Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bios

Bios

Titel: Bios Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
ich. Vor Teheran sowieso nicht. Ich war gern mit meinen Schwestern zusammen, mit den Kindermädchen.«
    »Vermisst du das Heim?«
    »Es gibt Dinge, die kriegt man nicht zurück. Dieses Gefühl… am richtigen Platz zu sein.«
    »Hier sind wir alle fehl am Platz.«
    Die Haut ihres Schutzanzugs war äußerst sensibel, zu sensibel. Sie fuhr zusammen, als ein Blatt auf ihre Schulter fiel.
    »Zoe?«
    »Tut mir Leid. Falscher Alarm. Der Wind frischt auf hier. Hab so ein Gefühl, als würd es bald regnen.« Sie fragte sich, wieso es leichter fallen sollte, mit Hayes über Sprechfunk zu reden als von Angesicht zu Angesicht. »Ich kann mir schon denken, wie ich einer Kuiper-Person vorkommen muss. So wie ich aufgewachsen bin, meine ich.«
    »Keiner kann sich seine Kindheit aussuchen, Zoe.«
    »Wie eine von diesen altmodischen, aristokratischen Chinesinnen, die ihre Füße in winzige Schuhe zwängen – du weißt schon. Sich verbiegen, bis man in irgendeine Schablone von Schönheit oder Nützlichkeit passt.«
    »Zoe…« Er hielt inne. »Alte Kuiper-Maxime: ›Ein gebrochenes Menschenwesen ist nicht mal als Werkzeug zu gebrauchen.‹ So wie du das alles überlebt hast, musst du einen soliden Kern haben, etwas, das nur dir gehört.«
    Jetzt war es an ihr, innezuhalten.
    Theo hatte immer gesagt: Du spielst wieder Verstecken, Zoe.
    Und er hatte immer herausbekommen, was er herausbekommen wollte.
    Meistens.
    Hayes sagte: »Still jetzt, Zoe, ein bisschen noch. Das Objekt bewegt sich wieder in deine Richtung. Die Roboter locken es weg, aber lenk jetzt nicht die Aufmerksamkeit auf dich. Und nimm bitte die Restlichtverstärkung zurück, Zoe. Die Linsen bluten, sie glühen wie Katzenaugen.«
    »Du kannst mich sehen?« Sie wusste nicht, wie sie das finden sollte.
    »Ich bin eins von den Telesensorien. Pssst. Ich halte dich auf dem Laufenden.«
    Sie seufzte und schaltete den Restlichtverstärker ab. Sofort herrschte absolute Finsternis. Sie schloss die Augen und lauschte.
    Der Wind wehte stärker inzwischen. Wolken hatten sich vor die Sterne geschoben. Von Westen schob sich eine Kaltfront heran, so der Wetterbericht am Morgen. Regentropfen klatschten auf das Walddach.
    Es raschelte im Unterholz, vielleicht ein paar Meter von ihr entfernt. Ihr Puls raste.
    Hayes sagte: »Das ist ein Roboter, dein Flankenschutz. Ich weiß, du siehst nicht einmal die Hand vor Augen. Aber du musst jetzt Ruhe bewahren, still jetzt.«
    Sie konnte den Triraptor nicht durch den Wald schnüffeln sehen, aber ihr Schutzanzug roch ihn und übersetzte die luftgestützten Moleküle in eine elektronische Reizung ihrer Rezeptoren: Sie hatte ein schwaches Echo von etwas Beißendem und Bitterem in der Nase.
    Das Tier war jetzt ganz in der Nähe. Für Nachteinsätze getrimmte Telesensorien umschwirrten sie. Schließlich hörte sie die unverkennbaren Geräusche von etwas Lebendigem und Massivem, das sich durchs Gestrüpp bewegte.
    »Ruhig Blut, Zoe.«
    Theo hatte ihr mehr Disziplin beigebracht als sie jetzt bewies. Sie riss die Augen weit auf und stellte sich vor, ihn zu sehen, den Triraptor – seine Augen zumindest, den schwachen Abglanz des Sternenlichts am östlichen Himmel, klassische Raubtieraugen, Chromgelb und wachsam.
    Und vorbei.
    »Stillhalten, Zoe.«
    Das Tier verfolgte eine Robotspinne, kein Zweifel.
    »Warte noch.«
    Die Geräusche entfernten sich.
    Vorsichtig hob sie das Gesicht in den Sprühregen.
    »Ich vermisse Elam«, flüsterte sie.
    »Ich weiß, Zoe. Ich vermisse sie auch.«
    »Uns bleibt nicht mehr viel Zeit, oder?«
    »Sag so was nicht.«

 
Elf
     
    Degrandpre hatte Avrion Theophilus durch das volle Besichtigungsprogramm der IOS schleusen wollen – wann hatten sie jemals einen Besucher wie Avrion Theophilus gehabt? –, doch der Mann von Devices & Personnel hatte abgewinkt.
    »Was ich mir heute Morgen ansehen möchte«, hatte Theophilus freundlich gesagt, »das ist Ihre Shuttle-Quarantäne.«
    Und was für ein grandioser Spross der Familien dieser Theophilus war! Groß gewachsen, gertenschlank, grauhaarig, Adlernase und von vornehmer Blässe. Degrandpres Orchidektomie-Abzeichen, das seine Untergebenen derart beeindruckte, war für diesen Mann nichts weiter als die Tätowierung eines Dienstboten. Ohne jeden Zweifel hatte Theophilus bereits eine ganze Horde junger Aristokraten gezeugt, stramme Geschöpfe mit blauen Augen und makellosen Zähnen.
    Imposant, einflussreich – und potenziell sehr gefährlich. Avrion Theophilus war ein D&P-Funktionär von

Weitere Kostenlose Bücher