Birne sucht Helene
letzten Reihe.
»Nein, ich kenne David Lindenhof seit Jahren. Wir waren zusammen in der Schule. Und jetzt bin ich eingesprungen, um ihm zu helfen. Stimmt’s nicht, Dave?«
Dave nickte widerwillig.
»Und er führt mich hier vor, lässt mich Lamm kochen, obwohl er genau weiß, dass ich dadurch Eli verloren habe. Sie wollen wissen, wer Eli ist? Seine Verlobte! Nur, dass ich sie viel mehr liebe als er. Für ihn ist sie nur eine spannende Abwechslung, aber mir bricht das Herz beim Gedanken daran, sie nie wiederzusehen. Wir haben uns geküsst, und was das für Küsse waren. Ich weiß, das klingt lächerlich, aber manchmal spürt man einfach, dass man zusammengehört, so als schlage der Puls im gleichen Rhythmus, als passe sich die Körpertemperatur aufs Milligrad an den anderen an, als gehöre man zusammen, als dürfe es gar nicht anders sein im Leben. Kennen Sie das?«
Diewenigen anwesenden Männer schüttelten die Köpfe, doch einige Frauen nickten, und die ein oder andere hatte sogar Tränen in ihren Augen.
»Ich habe nie an die eine, die große Liebe im Leben geglaubt. Ich dachte, das ist Quatsch. Aber jetzt ist sie da, und ich will sie nicht verlieren, ich will Eli nicht verlieren. Aber vielleicht hab ich das ja längst schon. Was bin ich gegen Dave Lindenhof, Fernsehkoch extraordinaire, mit seinem Ruhm, seinem Geld, seinem … ach, ich weiß es auch nicht.« Er drehte sich zu seinem alten Freund. »Ich werd jetzt zu Eli gehen und mit ihr reden. Mehr will ich doch nicht. Dann soll sie entscheiden. Und wenn sie mir keine Chance mehr gibt, lass ich euch in Ruhe. Für immer. Und jetzt fahr ich nach Bonn.« Er blickte zur Producerin, die leichenblass am Bühnenrand stand. »Fangt noch mal von vorn an und schneidet mich komplett raus. Ich gehöre nicht in so eine Sendung.«
Eine Frau, die aussah wie die junge Biene Maja, rannte zu ihm und drückte Paul einen dicken Kuss auf die Lippen. »Hol sie dir, Tiger!«
Zuerst klatschte nur das Ottfried-Fischer-Double, das Rehfilet immer noch auf dem Kopf, dann stimmten nach und nach immer mehr Zuschauer ein. Und schließlich: tosender Applaus. Einer nach dem anderen stand auf und unzählige schickten unterstützende Pfiffe zu Paul.
Schwungvoll drehte er sich daraufhin zu Dave. »Und ich werde Eli auch sagen, was du hier mit mir abgezogen hast. Ob du willst oder nicht.«
»Ist nicht mehr nötig.«
»Was? Wieso?«
»Ich hab dich angelogen, das ist eine Live-Sendung. Sie hat es gehört – und ganz Fernsehdeutschland mit ihr.«
Paulwar noch kurz nach Hause gefahren, bevor er sich auf den Weg zu Eli gemacht hatte. Nicht nur, um den Schock halbwegs zu verdauen, Paul wollte auch etwas vorbereiten, damit er nicht mit leeren Händen bei ihr auftauchte. Er hatte sich die Strecke zu ihrer Penthouse-Wohnung nur kurz bei Google Maps anschauen müssen – und sich dann kein einziges Mal verfahren. Dave würde noch nicht zurück sein, dafür war er viel zu sehr Medienprofi. Er zog seine Sendung sicher durch.
Paul stieg aus seinem Wagen und blickte hoch. In der obersten Etage des Hochhauses brannte Licht.
Jetzt würde sich alles entscheiden.
Er atmete noch einmal durch, doch der Sauerstoff schien nicht bis in seine Lungen zu gelangen. Ihm wurde etwas schwindlig. Auf der Klingel stand nur Davids Nachname. Lebte sie etwa gar nicht hier? Paul wollte schon wieder umdrehen, aber sein Finger war anderer Meinung und drückte einfach den Knopf.
Die Tür wurde geöffnet, ohne dass jemand in der Gegensprechanlage nach seinem Namen fragte. Und als Paul in der obersten Etage ankam, stand die Tür zur Wohnung offen – denn Eli hielt sie auf. Kein Lächeln umspielte ihre schönen Lippen, kein Glanz in den Augen verriet, was sie dachte.
»Komm rein. Ich hab dich schon erwartet.« Sie drehte sich auf dem Absatz um und ging ins Wohnzimmer.
»Du hast alles gehört«, sagte Paul.
»Jedes Wort.«
»Ich hab mich wohl ziemlich lächerlich gemacht.«
Sie setzte sich auf einen der Umzugskartons, die hier scheinbar als Stühle dienten. »Du wolltest mir etwas sagen?«
»Aber du hast doch im Fernseh …«, stotterte Paul.
»Du wolltest mir etwas sagen?«
Sie bot ihm keinen … Umzugskarton zum Sitzen an. Paul kam sich vor wie im Gericht.
»ImStehen?«, fragte er.
Keine Regung.
»O-kay, dann eben so. Ich habe allerdings was mitgebracht, um meinen Vortrag zu illustrieren.« Er kramte in seinem Rucksack und zog etwas hervor. Und zwar Obst.
»Es waren einmal zwei Birnen, die passten wirklich
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