Biokrieg - Bacigalupi, P: Biokrieg - The Windup Girl
des Räderwerks ist aus dem Boden gerissen und neu eingestellt worden. Von der anderen Seite der Halle tönen die Gesänge der buddhistischen Mönche zu ihnen herüber; sie spannen den heiligen Faden, den die Thai Saisin nennen, und beschwören die Geister, die die Fabrik heimsuchen, damit diese den Betriebsablauf nicht weiter behindern – die meisten davon wahrscheinlich Phii aus der Zeit der Großen Expansion, die empört sind, dass Thai überhaupt für Farang arbeiten. Bei dem Anblick der Mönche muss Hock Seng daran denken, was sie kosten, und verzieht erneut das Gesicht.
»Was ist denn jetzt schon wieder?«, fragt er, als er sich an den Stanzmaschinen vorbeiquetscht und unter dem Fließband hindurchduckt.
»Dort drüben, Khun. Ich zeige es Ihnen«, sagt Kit.
Der salzig warme Algengestank wird stärker, ein feuchter Mief, der schwer in der Luft hängt. Kit deutet auf die Algentanks, die in einer Reihe nebeneinanderstehen – drei Dutzend Brutbottiche, die nach oben hin offen sind. Eine Arbeiterin zieht ihr Netz über die Oberfläche der Tanks und schöpft den Überstand ab. Sie schmiert ihn auf ein mannsgroßes Gittersieb, bevor sie dieses an Hanfseilen zur Decke hinaufzieht, wo Hunderte gleichartiger Siebe hängen.
»Es geht um die Tanks«, sagt Kit. »Sie sind kontaminiert.«
»Und?« Hock Seng betrachtet die Tanks und verbirgt seinen Widerwillen. »Wo liegt das Problem?«
In den gesündesten Bottichen ist der Überstand zehn Zentimeter dick, eine weiche, chlorophyllgrüne Schicht. Sie verströmt den durchdringenden, lebendigen Geruch von Meerwasser. Feuchtigkeit rinnt an der Seite der durchsichtigen Tanks herunter, schmale Rinnsale, die sich auf dem Boden niederschlagen und eine salzweiße Kruste zurücklassen, wenn sie verdunsten. Noch lebende Algen werden zu den
rostigen Abflussgittern geschwemmt und verschwinden in der Finsternis.
Schweine-DNA und noch etwas anderes … Flachs, wenn sich Hock Seng nicht täuscht. Flachs, so glaubte Mr Yates, sei der Schlüssel, um diese Algen zu bändigen. Damit sie diesen nützlichen Überstand produzierten. Hock Seng hatte dagegen schon immer etwas für Schweineproteine übrig. Schweine bringen Glück. Dasselbe sollte für diese Alge gelten. Stattdessen haben sie nichts als Ärger gemacht, trotz ihres Potenzials.
Kit lächelt nervös, als er Hock Seng zeigt, wie wenig produktiv die Algen in einigen Tanks nur noch sind – ein Überstand von seltsamer Farbe, und ein Gestank, der eher an Garnelenpaste erinnert und wenig Ähnlichkeit mit dem frischen salzigen Geruch der aktiveren Tanks hat.
»Banyat hat gesagt, wir sollen die nicht verwenden. Wir sollten warten, bis Ersatz eintrifft.«
Hock Seng lacht unfreundlich und schüttelt den Kopf. »Da können wir lange warten. Der Tiger von Bangkok verbrennt alles, was auf den Ankerplätzen eintrifft. Du wirst dir mit dem behelfen müssen, was wir haben.«
»Aber sie sind kontaminiert! Und womöglich haben wir es mit einem ansteckenden Keim zu tun. Das Problem könnte sich auf die anderen Tanks ausbreiten.«
»Bist du dir sicher?«
»Banyat hat gesagt …«
»Banyat ist einem Megodonten unter die Füße gelaufen. Und wenn dieses Fließband nicht bald wieder läuft, schickt uns der Farang auf die Straße, wo wir verhungern.«
»Aber …«
»Glaubst du, da draußen warten nicht fünfzig andere Thai auf deinen Job? Und eintausend Yellow Cards?«
Kit schließt den Mund. Hock Seng nickt grimmig. »Sorge dafür, dass die Produktion wieder anläuft.«
»Wenn die Weißhemden hier eine Inspektion durchführen, werden sie sehen, dass die Tanks verunreinigt sind.« Kit fährt mit dem Finger durch eine graue Schaumschicht, die am Rand eines Bottichs klebt. »Das hier dürfte es gar nicht geben. Die Algen müssten viel heller sein. Und auch die Blasen sind ein schlechtes Zeichen.«
Hock Seng betrachtet die Tanks mit gerunzelter Stirn. »Wenn die Produktion nicht bald wieder anläuft, werden wir verhungern.« Er möchte noch etwas hinzufügen, doch da kommt die kleine Mai hereingerannt.
»Khun. Da ist ein Mann, der Sie sucht.«
Hock Seng wirft ihr einen ungeduldigen Blick zu. »Möglicherweise jemand, der etwas von einer neuen Spindel weiß? Oder von einem Teakstamm vielleicht, der aus einem Tempel gerissen worden ist?« Angesichts dieser Blasphemie öffnet und schließt Mai sprachlos den Mund. Hock Seng ist das gleichgültig. »Wenn dieser Mann keine Drehspindel für mich hat, habe ich keine Zeit für ihn.« Er wendet sich
Weitere Kostenlose Bücher