Biokrieg - Bacigalupi, P: Biokrieg - The Windup Girl
warten.« Er gibt Hock Seng mit einer Handbewegung zu verstehen, dass er ihm folgen soll. »Jetzt oder nie.«
Hock Seng ist hin und her gerissen. Schließlich winkt er Mai zu sich. Sie kommt herbeigerannt, während Dog Fucker zum Tor vorausgeht. Hock Seng beugt sich zu ihr hinunter und flüstert: »Sag Khun Anderson, dass ich nicht zurückkomme … dass ich eine Vermutung habe, wo ich eine neue Aufziehspindel beschaffen kann.« Er nickt mit Nachdruck. »Ja. Sag ihm das. Eine Aufziehspindel.«
Mai nickt und macht Anstalten sich umzudrehen, aber Hock Seng zieht sie noch einmal zu sich heran. »Achte darauf, langsam zu sprechen und einfache Worte zu benutzen. Ich möchte nicht, dass der Farang dich falsch versteht und mich auf die Straße setzt. Und denk daran – wenn ich gehen muss, gehst du auch.«
Mai grinst. »Mai pen rai. Ich werde dafür sorgen, dass er weiß, wie hart Sie für ihn arbeiten.« Sie flitzt zurück in die Fabrik.
Dog Fucker lächelt ihm über die Schulter hinweg zu. »Und ich dachte, Sie wären nur der König der Yellow Cards. Und was sehe ich da? Ein hübsches Thaimädchen, das nach Ihrer Pfeife tanzt. Nicht schlecht für einen Yellow Card.«
Hock Seng verzieht das Gesicht. »Das ist nicht unbedingt ein Titel, auf den ich es abgesehen habe.«
»Glauben Sie, der Kadaverkönig hat sich seinen Namen ausgesucht? Aber Namen können viel verbergen.« Dog Fucker
schaut sich eingehend um. »Ich war noch nie in der Fabrik eines Farang. Nicht übel. Da steckt eine Menge Geld drin.«
Hock Seng zwingt sich zu einem Lächeln. »Wohl wahr. Die Farang werfen das Geld nur so zum Fenster hinaus.« Er spürt die Blicke der Arbeiter im Nacken und fragt sich, wie viele von ihnen Dog Fucker kennen. Ausnahmsweise ist er froh, dass nicht mehr Yellow Cards in der Fabrik angestellt sind. Sie wüssten sofort, mit wem er da Umgang hat. Hock Seng wischt seinen Ärger und seine Angst beiseite. Natürlich möchte Dog Fucker ihn aus dem Gleichgewicht bringen. Das ist Teil der Verhandlungsstrategie.
Du bist Tan Hock Seng, das Oberhaupt von Tri-Clipper. Lass dich nicht von belanglosen Taktiken irritieren.
Das Mantra tut seine Wirkung, bis sie das Haupttor erreichen. Hock Seng bleibt abrupt stehen.
Dog Fucker lacht, als er ihm das Tor aufhält. »Was ist los? Noch nie ein Auto gesehen?«
Hock Seng muss sich zusammenreißen, um den Mann nicht zu ohrfeigen. Dieser arrogante Idiot! »Sie sind ein Narr«, murmelt er. »Erzählen Sie meinen Namen doch gleich überall herum! Was glauben Sie, wie schnell es sich herumsprechen wird, was für eine Extravaganz vor der Fabrik geparkt hat!«
Er duckt sich und steigt ein. Dog Fucker folgt ihm, noch immer ein Grinsen im Gesicht. Seine Männer drängen ihnen nach. Old Bones ruft dem Fahrer etwas zu. Der Motor springt mit einem Grollen an. Sie setzen sich in Bewegung.
»Ein Kohlediesel?«, fragt Hock Seng. Er flüstert, er kann nicht anders.
Dock Fucker nickt. »Der Boss tut so viel für die Kohlenstoffbelastung …« Er zuckt mit den Schultern. »Da kann man sich schon mal was leisten.«
»Aber was das kostet …« Hock Seng gehen die Worte
aus. Was das kostet, diesen Stahlkoloss in Bewegung zu setzen. Was für eine Verschwendung! Ein weiterer Beleg dafür, welche Monopolstellung der Kadaverkönig innehat. Selbst in Malaya, als er am reichsten war, hätte er sich so etwas niemals geleistet.
Trotz der Hitze, die in dem Wagen herrscht, zittert er. Das Fahrzeug wirkt massiv, ungeheuer schwer – eine Erinnerung an frühere Zeiten. Ebenso gut könnten sie in einem Panzer sitzen. Er kommt sich vor, als säße er in dem Tresor von SpringLife, abgeschnitten vom Rest der Welt. Klaustrophobie droht ihn zu verschlingen.
Dog Fucker lächelt, während Hock Seng versucht, seiner Gefühle Herr zu werden. »Ich hoffe, Sie verschwenden nicht seine Zeit«, sagt er.
Hock Seng zwingt sich, sein Gegenüber anzuschauen. »Das würde Ihnen wohl gefallen.«
»Aber ja.« Dog Fucker zuckt mit den Schultern. »Wenn es nach mir ginge, hätten wir Ihresgleichen auf der anderen Seite der Grenze verrecken lassen.«
Der Wagen beschleunigt, und Hock Seng wird in die Polster gedrückt.
Draußen vor dem Fenster gleitet Krung Thep vorbei wie eine andere Welt: zahllose Menschen, deren Haut in der Sonne schimmert, staubige Zugtiere und Fahrräder wie Fischschwärme. Blicke, die dem Wagen folgen. Münder, die sich lautlos öffnen. Die Leute rufen und deuten auf ihn.
Die Geschwindigkeit dieser Maschine ist
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