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Birnbaeume bluehen weiß

Birnbaeume bluehen weiß

Titel: Birnbaeume bluehen weiß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerbrand Bakker
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reagierte nicht. Es war seltsam. Wenn man sich Menschen ansieht, wenn man sie anschaut, blickt man ihnen in die Augen. Man schaut nicht auf den Mund oder die Nase von Leuten, wenn man mit ihnen redet oder ihnen die Hand gibt. Sogar wenn jemand mit geschlossenen Augen in einem Bett liegt, sieht man ihn doch an. Wir konnten Gersons Mund ansehen, seine Nasenspitze, die beiden Pickel auf seinem Kinn. Das war’s.
    »Morgen früh kann er wieder reden«, sagte Klaas.
    »Dann können wir ihm wenigstens auf den Mund sehen.«
    Es wunderte uns überhaupt nicht, dass Gerard schon schlief, als wir wieder in das dämmrige Zimmer traten. Gerard ist ein Schläfer, vor allem in schweren Zeiten. Andere Menschen reden, weinen, schreien oder fluchen, aber Gerard schläft einfach ein. Wenn man schläft, ist man eine Weile nicht da, geht alles an einem vorbei. Wir schoben unsere Betten vor das große Fenster. In einem Schrank fanden wir ein paar Extrakissen, mit denen wir die Kopfenden erhöhten. Wir sind keine Schläfer, und Kees hätte auch nicht gewusst, wie er das mit dem Gipsklumpen an seinem Arm hätte machen sollen. Wir zogen die Decke über uns und starrten auf die Bürotürme, die jetzt völlig verlassen waren. In manchen Räumen brannte aber noch ein schwaches Licht.
    »O nein! Daan! Ich habe Daan völlig vergessen«, rief Klaas plötzlich.
    »Bei den Birnbäumen?«
    »Nein, unten vor dem Haupteingang. Ich wollte ihn mit reinnehmen, aber das ist verboten, Hunde dürfen nicht ins Krankenhaus.«
    »Wohl in den Krankenwagen?«
    »Auch nicht. Aber wir waren schon unterwegs, als sie merkten, dass Daan auch drinsaß.«
    Gerard wühlte und wälzte sich im Bett hin und her. Er murmelte etwas, was wir nicht verstehen konnten.
    »Ist er angebunden?«
    »Ja. Es ist seltsam, aber kurz bevor wir weggingen, habe ich noch an seine Leine gedacht. Die habe ich aus dem Handschuhfach geholt.« Klaas starrte eine Weile nach draußen. »Ich brauchte es nicht malaufzumachen, die Klappe hing herunter«, sagte er. »Es war Blut daran.«
    »Irgendwer hat ihm bestimmt Wasser gegeben«, sagte Kees. »Vielleicht versteht er, was passiert ist. Daan ist ein schlauer Hund und öfter mal nachts draußen.«
    »Also morgen früh?«, fragte Klaas.
    »Morgen früh«, antwortete Kees. »Morgen früh regeln wir alles.«
    Danach aßen wir – bis auf zwei Äpfel und zwei Brötchen – alles auf. Wir sind keine Schläfer, wir sind Esser.

Warten
    Am nächsten Morgen schlichen wir in aller Frühe zusammen durchs Krankenhaus. Wir hatten beide ein Schinkenbrötchen dabei. Sie waren nicht mehr besonders frisch, aber das würde Daan egal sein. Er saß auf einer Bank neben dem Eingang. Er schlief nicht, er jaulte nicht. Aber er sah uns ziemlich merkwürdig an.
    Im Laufe der Zeit hatten wir entdeckt, dass Daan vier Gesichter ziehen konnte. Die drei einfachen waren das schläfrige Gesicht, das frohe Gesicht und das traurige Gesicht. An diesem Morgen hatte er einen vierten Gesichtsausdruck bekommen, der nicht einfach zu beschreiben ist. Ein bisschen beleidigt und bockig. So schaut er, wenn ihm etwas nicht passt oder wenn er eifersüchtig ist. Am liebsten würde er einen gar nicht anschauen, aber das schafft er nicht, und darum guckt er ein wenig schräg und verstohlen. Als wenn er sagen wollte: Ich sehe dich zwar, aber erwarte bloß nichts von mir.
    »Ich kann auch nichts dafür, Daan«, entschuldigte sich Klaas. »Wir hatten andere Sorgen.« Er riss kleine Stücke von seinem Schinkenbrötchen ab und legte sie auf die Lehne der Bank. Wie erwartet drehte Daan den Kopf weg und schaute demonstrativ in die andere Richtung. Er erinnerte uns in diesem Moment sehr an Gerson, der konnte ähnlich dickköpfig und störrisch sein. Vielleicht verstanden sie sich darum so gut, die beiden. Es war auch möglich, dass er Gerson erwartet hatte und deshalb jetzt mürrisch war. Wir waren zweiteWahl, wir waren nur Stöckewerfer. Jemand hatte eine Schale mit Wasser vor die Bank gestellt. Als Kees Daan streicheln wollte, legte er sich hin und schloss die Augen, wie wenn er auf der Stelle einschliefe.
    »Wenn wir hier bleiben, frisst er nichts«, sagte Kees.

    »Ich sage es vorsichtshalber dazu«, erklärte Harald. »Die Leute bekommen immer einen Riesenschrecken, wenn das Wort Koma fällt. Sie denken gleich das Allerschlimmste, dabei besteht dafür längst nicht immer ein Anlass.«
    Wir sagten nichts, wir starrten aus dem Fenster. Wir sahen an diesem Morgen, dass der dunkle Fleck an der Rückseite

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