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Biokrieg - Bacigalupi, P: Biokrieg - The Windup Girl

Biokrieg - Bacigalupi, P: Biokrieg - The Windup Girl

Titel: Biokrieg - Bacigalupi, P: Biokrieg - The Windup Girl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paolo Bacigalupi
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dafür bräuchte sie einen Passierschein. Viele, viele Passierscheine, um auch nur die Stadt verlassen zu können. Wenn sie aber jemanden bestechen könnte oder als blinder Passagier mitfahren … Sie zieht eine Grimasse. Alle Wege führen zu Raleigh. Sie wird mit ihm sprechen müssen. Und die alte Krähe um etwas bitten, das er ihr zu geben keinen Grund hat.
    Ein Mann, der sich einen Drachen auf den Bauch und eine Takraw -Kugel auf die Schulter tätowiert hat, starrt sie an, als sie an ihm vorbeigeht. »Heechy-Keechy«, murmelt er.
    Emiko läuft weiter, dreht sich nicht um, doch sie bekommt eine Gänsehaut.
    Der Mann folgt ihr. »Heechy-Keechy«, wiederholt er.
    Sie wirft einen raschen Blick über die Schulter. Seine Miene ist unfreundlich. Außerdem fehlt ihm eine Hand, wie sie entsetzt feststellt. Er streckt den Stumpf aus und stupst damit ihre Schulter an. Sie zuckt zurück, und ihre abgehackte Bewegung verrät, was sie ist. Er lächelt und entblößt dabei seine Zähne, die schwarz sind vom Betelnusskauen.
    Emiko biegt in eine Soi und hofft, seiner Aufmerksamkeit entfliehen zu können. Wieder hört sie seine Stimme: »Heechy-Keechy. «
    Emiko duckt sich in die nächste enge Gasse und beschleunigt ihre Schritte. Ihr Körper wird immer wärmer. Ihre Hände sind ganz glitschig vor Schweiß. Sie atmet schnell, um die zunehmende Hitze auszustoßen. Der Mann folgt ihr noch immer. Er ruft ihr nichts mehr nach, doch sie hört seine Schritte. Sie biegt noch einmal ab. Cheshire stieben vor ihr auseinander, flimmernde Schatten, aufgescheucht wie Kakerlaken.
Wenn sie sich doch nur ebenso in Luft auflösen könnte, sich gegen die Wand drücken und den Mann vorbeilassen.
    »Wohin willst du denn, Aufziehmädchen?«, ruft der Mann. »Ich möchte dich doch nur anschauen.«
    Wäre Gendo-sama noch ihr Herr, würde sie diesem Mann selbstbewusst gegenübertreten, beschützt von Importstempeln und Eigentumsgenehmigungen, von Konsulaten und der entsetzlichen Vergeltung, die ihr Meister üben würde. Eine Sache, die jemandem gehörte, das schon, aber trotzdem würde man ihr Achtung entgegenbringen. Sie könnte sogar zu den Weißhemden oder der Polizei gehen. Mit Stempeln und einem Pass war sie kein Verstoß gegen Nische und Natur, sondern ein außergewöhnlich wertvoller Gegenstand.
    Die Gasse führt auf eine breite Straße hinaus, die von den Lagerhäusern und Handelsniederlassungen der Gaijin gesäumt ist, doch bevor sie diese erreicht, packt der Mann sie am Arm. Ihr ist heiß. Panik steigt in ihr auf. Verzweifelt schaut sie sich um, aber hier stehen nur Bretterbuden, und die Gaijin, die am Straßenrand herumlungern, werden ihr auch nicht helfen. Grahamiten sind die Letzten, mit denen sie es tun bekommen möchte.
    Der Mann zerrt sie in die Gasse zurück. »Wohin so eilig, Aufziehmädchen?«
    Seine Augen funkeln eisig. Er kaut etwas – ein Amphetaminstäbchen. Yaba. Die Kulis benutzen sie, um weiterarbeiten zu können, um Kalorien zu verbrennen, die sie nicht haben. Seine Augen leuchten, als er sie am Handgelenk packt. Er zieht sie tiefer in die Gasse hinein, wo niemand sie sehen kann. Ihr ist zu heiß, um wegzurennen. Und wohin hätte sie sich auch wenden sollen?
    »Stell dich an die Wand«, sagte er. »Nein.« Er dreht sie um. »Schau mich nicht an.«
    »Bitte!«

    Plötzlich hält er ein Messer in der gesunden Hand. Die Klinge glänzt. »Halt’s Maul«, sagt er. »Bleib so stehen.«
    Seine Stimme klingt gebieterisch, und obwohl sie es besser weiß, gehorcht sie ihm. »Bitte. Lassen Sie mich doch gehen«, flüstert sie.
    »Ich hab gegen deinesgleichen gekämpft. Im Norden, im Dschungel. Da war alles voller Aufziehkerle. Heechy-Keechy -Soldaten. «
    »So eine bin ich nicht«, flüstert sie. »Ich bin kein Militärmodell. «
    »Alles Japaner, so wie du auch. Wegen deinesgleichen hab ich eine Hand verloren. Und viele gute Freunde.« Er zeigt ihr seinen Stumpf und drückt ihn ihr gegen die Wange. Sein Atmen streicht ihr heiß über den Nacken, als er sie am Hals packt und ihr das Messer an die Gurgel legt. Ihr die Haut aufritzt.
    »Bitte. Lassen Sie mich gehen.« Sie schmiegt sich in seinen Schritt. »Ich mach alles, was Sie wollen.«
    »Glaubst du, ich würde mich derart besudeln?« Er stößt sie gegen die Wand, und sie schreit erschrocken auf. »Mit einem Tier wie dir?« Ein kurze Pause, dann: »Knie dich hin.«
    Auf der Straße klappern Fahrradrischkas über Pflastersteine. Leute fragen lauthals nach den Preisen von Hanfseilen und

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