rikscha des Gaijin herläuft, die Hände zu ihm hochstreckt wie ein Bettler …
    Er betrachtet sie mit kaltem Blick, als ginge ihn das alles nichts an. Sie stolpert und hält sich an der Rikscha fest, obwohl sie weiß, dass er sie zurückstoßen wird. Sie ist nur ein Aufziehmädchen. Wie töricht sie doch war zu glauben, dass er in ihr einen Menschen sehen könnte, eine Frau und nicht nur ein Stück Abfall.
    Plötzlich packt er ihre Hand und zieht sie zu sich herauf.
Der Gaijin ruft seinem Fahrer zu, er solle sich beeilen, mit aller Kraft in die Pedale treten – gan cui chi che, kuai kuai kuai! Er speit Wörter in drei verschiedenen Sprachen aus, und schließlich beschleunigen sie, wenn auch langsam.
    Ihr Angreifer springt auf die Rikscha. Er schlitzt ihr die Schulter auf. Emiko sieht, wie ihr Blut auf die Sitze spritzt. Tropfen wie Edelsteine, die im Sonnenlicht funkeln. Er hebt erneut das Messer. Sie versucht, sich zu verteidigen, ihn abzuwehren, aber sie ist zu müde. Sie ist ganz schwach vor Erschöpfung und Hitze. Der Mann stößt einen Schrei aus und geht erneut auf sie los.
    Emiko schaut zu, wie das Messer herabfährt, eine Bewegung, die so langsam ist wie Honig, der im Winter ausgegossen wird. Unfassbar langsam. Unfassbar weit weg. Ihre Haut platzt auf. Alles verschwimmt. Sie wird ohnmächtig. Das Messer fährt erneut herab.
    Plötzlich wirft sich der Gaijin dazwischen. In seiner Hand schimmert eine Federpistole. Emiko schaut zu, vage erstaunt, dass der Fremde eine Waffe bei sich trägt. Doch der Kampf zwischen dem Gaijin und dem Yabasüchtigen ist so klein und so weit weg. Alles wird schwarz … Die Hitze schlägt über ihr zusammen.

10
    Das Aufziehmädchen rührt keinen Finger, um sich zu verteidigen. Sie schreit auf, zuckt jedoch kaum zusammen, als das Messer sie verletzt. »Bai!«, ruft Anderson Lao Gu zu. »Kuai kuai kuai!«
    Er stößt ihren Angreifer beiseite, als die Rikscha ruckartig
schneller wird. Der Thai hackt unbeholfen auf Anderson ein und stürzt sich dann wieder auf das Aufziehmädchen. Sie weicht ihm nicht aus. Blut spritzt. Anderson reißt eine Federpistole unter seinem Hemd hervor und hält sie dem Mann unter die Nase. Der Mann reißt die Augen auf.
    Er springt von der Rikscha und rennt in Deckung. Anderson folgt ihm mit dem Lauf und fragt sich, ob er dem Mann eine Scheibe in den Kopf jagen oder ihn entkommen lassen soll, doch der ist bereits hinter einem Megodonten verschwunden, was ihm die Entscheidung abnimmt.
    »Gottverdammt.« Anderson behält den Verkehr noch einen Moment im Auge, um sich zu überzeugen, dass der Mann wirklich fort ist, und schiebt dann die Pistole zurück unter sein Hemd. Er wendet sich dem Mädchen zu, das neben ihm auf den Sitz gesunken ist. »Du bist jetzt in Sicherheit.«
    Das Aufziehmädchen liegt reglos da, die Kleider aufgeschlitzt und verrutscht, die Augen geschlossen. Sie atmet keuchend ein und aus. Als er ihr die Hand auf die gerötete Stirn legt, zuckt sie zusammen, und ihre Augenlider flimmern. Ihre Haut ist kochend heiß. Teilnahmslose schwarze Augen starren zu ihm hoch. »Bitte«, murmelt sie.
    Die Hitze, die ihre Haut abstrahlt, ist überwältigend. Sie stirbt. Anderson reißt ihre Jacke auf, um ihr Kühlung zu verschaffen. Sie verbrennt, überhitzt von ihrer Flucht und ihrer mangelhaften genetischen Ausstattung. Es ist absurd, dass irgendjemand einem Lebewesen so etwas

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