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Biokrieg - Bacigalupi, P: Biokrieg - The Windup Girl

Biokrieg - Bacigalupi, P: Biokrieg - The Windup Girl

Titel: Biokrieg - Bacigalupi, P: Biokrieg - The Windup Girl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paolo Bacigalupi
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beängstigend.
    Yellow Cards drängen sich um die Eingänge der Hochhäuser. Die chinesischen Flüchtlinge aus Malaya versuchen hoffnungsvoll zu wirken, während sie darauf warten, dass ihnen jemand Arbeit gibt, obwohl es um diese Uhrzeit – es ist Nachmittag – dafür längst zu spät ist. Und trotzdem bemühen
sie sich so auszusehen, als hätten sie Kalorien im Überfluss zu verbrennen, wenn ihnen nur jemand die Gelegenheit dazu geben würde.
    Alle starren sie dem Wagen des Kadaverkönigs entgegen. Als die Tür aufgeht, knien sie in einer einzigen Welle nieder, um ihrer Unterwürfigkeit Ausdruck zu verleihen, verbeugen sich dreifach vor dem Patron, der ihnen ein Dach über dem Kopf gibt – dem einzigen Mann in ganz Krung Thep, der bereit ist, die Last auf sich zu nehmen, die sie darstellen, der ihnen eine gewisse Sicherheit vor den roten Macheten der Malaien und den schwarzen Schlagstöcken der Weißhemden bietet.
    Hock Sengs Blick schweift über die Rücken der Yellow Cards; er fragt sich, ob er einen von ihnen kennt, und für einen Moment ist er überrascht, dass er nicht unter ihnen kniet.
    Dog Fucker führt ihn in den dunklen Turm. Das Kratzen von Rattenkrallen auf Beton ist nicht zu überhören, und der Geruch dicht zusammengedrängter, schwitzender Leiber weht aus den oberen Stockwerken zu ihnen herab. Neben einem Paar gähnender Aufzugschächte klappt Dog Fucker ein angelaufenes Sprachrohr aus Kupfer auf und ruft etwas in barschem Befehlston hinein. Sie warten, wobei sie einander im Auge behalten: Dog Fucker eher gelangweilt, Hock Seng darum bemüht, seine Beklommenheit zu verbergen. Von oben ertönt ein Klappern, Zahnräder klackern, Eisen knirscht über Stein. Ein Fahrstuhl bleibt vor ihnen stehen.
    Dog Fucker zerrt das Gitter beiseite und steigt ein. Die Frau, die an der Schalttafel steht, schreit etwas in das Sprachrohr, bevor sie das Gitter zuknallt. Dog Fucker lächelt vielsagend. »Warten Sie hier, Yellow Card.« Und verschwindet nach oben in die Finsternis.
    Kurz darauf schweben die Ballastmänner im zweiten Schacht herab. Sie quetschen sich aus dem Fahrstuhl heraus
und stürzen gemeinsam zur Treppe. Einer von ihnen bemerkt Hock Seng und fasst seinen Blick falsch auf.
    »Es gibt keine weiteren Plätze mehr. Wir sind schon vollzählig. «
    Hock Seng schüttelt den Kopf. »Nein, natürlich nicht«, murmelt er, aber die Männer verschwinden bereits im Treppenhaus. Sandalen klatschen über Stufen, während sie himmelwärts eilen, um ein weiteres Mal als Ballast zu dienen.
    Hock Seng blickt aus dem Gebäude in das grelle Licht der Tropen hinaus. Zahllose Flüchtlinge drängen sich dort, und alle beobachten sie die Straße; sie haben nichts zu tun, können nirgendwohin gehen.
    Ein paar Yellow Cards schlurfen durch den Hausflur. Kleine Kinder schreien, und ihre dünnen Stimmchen werden von dem heißen Beton zurückgeworfen. Von irgendwo über Hock Seng ertönt das Stöhnen von Sex. Die Leute treiben es auf den Fluren wie die Tiere, in aller Öffentlichkeit, weil sie die Hoffnung auf Privatsphäre längst aufgegeben haben. Ihm ist das alles so vertraut. Schon erstaunlich, dass er einmal in ebendiesem Gebäude gewohnt, in ebendiesem Pferch geschmachtet hat.
    Die Minuten verstreichen. Vielleicht hat es sich der Kadaverkönig anders überlegt. Dog Fucker hätte längst wieder hier sein müssen. Aus den Augenwinkeln nimmt Hock Seng eine Bewegung wahr; er zuckt zusammen, aber es sind nur Schatten.
    Manchmal träumt er, dass sich die Grünen Brigaden in Cheshire verwandelt haben, dass sie sich häuten können und überall dort auftauchen, wo man sie am allerwenigsten erwartet – während er sich im Bad Wasser über den Kopf gießt oder eine Schüssel Reis isst oder über der Latrine hockt … Sie nehmen urplötzlich Gestalt an, stürzen sich auf ihn, schlitzen ihm den Bauch auf und werfen seinen Kopf auf die Straße,
den anderen zur Warnung. Wie sie das auch mit Jade Blossom und der älteren Schwester seiner Erstfrau gemacht haben. Und mit seinen Söhnen …
    Der Aufzug klappert. Kurz darauf kommt Dog Fucker herabgeschwebt. Die Fahrstuhlführerin ist fort, und Dog Fucker bedient die Bremsen.
    »Gut. Sie sind nicht weggelaufen.«
    »Es macht mir keine Angst, hier zu sein.«
    Dog Fucker mustert ihn von Kopf bis Fuß. »Nein. Natürlich nicht. Schließlich stammen Sie von hier, hab ich Recht?« Er tritt aus der Kabine und macht eine Handbewegung, die Hock Seng nicht zu deuten weiß. Wachmänner lösen sich aus

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