Bios
erklärte. Und fortfuhr zu erläutern, bis Degrandpre sich gezwungen sah, der Befürchtung Ausdruck zu geben, der Seniormanager von der Erde könne sich womöglich von der Fülle der Details erdrückt fühlen.
»Ganz im Gegenteil«, sagte Theophilus schneidig. »Standard-Quarantäne beträgt zehn Tage?«
Der Mediziningenieur nickte.
»Und wann geht diese hier zu Ende?«
»In wenigen Stunden, und kein Anzeichen einer Kontamination, nichts. Die haben eine Menge durchgemacht, die vier; die freuen sich schon.«
»Geben Sie ihnen noch eine Woche«, sagte Avrion Theophilus.
*
»Master Theophilus«, fragte Degrandpre, »gibt es sonst noch etwas, das Sie zu sehen wünschen? Die Gärten vielleicht, oder die medizinischen Einrichtungen?«
»Isis«, sagte Theophilus.
Immer wollen sie ans Fenster. »Da kann ich Ihnen den Ausblick im Shuttledock empfehlen.«
»Nein, danke, ich möchte schon näher hinsehen.«
Degrandpre runzelte die Stirn. »Näher hinsehen? Sie meinen… Sie wollen eine Bodenstation besuchen?«
Theophilus nickte.
Mein Gott, dachte Degrandpre. Er wird sich umbringen. Dieser imposante, dämliche Adelige wird sich umbringen, und die Familien werden mir die Schuld geben.
Zwölf
Am letzten Morgen ihres dreitägigen Testausflugs verschlief Zoe. Seit dem Tod von Elam Mather hatte sie ein gestörtes Verhältnis zu ihrem Schlaf, er war seitdem flach und strotzte vor Träumen, doch die Erschöpfung hatte sie in eine schwarze, traumlose Bewusstlosigkeit gekippt. Als sie aufwachte, war der morgendliche ›Handshake‹ mit Yambuku seit einer Stunde überfällig.
Hatte man sie einfach schlafen lassen, oder gab es schon wieder eine Krise, eine Peripherieverletzung oder sonst ein Unheil zu bewältigen? Sie schaltete ihr Hornhautdisplay um und rief einen Lagebericht ab. Das übliche Telegeschnatter von Yambuku scrollte vorbei, Roboter redeten mit Robotern, doch ihre persönliche Sprechfunkverbindung trug ein gelbes Wartesymbol. Sie befragte das System und bekam eine vorausschauende Nachricht von Tam Hayes. Er müsse an einer Konferenz mit den IOS-Kachos teilnehmen und werde sich so bald wie möglich melden; inzwischen könne sie ja schon mal ihre sieben Sachen packen für den letzten Tagesmarsch.
Sie trat aus dem Zelt in die Morgensonne hinaus und kam sich ein klein wenig verlassen vor.
Ihr Testausflug war ein einziger Erfolg gewesen. Alle Peripheriegeräte – Zelt, Roboter, Managementsysteme für Nahrung und Abfall, Telekommunikation – hatten so einwandfrei funktioniert, dass die Ingenieure von Yambuku kein Hehl aus ihrem Neid machten. Es gab also doch noch eine Zukunft für die menschliche Präsenz auf Isis, auch wenn die Außenposten der ersten Generation gravierende Schwächen zeigten. Sie erfüllte ihre Mission, und wichtiger noch, sie war auf Isis, unterwegs in der fremden Biosphäre, nur einen Steinwurf entfernt vom brausenden Copper River…
Und warum kam ihr das wie ein hohles Versprechen vor?
Irgendetwas stimmt nicht mit mir, dachte Zoe.
Sie ließ die Luft aus den Zeltwänden, rollte die Gelmatten sorgfältig zusammen und schnallte sie auf einen hundegroßen Packroboter. Sie packte auch ihre Abfälle ein – leere Nahrungsbehälter, einen entladenen Akku; alles war keimfrei, aber es hier zu vergraben, kam ihr wie eine Entweihung vor, eine Beleidigung von Isis.
Irgendetwas stimmte nicht. Oh, es war nichts Physisches; ihre Grenzflächen waren intakt; sie war so gefeit gegen die Biosphäre wie ein Mensch nur gefeit sein konnte. Es war etwas weniger Greifbares als ein Virus oder ein Prion, das sich da in ihrem Innern breit machte.
Der Wald glitzerte vom nächtlichen Regen. Das Wasser rann von Stufe zu Stufe, aus vollen Blattmulden in überlaufende Blütenkelche. Im Schattenreich der Baumstämme waren über Nacht die Fruchtkörper der verschiedensten Pilze aus dem Boden geschossen. Der leichte Westwind wirbelte Schimmelpilzsporen auf, ein feiner, klebriger Staub, wie Holzascheteufelchen.
Ob sie mit einem Arzt reden sollte? Wenn alles nach Plan verlief, war sie bis zum Einbruch der Dunkelheit wieder in Yambuku. Doch ihre Beschwerden waren nicht so dramatisch – Ruhelosigkeit, Schlafstörungen und eine ganze Reihe von befremdlichen Gefühlen, von denen einige mit ihrer sexuellen Beziehung zu Tam Hayes zusammenhingen. Wenn sie das einem Arzt von Yambuku offenbarte, hatte sie endlose endokrine und Neurotransmitter-Tests zu erwarten – wollte sie das? »Nein«, sagte sie, ihre Stimme
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