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Bis ans Ende der Welt - Oskar und Mathilda ; 2

Bis ans Ende der Welt - Oskar und Mathilda ; 2

Titel: Bis ans Ende der Welt - Oskar und Mathilda ; 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Westfalen> F.-Coppenrath-Verlag <Münster
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Mann.
    Mathildas Mutter sann einen Moment nach. »Du hast recht«, sagte sie schließlich. »In Flugzeugen sind Kompasse beinahe genauso wichtig.«
    »In Flugzeugen gibt es sogar einen künstlichen Horizont«, sagte Mathilda.
    »Um Gottes willen!«, rief Barbara von Dommel. »Man sollte sich wirklich wundern, dass sie so selten abstürzen.«
    Mathilda lehnte sich nach vorn, damit ihre Mutter sie besser verstehen konnte. »Deshalb haben sie ihn ja, diesen künstlichen Horizont«, erklärte sie. »Sonst würden die Dinger nämlich viel öfter abstürzen.«
    Frau von Dommel blickte ihren Mann von der Seite an.
    »Kinder!«, sagte sie lachend. »Was die manchmal so alles daherplappern!«
    Mathildas Vater schüttelte unwillig den Kopf und versuchte, den Blick seiner Tochter im Rückspiegel einzufangen.»Woher weißt du das?«, fragte er. »Bringt Herr Schobisch dir so etwas bei?«
    »Na hör mal!«, empörte sich Barbara von Dommel. »Jakob erzählt dem Kind doch keine Lügenmärchen!«
    Jakob Schobisch war Mathildas Privatlehrer. Nach den Unterrichtstunden am Vormittag saß er nachmittags immer noch eine Weile mit ihrer Mutter bei einem Stück frisch gebackenem Birnenkuchen zusammen. Mathilda nannte ihn heimlich »der schöne Schorsch«, denn Jakob Schobisch war nicht nur sehr nett, sondern auch sehr hübsch, was natürlich auch Barbara von Dommel sofort ins Auge gestochen war.
    »Nee, das hat mir Opa Heinrichen erklärt«, sagte Mathilda. »Der künstliche Horizont ist für die Piloten unerlässlich, da sie den echten über den Wolken, im Nebel oder in der Nacht gar nicht sehen können und irgendetwas brauchen, woran sie sich stattdessen orientieren. Wenn man in der Luft ist und alles um einen herum gleich aussieht, merkt man nämlich nicht, ob die Maschine gerade oder schief fliegt.«
    Frau von Dommel schnalzte entrüstet mit der Zunge. »Du solltest diesen ganzen Unsinn nicht einfach glauben«, wies sie ihre Tochter zurecht.
    »Er ist wirklich sehr gebildet, dieser Herr Heinrichen«, sagte ihr Mann und nickte versonnen. »Hätte ich ihm gar nicht zugetraut.«
    »Wie bitte?« Mathildas Mutter schüttelte den Kopf. »Also, ich werde nicht zulassen, dass unser Engelchen von diesemalten Herrn unterrichtet wird – falls du darauf hinauswillst.«
    Oskar zupfte Mathilda am Pulliärmel. Sie ließ sich wieder in den Sitz zurückfallen, und Oskar beugte sich so weit zu ihr hin, dass seine Nase in ihrem Haar versank.
    »Sie hat dich Engelchen genannt«, wisperte er.
    Mathilda nickte. Sie spürte Oskars warmen Atem auf ihrer Wange und wagte kaum, sich zu rühren. Dabei hätte sie ihm zu gerne das mit dem Gewitterwölkchen erzählt.
    Im Zeitlupentempo drehte sie ihm das Gesicht zu. Ihre Nasenspitzen berührten sich und Oskar zuckte zurück. Was ein Segen war, denn sonst hätte Mathilda ihn womöglich noch mitten auf den Mund geküsst.

    Oskar fühlte sich seltsam. Seine Muskeln waren total angespannt, sein Herz pochte hart gegen sein Brustbein und in seinem Bauch kribbelte es wie verrückt.
    Er hatte den Kopf zur Seite geneigt und sah durch das Seitenfenster in die Nacht hinaus. Niemand im Wagen sprach ein Wort. Ronald von Dommel trommelte mit den Fingerspitzen auf dem Lenkrad herum, seine Frau gab hin und wieder ein leises Seufzen von sich, und Mathilda, die inzwischen ganz in die Ecke gerückt war, starrte so stumm und reglos wie ein versteinerter Fisch auf ihrer Seite aus dem Fenster.
    Fahl beleuchtete Felder, stockfinstere Baumschemen und einzelne kleine Lichter zogen vorbei. Der Motor des Wagens brummte leise und beruhigend. Oskar war todmüde – schlafen konnte er trotzdem nicht.
    Er dachte darüber nach, was die von Dommels bewogen haben könnte, so überstürzt mit ihnen beiden in die Ferien zu fahren. Noch dazu, ohne dass Mathilda sie hatte überreden müssen! Aber so sehr Oskar seine Gehirnzellen auch marterte, sie lieferten ihm einfach keine Erklärung. Also versuchte er, sich darüber zu freuen, dass er schon bald das Mittelmeer zu sehen bekommen würde. Oskar stellte sich das ganz großartig vor. Er würde seinem Vater eine Postkarte mit der Riviera vorne drauf in die Schweiz schicken. Die Anschrift kannte er mittlerweile auswendig.
    Oskars linke Hand ruhte auf dem Sitz. Sie fühlte sich irgendwie weit entfernt von ihm an, und Oskar konnte sich sehr gut vorstellen, dass sie gar nicht zu ihm gehörte. Plötzlich setzte sie sich in Bewegung und rutschte ganz von alleine über den weichen Velourslederbezug auf Mathilda

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